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Freitag, 3. Februar 2017

Grand Slam im "Tennis Ass" in Geiselhöring

Auf die Idee zum Mittagsessen 33 Kilometer, und das ausgerechnet in eine Vereinsgaststätte, ins niederbayerische Niemandsland zu fahren, komme ich von selbst jedenfalls nicht, das dürft Ihr mir glauben.

Meine Freundin Spyridoula Kagiaoglou sagt, sie wolle, "dem Michael Jann", einem Kunden der ersten Stunde, einen geschäftlichen Besuch abstatten.

Immer mit DHL oder Hermes liefern sei ja auch nichts, denn sie lege großen Wert auf eine persönliche Betreuung. Die neue Ernte von der Peloponnes sei eingetroffen und "der Michael" habe Olivenöl bestellt. Nicht nur, dass er mit ihrem Olivenöl koche, seine Gäste könnten es in seinem Restaurant sogar für zuhause kaufen. Sie wolle ihm seine Bestellung liefern, seine Meinung als Profi zur neuen Ernte einholen und bei der Gelegenheit gleich bei ihm zu Mittag essen. Ob ich nicht Zeit und Lust hätte, sie zu begleiten?
von Robert Bock

Hm ... Geiselhöring ... Mit diesem Ort verbinde ich viele schöne Erinnerungen ... Beispielsweise den legendären LU-Lauf betreffend. Einem Halbmarathon auf topfebener Strecke, den ich früher einige Male als Vorbereitungslauf für den Berlin-Marathon absolviert habe. Kult war stets das zünftige Gickerlessen im Anschluss in Lu Bernlohers Schrebergarten. Manche wollten nimmer aufstehen, andere konnten nicht mehr nach 21,1 Kilometern in den Knochen ... Auch viele Rennradtouren führten mich an der örtlichen Eisdiele am Marktplatz vorbei ...  

Elli Erl (DSDS-Siegerin),  Luise Kinseher (Mama Bavaria vom Nockherberg) und Hans-Jürgen Buchner (Haindling) stammen von hier. Mit Buchner schaffe ich wieder die Kurve zum Thema "Essen", denn der begnadete Komponist und Musiker ist verwandt mit den Inhabern des Landgasthofs Buchner in Welchenberg, das mit einem Michelin-Stern dekoriert ist. Ebenfalls ein zufriedener Kunde von Spyridoula ...

Aber Mittagessen in der Vereinsgaststätte des örtlichen Tennisclubs?! Panagia mou, die Griechin hat in der Tat einen schrägen Humor ... Restaurant Tennis Ass!, betont sie auf meinen Einwand hin. Und es koche der Chef selbst, und "der Michael" könne hervorragend kochen, habe früher unter anderem bei Helmut Schwögler in Bad Abbach gekocht, gebe regelmäßig gut besuchte Kochkurse im Regensburger Kochhaus und sei ein Pfundskerl, insistiert Spyridoula --- Bei meinem Freund Helmut also, hm ... Wer aus seinem Stall kommt, muss etwas können ... Also gut, seufze ich, dann auf nach Geiselhöring!

Nanu? Das Navi will zunächst die Straße in Geiselhöring nicht akzeptieren. Ahja, ich habe i und e vertauscht. Nachdem ich korrekt Schiesshausstraße 10 einloggt habe, ist das Navi zufrieden und los geht die Reise.

Die Olivenqueen aus Tegernheim lenkt, der Kritiker lässt sich chauffieren ... Ich beeumle mich ob der Ironie, dass wir zu einem Lokal namens "Ass" in einer Straße ausgerechnet diesen Namens fahren ... Neblig ist es. Sonntag, vierter Advent. Da läßt es sich ausgiebig infantile Gedanken ausbrüten.

Was mags im "Tennis Ass" zum Essen geben? Schweinsbraten? Bestimmt ... Niederbayern ... Sonntag, das wäre ja noch schöner ... Ente vielleicht ...? Mit Blaukraut, mhhh ... Hoffentlich gibt's einen anständigen Wein und nicht bloß Bier vom Erl-Bräu ...

