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Samstag, 24. Februar 2018

Müller-Thurgau-Maniacs (XV): Guido Walter und Jürgen Hofmann | Fritz Müller | Appenheim | Rheinhessen

Man muss wohl auf besondere Art durchgeknallt sein, um mit Müller-Thurgau-Weinen das anzustellen, was Guido Walter und Jürgen Hofmann mit den Trauben der Müller-Thurgau-Rebe tun.

Aber wenn MTH knallen soll, respektive der Korken, wenn man ihn aus seinem gläsernen Gefängnis befreit, dann funktioniert das nicht anders: Die beiden frisch gekürten Müller-Thurgau-Manaics produzieren unter der Marke Fritz Müller Schaumweine aus dem Rebensaft, den leider viel zu viele Winzer und Weintrinker links liegen lassen.

Winzer Jürgen Hofmann (rechts) aus dem rheinhessischen Appenheim und Weinhändler Guido Walter (links) aus München gebührt unser besonderer Respekt für ihre ökonomisch mutige wie oenologisch kreative Leistung, die Züchtung des alten Friedrich Müller aus Thurgau in der Schweiz in neuem Glanz schimmern zu lassen. Man muss den MTH schon in besonderer Weise lieben, um sich ihm so zu nähern wie die beiden.
von Robert Bock

In drei Varianten erreicht mich die Müller-Thurgau-Interpretation der beiden Müller-Thurgau-Maniacs per Postpaket: "Der dicke Fritz" (Rurale Brut Zero) in einer bauchigen, nach Champagnerart edel verkorkten Flasche, als Müller-Thurgau-Perlwein und selbiger in der alkoholfreien Variante, letztere beide mit Schraubverschluß.

Nun bin ich, zugegeben, kein ausgesprochener Champagner-/Sekt- und Perlweintrinker und wage mich also vergleichsweise unbedarft und unverstellten Blickes an die drei Fritz Müllers heran.

Ich beschließe mit dem alkoholfreien Fritz Müller die Verkostung zu beginnen. Jeder Autofahrer weiß, wie traurig es ist, an Silvester oder zu anderen feierlichen Anlässen, mit Mineralwasser anstoßen zu müssen - da klingt eine Perlwein-Variante mit Null Umdrehungen nach einer sinnvollen Erfindung. Offiziell ist das Getränk als Schäumendes Getränk aus alkoholfreiem Wein deklariert. Naja, das Weinrecht halt ...

Unverkennbar Müller! Feine Noten grüner Äpfel, ein Hauch von Birne und eine feine Perlage - nicht so fein und betörend wie die eines Champagners, aber immerhin - jedoch im Vergleich zu der Version mit Alkohol, wie sich zeigen wird, deutlich weniger bauchig.
Man kennt das Phänomen vom alkoholfreien Bier. Was dem Feinschmecker das Fett als Geschmacksträger, ist dem Weinfreund der Alkohol. Aber: Für jeden, der auf Alkohol verzichten will oder muss, eine feine Alternative!

Wie kann man diesen umdrehungsfreien Müller-Fritz pimpen, um ihm mehr Bauch zu spendieren?

Wir beschließen, nach Genuss der Hälfte der Flasche pur, es mit einem kleinen Schuss Essig-Elixieren aus dem nordgriechischen Epirus zu versuchen.

Die Variante jasmine (mit Minze, Pfefferminze und Verbene) offenbart sich als kongenialer Partner, aber auch die Version amelie (Zimt, Koriander, Nelken) gefällt mir sehr gut. Diese Elixiere sind ihrerseits alkoholfrei, so dass das Gesamtbild in dieser Hinsicht autofahrerfreundlich bleibt.

Der alkohohlhaltige Bruder macht mir persönlich noch größere Freude, weil er zeigt, wie vielseitig ein Müller-Thurgau-Wein doch sein kann.

Der Deutsche Qualitätsperlwein b.A. offenbart bei identischer Perlage mehr Fülle und Frucht: Äpfel, Zitrusfrüchte, Grapefruitschale und einen Hauch von Estragon meine ich zu erschmecken. Knackig kalt gekühlt macht dieser Perlwein an lauen Sommerabenden bestimmt jede Menge Spaß.

"Der dicke Fritz" ist die Version für die Liebhaber und Kenner von Champagner, Sekt und Schaumweinen: 80% MTH, 20% Riesling. Methode Rurale: Keine zugesetzte Kohlensäure hier, sondern Hefe, auf der der Wein nur einmal gärt, der aus einem kleinen Weinberg von 35 Jahre alten Rebstöcken stammt. 7590 Flaschen - meine trägt die Nummer 7235.

Der trockene Dicke glänzt mit champagnerähnlicher, deutlich feinerer Perlage und einem betörenden Spiel der klassischen Leitaromen des Müller-Thurgau: Apfel, Grapefruit, Kräuter, ein Hauch von Williams-Birne und Muskat. Damit kann man unbesorgt auch auf runde Geburtstage anstoßen.

Die beiden Macher haben sich was einfallen lassen und dieses konsequent und schlüssig umgesetzt. Kein Wunder, dass sich Weinkritiker und Fachpresse mittlerweile in ihren Bewertungen der Weine von Guido und Jürgen vor Begeisterung überschlagen ... Viel Spaß im Glas für vergleichsweise kleines Geld. Das solltet Ihr bei Gelegenheit selbst ausprobieren!

Fazit: Guido Walter und Jürgen Hofmann machen sich mit diesen drei Schaumweinen in extravaganter und origineller Hinsicht um die verkannte Müller-Thurgau-Rebe verdient und dürfen sich ab sofort, und das mit Fug und Recht, Müller-Thurgau-Maniacs nennen.


Mehr Infos zu Fritz Müller findet Ihr hier.


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