Freitag, 27. Mai 2016

Das wahrscheinlich beste Bier der Welt: Beim Gradl in Leups

Nirgendwo in Deutschland existieren noch so viele kleine Brauereien wie in Oberfranken. Nirgendwo werden so charaktervolle, eigenständige Biere gebraut und nirgendwo gibt es dazu eine so hinreissende wie schlichte Brotzeit wie dort.

Ein Unikum unter diesen vielen charmanten Dorfbrauereien, und eines meiner und Madames Lieblingswirtshäuser, ist der Brauerei Gasthof Gradl im Weiler Leups bei Pegnitz.

Einladend sieht er nicht gerade aus, dieser Gasthof, aber wer über seinen Schatten springt, seinen Wagen im Innenhof abstellt und es sich auf einer der orangutanfarbenen Biertischgarnituren bequem macht, wird einer jener tiefgreifenden Erfahrungen teilhaftig, derer das Leben nicht allzu viele bereit hält.

Warten ist dem Novizen angesagt - warten auf einen Service, der nicht kommen wird, denn hier draußen ist Selbstbedienung. Intelligente Zeitgenossen erkennen das schnell am regen Rein und Raus ins Wirtshausinnere. Weniger intelligente Zeitgenossen sitzen womöglich noch immer dort und entschleunigen im leupser way of chilling.
von Robert Bock

Mittwoch, 25. Mai 2016

Aldi haut einen bemerkenswerten Mosel-Riesling raus ...

Nachdem ich Aldi Süd zuletzt wegen zweier grenzwertig banaler südfranzösischer Bio-Weine (hier und hier) mit freundlichen Worten, aber doch geteert und gefedert habe, muss ich heute zur Ehrenrettung des Discounters heute meine Anerkennung aussprechen:

Ab heute haben sie dort einen 2015er Riesling feinherb von der Mosel - Steillage - kreiert vom renommierten VDP-Winzer Raimund Prüm im Angebot, der tatsächlich und ausnahmsweise für einen Discounterwein richtig Spaß macht.

4,99 EUR kostet die Flasche und für alle Freunde feinherber - also vom Geschmackseindruck und der Abrundung von Restsüße und Säure zwischen trocken und halbtrocken anzusiedelner Weine - ein tatsächlich empfehlenswerter Tropfen. Ich muss in diesem Fall über meinen Schatten spingen, denn an sich bin ich kein Freund der Weine von Aldi, Lidl und Konsorten - aber wenn sie mal einen Glücksgriff gelandet haben, dann sollte man das der Ehrenrettung halber auch einmal lobend erwähnen, oder?
von Robert Bock

Dienstag, 24. Mai 2016

Kampfpreis (II): 2,99 Euro für einen Sauvignon Blanc IGP mit Bio-Siegel bei Aldi Süd

Bio, vegan und 86 von 100 Punkte vom Weinmagazin falstaff - und das für 2,99 Euro für die Dreiviertelliterflasche? Aldi Süd lässt es mal wieder krachen ...

Den Roten vom gleichen Aktionsbeginn - ein 2015er Côtes du Rhône (bio, vegan, 88-falstaff-Punkte) - habe ich bereits besprochen. Wer mag, kann meine und Madames Meinung dazu hier nachlesen.


Heute also der Weißwein aus der jüngsten Aldi-Süd-Bio-Aktionswoche in unseren Weingläsern: Man gönnt sich ja sonst nichts ...

Ausgangshypothese: Ein annehmbarer, angenehmer Wein, der frei von handwerklichen Fehlern ist, muss nicht zwingend und automatisch teuer sein!

von Robert Bock 

Sonntag, 22. Mai 2016

Müller-Thurgau Maniacs (III): Corinna und Stefan Heß aus Rödelsee

Corinna und Stefan Heß, Weinwerkstatt Heß, Rödelsee
"Müller-Thurgau-Maniac" ist ein Ehrentitel, den wir an junge Winzer jeden Alters verleihen, die sich um die Renaissance dieser leider in Verruf geratenen Rebsorte verdient machen.
 
Eigentlich sollte ich Corinna und Stefan Heß nicht als Müller-Thurgau-Maniacs, sondern als Mainiacs bezeichnen, denn der traditionsreiche Weinbauort Rödelsee liegt nur wenige Kilometer entfernt vom Main.

Steigerwald nennt sich diese, neben dem Maindreieck und Mainviereck dritte große Weinregion Mainfrankens. Alle drei unterscheiden sich in der Charakeristik ihres Terroirs und ihrer Weine grundlegend und sind jeder für sich eine Weinreise wert.

Die 1700 Einwohner zählende Gemeinde Rödelsee liegt am Fuße des Schwanberges. Der arbeitet sich majestätisch im Norden der Ortschaft aus großzügiger, weiter Ebene in die Höhe und bildet ein Entrée zum Steigerwald.