RB: Du, Spyridoula, weiß der Michael, dass ich dabei bin?
SK: Ich hab für zwei Personen reserviert.
RB: Das Orakel von Delphi hat sich seinerzeit klarer ausgedrückt als du, meine Liebe.
(SK lacht)
RB: Mich interessiert, ob du ihm gesteckt hast, wer deine Begleitung sein wird.
SK: Oichi! (Anmerkung: griechisch für "Nein")
RB: Na, ob er sich das nicht zusammenreimen wird ...?
SK: Brauchst ja keine Kritik für deinen Blog zu schreiben, wenn du das Gefühl hast, er dreht heute extra deintwegen auf.
RB: Auswärts essen in einem Lokal, das ich noch nicht kenne und darüber kein Wort verlieren? ... Hm, na schau mer mal!

Schleier Nebels schlucken das Land. Hinter Sünching hebt sich die Straße durch einen Wald ein paar Höhenmeter auf ein Hochplateau, um anschließend in steiler Abfahrt nach Greising und schließlich nach Geiselhöring hinabzuführen. Ich habe die Gegend immer gemocht. Mitte Dezember bin ich hier noch nie gewesen. Faszinierend, wie die Jahreszeiten den Charakter einer Landschaft umkrempeln ...

Wir langen schließlich in der Schießhausstraße 10 in Geiselhöring an. Von außen deutet nur Kerzenschein hinter der Verglasung des Wintergartens darauf hin, dass es in dieser architektonisch archetypisch hässlichen Tennishalle etwas Leckeres zu essen geben könnte. Panagia mou, wohin hat mich die Griechin bloß entführt ...?

Ich schleppe einen großen Karton, randvoll mit feinstem Patrinia-Olivenöl der Ernte 2016 Richtung Eingang.

Anton Schmaus habe tags zuvor Nachschub erhalten, sagt Spyridoula. Sie mag "den Anton". Er und seine Frau seien so freundliche Menschen und in "dem Anton seiner Küche" herrsche immer eine so hervorragende Stimmung, wenn sie vorbeischaue ... Ihr merkt schon, Spyridoula beherrscht mittlerweile den bairischen Genitiv aus dem Effeff.

Das Storstad habe ja einen Ölverbrauch wie ein altersschwacher Fiat, kommentiere ich staunend, nachdem Spyridoula mir verraten hat, wieviel Kanister sie ihm tags zuvor geliefert habe. So süßsauer wird allenfalls Kirke in Homers Odyssee gelächelt haben, bevor sie die Mannen des Königs von Ithaka in Schweine verwandelt hat. Sterneköche wie "der Anton" und "der Mathias" (Mathias Achatz, Buchner Welchenberg) würden eben nur das Beste vom Besten verwenden und davon nicht zu knapp, meint sie.

Das stimmt. Von nichts, kommt nichts - schon gar kein Michelin-Stern ...

Am Olivenöl wird es heute also mit Sicherheit nicht liegen, wenn mich das Essen von Michael Jann nicht überzeugen sollte. Spyridoula voran, ich mit klirrenden RedDot-Design-Award-Winner-Flaschen in der Kiste hinterher, betreten wir die Gaststube. Das Lokal ist Schlag Mittag gut besucht. Die Gäste schauen, der Stammtisch verdreht die Köpfe: Fremde!? Bei uns ...? Wer sind die, was wollen die, was schleppt der Kerl am Tag des Herrn für einen Karton ins Wirtshaus?

Pardon: Ins Restaurant. Nichts erinnert hier vom Ambiente her an ein bairisches Wirtshaus: Moderne Bestuhlung, lila Farbe an den Wänden. Weinregale aus Holzkisten im Vintage-Look. Stofftischdecken , Kerzen, Plätzchenteller auf den Tischen ... Mhh, mit Dominosteinen, Lebkuchen, Äpfeln, Mandarinen und Zimtsternen drauf. Das lass ich mir als Amuse Geulle am vierten Advent eingehen ...

Ich trete ins Allerheiligste des Koches und überreiche dem Michael die Kiste mit grünen Saft aus Griechenland.

