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Freitag, 9. Februar 2018

Vys und Vus zweiter Streich

Bánh Mì Chi 2 - Vietnamese Streetfood. Seit Ende September 2017 haben Vu und Vy Tran in der Regensburger Markthalle am Dachauplatz einen Ableger ihres Restaurants VyVu im Osten der Stadt eingerichtet. Streetfood im vietnamesischen Stil gibt es dort und Bánh Mì Chi bedeutet soviel wie "Das Brot der großen Schwester".

Vy Tran ist nämlich die älteste ihrer Schwestern und das Brot, das sie und ihr Mann Vu, den die meisten Regensburger Toni nennen, bei Schifferl backen lassen, basiert auf einem alten Familienrezept. Äußerlich erinnert es an ein Baguette, ist aber etwas breiter und kürzer geraten. Reismehl ist unter anderem enthalten und es ist außen knusprig, innen fluffig. Hätte ich darüber nicht vorab gelesen, mir wäre seine Besonderheit, ehrlich gesagt, vermutlich nicht aufgefallen.
von Robert Bock

Ich gebe zu, mein Fall sind "belegten Brote" und andere Abarten des Sandwichs grundsätzlich nicht - Subway beispielsweise wird an mir vermutlich nie einen Cent verdienen.

Daher entscheide ich mich, anders als meine charmante Begleiterin, nicht für Banh mi Vit (besagtes vietnamesisches Brot mit Ente, Pastete und Mayonnaise, Koriander, Thai-Basilikum, süß-sauer eingelegte Karotten, Rettich, Lauchzwiebelöl und Gurke), sondern für Xoi Ga - Klebreis mit Hühnerfleisch, frischen Kräutern, Lauchzwiebelöl und süß-sauer eingelegtem Gemüse.



Wer das gediegene Ambiente des VyVu kennt und im Ableger vergleichbaren Chic erwartet, wird enttäuscht sein.

Man sitzt auf Barhockern an kleinen Tischen gegenüber des "Markthallen-Italieners", der, wie man hört, in Wirklichkeit ein Albaner sei, und es herrscht reges Treiben. Streetfood ist hier angesagt - dazu passt die Atmosphäre der Markthalle trefflich. Wind- und wettergeschützt. Street Food für Warmduscher sozusagen.

Mein Gericht Xoi Ga wird auf einer schwarzen Platte (ist sie aus Metall oder Kunststoff? Schwer zu sagen ...) serviert, ist schön angerichtet und mit 7,50 Euro fair bepreist. Geschmacklich gibt es kein Jota daran auszusetzen, insbesondere die frischen, aromatischen Kräuter knallen wie Silvesterraketen im Mund.

Klebreis und ich werden vermutlich keine Freunde werden: Es ist meine persönliche Klebreispremiere, das heißt es ermangelt mir eines Vergleichs.

Fallen die ersten Bissen noch interessant bis gefällig aus, verwandelt sich der klebrige Reis von Minute zu Minute in einen immer kompakteren Reisbatzen. Irgendwann ist schließlich Tennisballkonsistenz erreicht und ab exakt dort begeistert mich diese Beilage nur noch bedingt ...

Das Hühnchenfleisch ist zart und geschmackvoll, die Haut nicht ansatzweise knusprig. Möglicherweise muss oder soll das so sein? Ich weiß es nicht. Der säuerliche Salat von Rettich und Karotte passt hervorragend zum Rest des Tellerensembles. Ein schönes, befriedigendes Essen - nicht zu leicht und nicht zu schwer, für ein Mittagessen gerade richtig.

Der Jasmintee zum Essen schmeckt prima - sehr gute Qualität, die Vy und Vu uns hier in Abwesenheit von den beiden Damen in der "Bude" servieren lassen.

Das vietnamesische Sandwich, belegt mit Ente usw. - Banh mi Vit -, wird in einem Brotkorb geliefert.

Das Ding ist groß, sperrig und die Füllung sehr saftig. Meine charmante Begleiterin erbittet einen Teller, möchte ihre Klamotten nicht einsauen und das Brot deswegen in handhabbare Happen zerteilen, um es "wie ein kultivierter Mensch" zu verzehren.  

Teller, Teller, hm, hm, hm ... Die freundliche junge Dame in der Bude kommt für einen Moment ins Schwimmen und überreicht ihr schließlich ein viel zu kleines ovales Tablett, mit dem sie nicht viel anzufangen weiß, weil das Brot den Tisch einsauen würde, legte man es darauf zum Schneiden aus.

Daran muss man meines Erachtens noch arbeiten: Nicht jeder Gast will riskieren sich zu bekleckern oder die Markthalle mit Maulsperre Richtung Kieferorthopäde verlassen ... Ein angemessen großer Teller und ein Messer, das schneidet, wären hilfreich. Ebenso anständige, saugfähige Servietten, nicht diese kleinen Dinger, wie man sie aus der Eisdiele kennt. Mag sein, dass das "original-vietnamesisch" ist, hier aber folgte meines Erachtens die Form besser der Funktion.

Die Überraschung auf dem Brot ist die Pastete - die erinnert sehr an eine (gute) Leberwurst. Wir haben es also mit einem Leberwurstbrot de luxe zu tun, das mit Ente, Gemüsen und Kräutern belegt ist. Dick belegt! Wer da nicht satt wird, den möchte ich sehen ... 8 Euro sind ok.

Insgesamt sind wir durchaus zufrieden mit unserem Mittagsnack im Bánh Mí Chi 2- schließlich wird hier vietnamesisches Streetfood annonciert: Gehobener Imbiss und keine anspruchsvolle Restaurantküche wie sie das VyVu bietet (ich habe in der Vergangenheit wiederholt an dieser Stelle über das Restaurant berichtet).

Die sensationelle Pho Bo VyVu, die ich aus dem "Stammhaus" kenne, hätte es auch gegeben. Vielleicht kommen wir irgendwann wieder hier vorbei  auf eine schöne Schale heiße Suppe ...?

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