Wir haben uns bei der Weinwerkstatt Heß zur Verkostung angemeldet, denn feste Öffnungszeiten hat ihr Verkauf keine. Corinna Heß begrüßt uns und bittet uns in den geschmackvoll eingerichteten Verkostungsraum. Der Stefan treibe sich irgendwo herum. Das sei an einem Samstagnachmittag normal, meint sie. Später würde er noch zu uns stoßen, der Stefan.
von Robert Bock

Freitag, 20. Mai 2016

Winzerer Weinstuben: Spezialauftrag für Chefkoch Josef Kögl

Josef, ich hab ein Problem, schrieb ich Josef Kögl, den Chefkoch der Winzerer Weinstuben in Winzer bei Regensburg neulich über Facebook an: Madame will einen wichtigen geschäftlichen Gast aus der Ukraine zum halbformellen Abendessen ausführen. Ich solle (und wolle) gerne mit, sei aber - Entschuldigung für dieses böse, böse Wort - auf Diät.

Die Kilos, die ich mir im Zuge der "Marktforschung" für Euch Leserinnen und Leser meines Blogs angefuttert habe, müssten schmelzen. Wo das Problem sei?, schreibt mir der kernige Steyrer zurück. Ich machte LCHF, antwortete ich: "Low Carb High Fat". Was das konkret bedeute?, will Josef wissen. Ich antworte:
Weder Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot und sonstiges stärkehaltiges Gedöns - was man Schweinen halt so gibt, wenn man sie mästet - sondern beispielsweise fettes Fleisch, fetten Fisch, Eier, Meeresfrüchte, Butter, Butterschmalz, Schweine-/Gänseschmalz. Olivenöl, Pilze und Gemüse das oberhalb der Erde wächst, vorzugsweise grünes Blattgemüse.
von Robert Bock

Donnerstag, 19. Mai 2016

Kampfpreis: Ein Côtes du Rhône mit EU-Bio-Siegel für 2,99 EUR bei Aldi Süd

2,99 Euro ruft Aldi Süd in seiner aktuellen Aktion für seinen 2015er Côtes du Rhône mit EU-Bio- und Vegan-Siegel auf.

"Die Trauben für diesen kräftigen Rotwein stammen aus den idyllischen Weinbergen, die sich zu beiden Seiten der Rhône zwischen den Städten Vienne und Avignon erstrecken", beschreibt ihn Aldi in seiner Werbung, und die Zeitschrift falstaff  habe diesem Tröpfchen gar 88 von 100 möglichen Punkten zugebilligt.

In einschlägigen Diskussionsforen zu Wein-Themen schlagen seit Tagen die Wellen hoch. Vom Untergang des Abendlandes ist die Rede, von korruptem Weinjournalismus ("Lügenpresse" mal anders ...) wird gemunkelt, vom Fluch der Geiz-ist-geil-Mentalität und dem Ende mittelständischer Weinbauwirtschaft, falls das so weitergehe.

Ich weiß auch nicht, was richtig oder falsch ist - meine persönliche Einstellung dazu ist weder die eines Weinbauern, noch die eines Groß- oder Einzelhändlers. Ich vertrete den Standpunkt der mutmaßlichen Mehrheit, nämlich den eines durchschnittlichen, wenn auch einigermaßen erfahrenen und möglicherweise überdurchschnittlich interessierten Weintrinkers. Und der lautet pragmatisch:

Die Wahrheit liegt alleine im Glas!

Und um diese Wahrheit soll es heute gehen: Was kann der fragliche Côtes du Rhône von Aldi? Kann man ihn trinken oder ist er ungenießbar? Ist er ein Schnäppchen oder selbst für weniger als drei Euro rausgeworfenes Geld?
von Robert Bock

Sonntag, 15. Mai 2016

Steckerlfisch auf der Regensburger Maidult


Pfingstsonntag. Wetterprognose: durchwachsen, windig, kalt. Was mach mer, Madame? Spazieren wir zur Dult, kaufen uns einen ordentlichen Julienne-Hobel? -- Und dann? -- Steckerlfisch? -- Auf gehts!

Wie lang hab ich schon keinen Steckerlfisch mehr gegessen! Dreissig Jahre dürfte es her sein. Kinder wie die Zeit vergeht! Gäubodenfest in Straubing ... Ein unvergleichliches kulinarisches Erlebnis war das! In meinem Fall ist das Objekt der Begierde die Makrele - über der Glut gebraten bis sie fast vom Steckerl fällt ... Warum ich seither nie dazu kam, mir diesen Leckerbissen erneut zu gönnen? Ich weiß es nicht, aber ist ja auch egal - heut ist es wieder soweit ...
von Robert Bock