Auf den Gasflammen Pfannen und Töpfe. Michael Jann rührt hier, rüttelt da ... Himmelherrgott, diese Wiener Schnitzel da schwimmen im tiefen Fett und werfen wunderschöne Wellen. Ein Stich frischer Butter dazu ... Rütteln. Ja, so geht das. Nicht mit der Friteuse! Nicht mit Pflanzenöl! Ich erkundige mich: Schweineschmalz und ein Stich Butter! Halleluja, der Himmel der Genüsse hat eine Dependence in Geiselhöring!

Foto:Michael Jann
Und wie gut es hier riecht! In einem riesengroßen Topf simmert leise der Ansatz für herrliche Brühen und Fonds. Michael Jann mache alles selbst, erzählt er mir später beim Espresso. 

Foto: Michael Jann
Sogar sämtliches Brot, die Buns für den außerordentlich beliebten "Burger-Tag" jeden Donnerstag, das Paniermehl für die Schnitzel, die Fonds und Suppen und Saucen: Alles!

Dreck aus dem Packerl habe in seiner Küche nichts zu suchen. Das sei er seiner Ehre als Koch und vor allem seinen Gästen schuldig.

Die Ausgangsprodukte stammten weit überwiegend aus der Region. Das Fleisch für die Burger vom Roastbeef heimischer Rinder. Eigenhändig gewolft - kein TK-Convenience-Zeug, ehrliches Lower Bavarian Beef!

Bei Michael Jann sitzt jeder Handgriff, das Mis en Place war zeitig erledigt, nur so kann er bis zu 70 Leuten in angemessener Zeit handwerklich gut gemachtes Essen schicken. Was ich wahrnehme, spiegelt solides Handwerkskönnen und Organisationstalent.

Wenn es um Küchenorganisation geht, kann ich ein klein wenig mitreden, denn ich habe während meiner Bundeswehrzeit rund vier von fünfzehn Monaten in Feldkirchen in der Küche der Gäubodenkaserne "niedere Dienste" geleistet. Brutale Fron, aber ungemein lehrreich. Diese Ochsentour möchte ich in meiner Vita nicht missen ... Auch kommt sie mir als Gast und Hobby-Kritiker beim Verstehen von Profi-Küchen und bei meinem privaten Dilletieren am Herd enorm zugute. Meine Liebe zum Kochen sowie mein Wissen um viele Tricks und Kniffe habe ich also nicht nur meiner Oma und meiner Mutter, sondern auch den rauen Burschen in der Küche der Kaserne von Feldkirchen zu verdanken. Danke dafür, vielen, vielen Dank!

Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Von allem, was ich in "dem Michael seiner Küche" sehe, möcht' ich am liebsten kosten. Das wird nicht gehen, ich weiß ... Hervorragende Qualität zu zivilen Preisen in gemütlichem Ambiente, das sei seine und seiner Lebensgefährtin Philosophie. Damit fahre er in dem guten Jahr, seit er das "Tennis Ass" gepachtet habe, ausgezeichnet ...

Der Spagat zwischen den Ansprüchen der Tennis-Spieler, die nach dem Match in geselliger Runde ein Weizen und einen kleinen, nicht zu kostspieligen Snack zu sich nehmen wollen, und einem seriösen Restaurantbetrieb für Jedermann sei ihm gelungen, meint der Michael. Das sei nicht selbstverständlich und wer die Küche mancher Vereinsgaststätten kennt, weiß, was ich meine.

Sehr gut angenommen werde sein wochentäglicher Mittagstisch (Mittwoch Ruhetag). Täglich wechselnd zwei sauber gekochte Gerichte zur Auswahl, mit kleinem alkohlfreiem Getränk und (gegen Aufpreis von 1,50 EUR) eine schöne Suppe. Das alles - ohne Suppe - für 6 Euro in Buffetform angerichtet, denn vieler Gäste Mittagspause sei recht kurz. Das ist doch ein Wort, da können die Geiselhöringer mit Recht begeistert sein!

Der Chef ackert alleine in der Küche und das in einer Seelenruhe. Seine Liebste, die sonst den Service mache, sei heute aus familiärem Anlass leider verhindert.

