Montag, 30. April 2018

Müller-Thurgau-Maniacs (XVI): Julia Glaser | Weingut Glaser-Himmelstoss | Dettelbach und Nordheim am Main | Franken

In Mainfranken scheinen überdurchschnittlich viele Winzerinnen und Winzer ihren Müller-Thurgau zu lieben, auch wenn sie ihn Rivaner nennen. Wer einen Blick auf die Liste meiner Ehrentitelträger wirft, versteht, was ich meine: 8 von 15 Winzerinnen und Winzern sind in Franken beheimatet.

Mit dem Weingut Glaser-Himmelstoss aus Dettelbach und Nordheim am Main findet das erste V.D.P.-Weingut Eingang in die Liste der "Müller-Thurgau-Verrückten".

Konkret in Person der "Juniorchefin" Julia Glaser, die, nach Abschluss ihrer Winzerausbildung vor zwei Jahren und ihrem Studium von Weinbau und Önologie in Neustadt an der Weinstraße, in das Familienweingut, das sie selbst als "Drei-Generationen-Weingut" bezeichnet, heimgekehrt ist, um dort Verantwortung für Gegenwart und Zukunft des Betriebes zu übernehmen.

"Altbewährtes erhalten und Neues zulassen", schreibt mir Julia Glaser. Nach dem Motto, was gut sei, bleibt, halte man an Traditionen fest, man sei sich aber für spannende Neuerungen nicht zu schade. Und wer weiß, vielleicht werde aus etwas, was im Kleinem anfange, ja irgendwann ein bewährter Bestandteil ihres Tuns ...
von Robert Bock

Freitag, 13. April 2018

Notizbuchgekritzel: Ogawa, Regensburg

Foto: August 2017
Heute Abend im Ogawa gewesen ... Keine Kamera dabei, von daher keine Bilder und ex ante eigentlich kein Ansinnen über diesen Lokalbesuch auch nur eine Zeile zu formulieren ...

Letztmals war ich hier im August 2017, damals fiel die Kritik eher ernüchternd aus: das Ogawa hatte mich enttäuscht und damals deutlich an Niveau eingebüßt ...

Heute: Gemessen an der Erwartungshaltung die man bei einem Buffet-Asiaten maximal ansetzen darf, eine blitzsaubere, teils hervorragende Performance. Großes Angebot an Speisen, wie gehabt. Nun gibt es aber z.B. wieder ordentlich gemachte Dim Sum in drei Varianten. Die Sesambällchen hervorragend, in ihrer Konsistenz der Füllung an türkisches Lukum erinnernd, wenn da nicht diese ausgeprägte wundervoll nussige Sesamnote nebst Crunch gewesen wäre. Die besten Sesambällchen, die ich je gegessen habe, waren Bestandteil eines üppigen Dessertangebotes. Die kleinen und großen Kinder erfreuten sich vor allem des Schokoladenbrunnens: Bananenstück aufspießen, drunterhalten, ihr habt verstanden, worum es geht ... Leider in der Dessertabteilung sehr, sehr viel Convenience-Zeug - das Eis schlimm, aber was willst du für 16,80 EUR A-Y-C-E erwarten?! - aber zu meinem Glück auch allerhand frisches Obst.
von Robert Bock

Donnerstag, 29. März 2018

Storstad-Notizen

Was soll ich über Anton Schmaus noch schreiben, was nicht bereits über ihn und sein Restaurant Storstad geschrieben wurde?

Storstad ist ein Wort aus dem Schwedischen. Selbst das weiß in Regensburg längst jeder, der ein Faible für gutes Essen hat, und bedeutet Großstadt.

Der Name des einzigen Regensburger Sterne-Restaurants irritiert ...

Großstadtflirren über den Dächern der mittelalterlichen Altsstadt?
Wer vom Land stammt, dichtet Regensburg bisweilen großstädtisches Flair an. Es ist so lange noch nicht her, da urteilte der Satiriker Wiglaf Droste (Berlin, Leipzig), das Beste an Regensburg sei der Zug nach München. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive ...

Großstadt finde in den Köpfen statt, formulierte Anton Schmaus in einem Interview mit der MZ im Herbst 2014; sei, was man draus macht. Ist es die helle, offene Architektur im skandinavischen Stil? Ist es die bunte Vielfalt der Gäste, der ungezwungene Umgang des Servicepersonals untereinander und mit den Gästen? Die dröhnende Rockmusik, die tagsüber beim Mis en place die erstaunlich kleine Küche beschallt und das ehrgeizige junge Team um Anton Schmaus und seine kongeniale rechte Hand Josef Weig zu neuen Taten treibt? Der Stil der Küche, der, ähnlich des bunten Vielvölkergemischs einer echten Metropole, ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen ist ...?
von Robert Bock

Freitag, 9. März 2018

Seit' an Seit' mit Spitzenköchen (II) - AromiA in Würzburg

Zu meiner Rechten arrangiert Kay Baumgardt, der Hexer unter Deutschlands jungen wilden Patissiers, eine Dessertkomposition auf Basis von Gurke, Joghurt, Gin und salzigem Apfel in runden Schälchen.

Hochkonzentriert ist er, arbeitet in atemberaubendem Tempo und das mit sagenhafter Präzision.

