Freitag, 28. Juli 2017

Süße Sensationen in Kumpfmühl

In der Kumpfmühler Straße 53 in Regensburg gibt es seit April ein neues Café - ach, was sag ich! - einen Tempel der Patisserie-Kunst.

BITTER'O heißt er und Olga Bitter und Salah Ladjmil, die beiden Inhaber, haben dort ein kleines Schmuckkästchen gepflegter Zuckerbäckerkunst und Kaffeehauskultur geschaffen.

Wunderbare Kuchen, Torten, Tartes und Croissants - gefüllt und ungefüllt - gibt es dort. Auch die Eiscreme fertigt man selbst. Aus feinsten Zutaten und in wechselnden Sorten. Nie das Gleiche, stets Abwechslung, das scheint hier Prinzip.

Julia, eine Facebook-Freundin aus der Kumpfmühler "Hood", hat mich auf das neue Café aufmerksam gemacht. In höchsten Tönen hat sie geschwärmt ... Ein paar Fotos hat sie mir zukommen lassen und mir gestattet, diese hier bei Bedarf auch zu verwenden ... Ich gebe viel auf das Urteil dieser kultivierten jungen Frau. Deswegen breche ich aus dem freien Teil des alten Gemanien auf, hinüber über den großen Strom, in den ehemals von den Römern okkupierten Teil der Stadt, nach Kumpfmühl ...
von Robert Bock

Ein Mittwoch. Die Uhr zeigt 7:30.  Der Tag kündigt an, heiß und sonnig zu werden. vergebens hat die Nacht versucht, die Schwüle des Vortags zu vertreiben ... Längst haben die Beschicker des Kumpfmühler Bauernmarktes ihre Stände aufgebaut und harren dem Wachwerden der Kundschaft ... Sommer in der Stadt.

Schräg gegenüber dem Markt, läd unter einem Laubengang, der den Regen fernhält, wenn man an einem der Tischchen draußen Platz nimmt, hinter dem Berufsverkehr, der schaumgebremst durch eine 30er-Zone gen Altstadt fließt, das BITTER'O zum Verweilen.

Vor der Tür zwei stylische Fahrräder. Drinnen plaudern hinter Kaffeetassen deren alternativ angehauchte Besitzerin und Besitzer mittleren Alters auf den mit Samt bezogenen niedrigen Fauteuils und Sofas. Kumpfmühl - Quartier im Dreieck Uni - Altenheim - Friedhof.

Helle Grautöne, Lavendel- und andere Pastelltöne, Barock und Biedermeier dominieren die reduzierte Ästhetik des Gästebereichs - Edelstahl und Weiß die Küche ...? Backstube ...? Wie benennt man eigentlich das Reich einer Konditorin korrekt ...?!

Wie auch immer: Offen und für den Gast und von der Straße aus einsehbar wird hier gearbeitet. Das schafft Vertrauen und weckt Interesse.


Man könnte im BITTER'O nicht nur vom Fußboden essen, so sauber ist es hier, man könnte notfalls chirurgische Eingriffe am offenen Herzen vornehmen, ohne, dass sich der Patient eine Infektion einfinge. So mein subjektiver Eindruck.

Olga Bitter selbst steht hinter dem Tresen. Die Vitrine ist um die frühe Morgenstunde noch ziemlich leer. Gut, dass mir Julia mit einem Foto selbiger im gefüllten Zustand aushelfen kann ...

Die Croissants seien gerade fertig sagt die großgewachsene, schlanke junge Frau in Konditorenkluft samt passender Mütze.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich bewundere ja Menschen, die solche Berufe ausüben und kein Gramm Speck zu viel auf den Rippen haben ... Ich brauch nur das Wort Konditorei buchstabieren, schon hab ich ein Kilo mehr auf den Rippen ... *seufz.

Meine charmante Begleiterin bestellt ein Nusscroissant und einen Caffè Crema, ich ein Pain au chocolat und einen Cappuccino.

Der schwarze Göttertrank rinnt zischend aus einer schweren weißen Siebträgermaschine. Kein WMF-Vollautomatengerümpel, aus dem mir persönlich der Kaffee in 9 von 10 Fällen nach gebrauchtem Spülwasser schmeckt. Hier im BITTER'O erreichen Kaffee und Cappuccino einer Straubinger Rösterei einen Grad an Perfektion, den in Worte zu kleiden ich nicht fähig bin. 

Der Milchschaum ist so fest und trotzdem sahnig, dass man meint, der Löffel könne darin stehen. Großartig, aber für 3,10 EUR darf der Gast meines Erachtens auch etwas erwarten. Überflüssig zu erwähnen, dass hier zum Türkentrank, Wiener Kaffeehaustradition folgend, auch ein Gläschen Wasser gereicht wird.

Beide Blätterteigteilchen sind ofenwarm und der pure Genuß. Fluffig und crispy, buttrig - exzellent! So kann ein Tag beginnen! Ein älterer Herr mit der Süddeutschen unter dem Arm tritt ein und nimmt sich zwei schlichte Croissants mit.

Ich stelle mir vor, wie er sich's daheim mit seiner Zeitung bei Kaffee und Olga Bitters ofenwarmen Croissants auf dem Balkon gemütlich machen wird. Ob er wohl jemanden hat, mit dem er Hörnchen und Lektüre teilen wird?

Olga Bitter versteht ihr Handwerk, das steht für mich fest, auch wenn ich bislang nur einen Bruchteil ihrer Kunst erkosten durfte.

An der Wand hängt ihr Meisterbrief. Bevor sie ihr eigenes Café eröffnet hat, hat die junge Konditorin bei guten Adressen gelernt: Dem Chocolat in Tegernheim, dem Opera und dem Pernsteiner in Regensburg. Zuletzt bei Dallmayr in München.

Genug geschwärmt: Das Beste wird sein, geneigte Leserinnen und Leser, Ihr stattet dem BITTER'O demnächst selbst einen Erkundungsbesuch ab. Ich bin mir sicher, das Wasser steht nach der Lektüre dieses Artikels ohnhin bereits Oberkante Unterlippe, worauf also warten ...?  Öffnungszeiten siehe Foto rechts.

Ich werde wiederkommen. Julia meint, die Eiscreme, die Olga fertige, sei ein Traum. Keine andere Eisdiele der Stadt könne da mithalten ...

Schau mer mal ... Mein erster Eindruck vom BITTER'O hat auf jeden Fall bestätigt, dass ich in Julias Ratschlag Vertrauen setzen kann ...



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