Zwei Aushilfkräfte schmeißen den Service und sie machen das gut. Wir fühlen uns gut aufgehoben  und studieren die Herbst/Winter-Karte 2016.

Übersichtlich, nicht zu viel und nicht zu wenig. Bodenständige Klassiker, die man auf dem Land als Gast erwarten darf, beispielsweise einen Schweinebraten ...

*Grrrrh ... Des hoaßt z'Niederbayern Schwein-S-braten!) mit Bayrisch Kraut, Semmelknödel und Dunkelbiersoße.

Die Soße wird mit Liebe und ohne Getrickse gezogen, so wie das niederbairische Omas noch beherrschen: mit Wurzelgemüse, Tomatenmark, den Braten draufgesetzt, Brühe, Bier, reduzieren lassen, Brühe, Bier, reduzieren und nochmal reduzieren. Eine klassische Mehlschwitze sorgt für dezente Bindung.

Ich kenne Gegenden in Niederbayern, da bindet man die Soße traditionell gar nicht und würzt sie mit reichlich ganzer Kümmelsaat - auch eine geile Sache! Unter uns: Der niederbairische Schweinsbraten ist als Kulturgut zu wichtig, um ihn der Knorr-und Maggisierung anheimzugeben, oder? ... Dicht und aromatisch schmeckt das Ergebnis. Ein Traum, ein Gedicht, man nenne es, wie man will.

Mancher Gast, der aus anderen Lokalen vom Einsatz von Zuckercouleur und anderen Nebelkerzen versaut sei, habe sich zwar nicht über den Geschmack seiner klassischen Schweinsbratensoße beschwert, wohl aber über die recht helle Farbe ...

Tja, wer ohne Knorr und Maggi kochen kann, ist klar im Vorteil und kann auf solche unsinnigen Statements hin nur ins Fremdschämen verfallen ... Die Knödel sind selbstverständlich handgemacht - in Regensburg musst du die Nadel im Heuhaufen suchen, um ein Lokal zu finden, das dich nicht frech mit Industrieknödeln abspeist. Es ist ein Trauerspiel, ich kann's nicht oft genug betonen.

Ich bestelle zwar keinen Schweinsbraten, aber ich sehe mehrere Teller an mir in Richtung Nachbartische vorbeiziehen. Ordentliche Land-Portionen, zwei Semmelknödel (Niederbayern ist Getreideland, hier zum Schweinernen eher keine Kartoffelknödel), die Soße dampft wie das aufgefangene Blut einer angestochenen Sau an einem eiskalten Morgen im späten Dezember vor der Scheune und duftet sensationell. 8,90 EUR? Wer meckert da? Niemand ... Gut, das will ich meinen!

Die Kartoffelknödel zur Ente mit hausgemachtem Apfel-Blaukraut, Portweijus und geschmortem Apfel-Zwiebel-Gemüse tragen eine dicke Haube aus in Butter angeschmelzten Semmelbröseln drüber. 13,90 EUR soll der Viertelvogel kosten. Wenn er so schmeckt, wie er ausschaut und das Ensemble auf dem großen Teller duftet, dann ist das kein Schnäppchen, sondern ein ausgewachsener Schnapper!

Lammgulasch mit hausgemachten Kroketten im Portweinjus, panierter Tafelspitz mit Krensößchen, Schnitzel "Münchner Art" mit Kartoffel-Gurken-Salat ... Sakra, klingt das alles gut! ... Nur die Currywurst, auch wenn sie laut Karte aus Stadtwurst ist und die Currysoße hausgemacht, die bockt mich an einem Sonntagmittag so wenig wie nirgends und zu keiner Zeit das vegetarische Angebot.

Ich nippe an meinem süffigen, bauchigen Riesling aus der Pfalz und sinniere: Könnte es etwa ein Fehler gewesen sein, mich vorhin in der Küche auf den ersten Blick in dieses Schnitzel "Wiener Art" mit Pommes und kleinem Beilagensalat für 9,20 EUR verliebt zu haben?