Kay Baumgardt (li.)
Sein junger Helfer, dem ihn das Würzburger Sterne-Restaurant Kuno 1408 zur Seite gestellt hat, braucht nur wenige Minuten, bis er sich in den Rhythmus des Meisters eingegroovt hat.

Kurze, präzise Anweisungen, deutlich im Ton und unerbittlich korrigiert Baumgardt, wenn, was sein Helfer macht, dem Ideal des Meisters nicht entspricht.
Fortwährend kommuniziert Baumgardt mit seinem staunenden Publikum. Keineswegs lenkt ihn das ab. Multitasking par excellence ...


450 zahlende Gäste haben 99 Euro für einen Steh- und 149 Euro für einen Sitzplatz beim AromiA-Festival bezahlt, um sich in der Mall der ehemaligen Leighton Barracks, die sich auf dem Gelände der Landesgartenschau 2018 in Würzburg befindet, von mehr als 20 Star- und Sterneköchen, fränkischen Spitzenwinzern und anderen Profis des guten Geschmacks verwöhnen zu lassen.

Ich habe keinen Cent bezahlt. Ich schufte heute hier, verköstige als rechte Hand an einer von elf im Programm annoncierten Stationen von "Stargastköchen", die Gäste: Drei Horsd'oevre froid, jeweils 450 Portionen. Nichts wird davon übrigbleiben - nur meine Erinnerung an zwei unvergessliche Tage.
von Robert Bock

Samstag, 24. Februar 2018

Müller-Thurgau-Maniacs (XV): Guido Walter und Jürgen Hofmann | Fritz Müller | Appenheim | Rheinhessen

Man muss wohl auf besondere Art durchgeknallt sein, um mit Müller-Thurgau-Weinen das anzustellen, was Guido Walter und Jürgen Hofmann mit den Trauben der Müller-Thurgau-Rebe tun.

Aber wenn MTH knallen soll, respektive der Korken, wenn man ihn aus seinem gläsernen Gefängnis befreit, dann funktioniert das nicht anders: Die beiden frisch gekürten Müller-Thurgau-Manaics produzieren unter der Marke Fritz Müller Schaumweine aus dem Rebensaft, den leider viel zu viele Winzer und Weintrinker links liegen lassen.

Winzer Jürgen Hofmann (rechts) aus dem rheinhessischen Appenheim und Weinhändler Guido Walter (links) aus München gebührt unser besonderer Respekt für ihre ökonomisch mutige wie oenologisch kreative Leistung, die Züchtung des alten Friedrich Müller aus Thurgau in der Schweiz in neuem Glanz schimmern zu lassen. Man muss den MTH schon in besonderer Weise lieben, um sich ihm so zu nähern wie die beiden.
von Robert Bock

Dienstag, 20. Februar 2018

Zitronat-Zitronen und Lasagne - Im Milians in Straubing

Versuchungen sollte man nachgeben, empfahl einst der Schriftsteller und Bonvivant Oscar Wilde, denn wer wisse, ob sie wiederkämen?

Bin ich wochentags in meiner alten Heimat Straubing und die Zeiger der großen Turmuhr des Stadtturmes bewegen sich auf die Mittagsstunde zu, mache ich immer wieder gerne einen Abstecher in die Fraunhoferstraße 17 zu Milians Küche und Kaufladen.

Dort kümmert sich die geschäftsführende Inhaberin Patricia Brücker mit ihrem Team um Sommelier Steffen Schubert darum, dass es den Feinschmeckern Straubings an nichts mangelt.

In erster Linie verkauft man exquisite Lebensmittel, Weine und Spirituosen von kleinen Erzeugern aus der ganzen Welt, doch kann man dort auch Mittags einkehren. Immer wieder begeistert mich die Freude und Freundlichkeit mit der alle, aber tatsächlich alle, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Milians-Teams ihren Aufgaben nachgehen und sich um Kunden und Gäste kümmern. Es hat viele gute Gründe, weshalb Milians sich in relativ kurzer Zeit zu einer festen Größe in Feinschmeckerkreisen entwickelt hat. Und das weit über die Grenzen Straubings hinaus.
von Robert Bock

Freitag, 16. Februar 2018

Schlachtschüssel im Brunnerhof in Schwandorf-Richt

Ich gebe zu, ich habe eine Schwäche für Bauernhofcafés, Hecken-, Straußenwirtschaften und dergleichen; lese ich im Vorüberfahren irgendwo die magischen Worte Gasthof mit eigener Metzgerei, dann ist es um mich und alle Diätvorsätze geschehen.

Am Faschingsdienstag hat es mich nach Schwandorf verschlagen. Nördlich des Pfaffensteiner Tunnels ändern sich in der Wahrnehmung eines Regensburgers unvermittelt Menschenschlag und Landschaft. Und je weiter man ins Kernland der Oberpfalz vordringt, desto dunkler raunt der Dialekt.

Schwandorf also ... Was hat er denn in diesem Nest verloren?, fragt sich womöglich der eine oder andere und erführe er, dass ich nicht einmal in der pulsierenden Metropole selbst (SAD, the City that never sleeps ...) eingekehrt bin, sondern in einem westlich der City gelegenen Weiler namens Richt, er kräuselte vermutlich die Brauen. Besser allerdings für ihn, er legte seine Hochmut ab, denn im Hofcafé des Brunnerhofes kann man ausgezeichnet oberpfälzisch-bodenständig speisen.
von Robert Bock