Da kommt es! Oh nein, ich wische alle Zweifel beiseite. Zwei schöne Schnitzel, goldbraun und wellig, wie sie sein müssen. Und wie die nach Bu-Bu-Butter duften, mmmh, mmmh, mmmh!

Die Pommes sind zwar nicht handgeschnitten und wohl aus der Tiefkühltruhe, aber zumindest perfekt gegart, goldgelb und knusprig, weder zu viel, noch zu wenig Salz.

Das Fleisch meiner Schnitzel - nicht zu dick und nicht zu dünn - ist butterzart und schmeckt hervorragend. Die Panade ist aus selbstgebackenem Brot und ebensolchen Laugensemmeln gemacht und betört durch wundervollen Crunch.

Zwei separate Schälchen mit Tomatenketchup (wohl nicht selbstgemacht, aber ich esse gute Pommes ohnehin nie mit Ketchup) und mit Preiselbeeren vervollständigen das Ensemble. Frisch gehobelter Kren auf der klassischen Tellerdeko aus Tomate und gekräuselter Petersilie (aber ohne Kaper und Sardelle) ist das Tüpfelchen auf dem i. Der Beilagensalat ist optisch ansprechend wie inhaltlich überraschend: Krosse Karottenchips, eingelegte Zwiebeln, rohes Blaukraut und klassisches Salatgedöns mit einem ansprechendem Dressing, das mich aber nicht umwirft. An dem kann Michael Jann noch arbeiten, meine ich.

Sehr schön ist dieses Gericht in der Summe  ... Euer Ehren - ein Schnitzel "Wiener Art" aus der Pfanne in Schweineschmalz und Butter gebraten, den Zitronenschnitz - neben und nicht auf das Schnitzel drapiert, damit der Zitronensaft es nicht durchweicht - bekommt bei uns kaum einer so ausgezeichnet hin.

Spyridoula hat sich zum Zander in der Kartoffelkruste, Weißweinsößchen und Spinat (13,20 EUR) zum Pfälzer Riesling entschlossen.

Der Zander versteckt sich unter seiner Decke aus Karoffeljulienne und auch der Spinat spielt noch Verstecken.

Erst wenn man die Decke lüftet, entströmt diesem Paket ein fantastischer Duft. "Al Cartoccio" auf eine andere Weise. Gegart wurden die Filets dieses hervorragenden Fisches in der Pfanne und vorab balsamiert mit einer feinwürzigen, leicht scharfen Curry-Mischung und nicht im Kartoffelpäckchen selbst. Der Dufteffekt beim Öffnen des Päckchens ist vergleichbar. Der Spinat ist selbstverständlich frischer Natur und die cremige Weißweinsoße möchte man streicheln, so rund abgeschmeckt schmiegt sie sich an Zunge und Gaumen.

Foto: Michael Jann
Die Griechin aus Tegernheim ist bekennende Fischliebhaberin und mit diesem kreativen Zandergericht hochzufrieden. Gut, sie hat ja gewusst, dass der Michael es draufhat. Und ich, ich ungläubiger Thomas, wollte ihr nicht glauben ...

So, jetzt wollen wir es aber wissen! Kaiserschmarrn mit Apfelmus für zwei Personen, bitte. Zur Überbrückung der Wartezeit zwei Espressi aufs Haus?, fragt unsere freundliche Bedienung. Da sagen wir nicht nein.

Dann kommt eine riesige Platte, darauf angerichtet der Kaiserschmarrn, samt einer Schale Apfelmus, Apfelschnitzen und Minze für die frische Optik. Die Eisdielen-Waffeln hätte es unserem Geschmack nach nicht gebraucht, aber es mag Leute geben, die sie lieben. Ein kleiner Stilbruch im Konzept?

Jaha ... Sieht das gut aus! Diese überdimensionierten, üppig dekorierten Dessertplatten kenn ich noch vom Helmut aus seiner Anfangszeit in Bad Abbach! Auf die musste man damals aber oft geschlagene Stunden warten ... Ja, das waren wilde Zeiten. Zander mit Blutwurst und aus der Spülmaschine, Aceto-Erdbeeren auf der Zuckerrutsche, Rock'n'Roll! 

Jetzt fällt mir auch wieder ein, weshalb mich das Ambiente des "Tennis Ass" so an den alten Landgasthof Schwögler vor dem Umbau erinnert ... Der Gourmet-Bereich im Wintergarten, heute noch existent, aber nur in Funktion eines kleinen Nebenraumes! Damals dort Kegelbahn, hier heute die Tennishalle - beiderorts das Sterneköche-Öl aus Tegernheim.

Was soll ich über diesen Kaiserschmarrn von Michael Jann sagen? Ich fasse es kurz: Nördlich der Alpen habe ich noch keinen solch hervorragenden Kaiserschmarrn gegessen. Das sage ich der Bedienung und später seinem Schöpfer und beide strahlen vor Freude ob des Lobes.

Welch wunderbare, aromatische Rosinen, die Mandelblättchen, angeröstet, verströmen einen betörenden Geruch, der mit der Butter um die Wette duftet.

Der Schmarrn selbst ist fluffig, buttrig, gerade recht gebräunt. Das Apfelmus ist nicht zu süß und nicht zu sauer, hat eine schöne Textur. In der Summe eine Granate von einem Dessert! 

Wir sind beide pappsatt und hochzufrieden. Der Laden leert sich, der Chef setzt sich zu uns an den Tisch.

Geschäftliches zwischen ihm und seiner Olivenöl-Lieferantin wird geregelt, beide haben sich eine Weile nicht gesehen und er erzählt und glüht dabei vor Glück und Freunde über seinen Beruf und sein Lokal, das in der Gegend zunehmend besser angenommen wird.

Fünf Jahre lang sei das Vereinsheim mehr oder weniger eine Brache gewesen, sagt Michael Jann. Da bedürfe es Geduld und harte Arbeit, um sich einen Namen zu machen. Der Verein habe zu Zeiten des deutschen Tenniswunders mehr als 500 Mitglieder gehabt - heute sei man unter die 100 gerutscht. Von den Sportlern alleine ließe sich nicht leben. Sein Tennis Ass hieße deswegen bewußt "Restaurant" und sei offen für jeden, der gerne gut esse und trinke.

Qualität setzt sich durch. Es mag dauern, aber sie setzt sich durch. Es gibt auf dem Weg zum nachhaltigen Erfolg als Gastronom keine Akürzungen. Wer sich das einredet und meint seine Gäste verarschen zu können, fliegt früher oder später auf die Schnauze und dort gehört er auch hin, bis er seine Lektion gelernt hat. Das sage ich, nicht der Michael.

Michael Jann hat, das spüre ich, seine Berufung zum Beruf gemacht und strotzt vor Kraft, Ideen und Energie. Ein hochsympathischer Bursche ist das, wache Augen, offen, gastorientiert und ein hervorragender Koch, der eine klare Linie hat und diese unbeirrt von Widerständen verfolgt ...

Wer hochtrabend präsentierte Sterne-Küche erwartet, ist im Tennis-Ass sicherlich nicht an der richtigen Adresse. Wer aber grundsolide gemachte, ehrliche Speisen, Klassiker und Ambitioniertes, ansprechend und modern präsentiert zu schätzen weiß, Portionen, von denen man problemlos satt wird, der wird sich hier gut aufgehoben fühlen.

Die Preise sind zivil und - gemessen an dem was geboten wird - spiegeln sie ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis wider. Auch wenn man etwas haushalten muss, wird man seine Familie häufiger ins Tennis-Ass entführen können. Ein Restaurant mit dem Zeug zum Stammlokal. Was will man mehr?

Wir werden wiederkommen. Das steht fest. Zu einem "Ass-Burger-Donnerstag" vielleicht demnächst?

Spiel, Satz und Sieg Michael Jann und sein Team vom Restaurant "Tennis Ass" in Geiselhöring! 

Ich zähle das Lokal zu einer meiner wenigen positiven persönlichen Entdeckungen der letzten zwölf Monate und lege meiner geneigten Leserschaft einen Besuch warm ans Herz.

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