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Freitag, 21. Dezember 2018

Im Palasia in Obertraubling

Ich koche ja selbst leidenschaftlich gerne, aber manchmal beschleicht mich eine schwer begreifliche Unlust, mich an den Herd zu stellen.

So neulich an einem trüben Sonntagmorgen. Ich habe eine gute Freundin zum Sonntagmittagessen bei mir eingeladen, doch alleine der Gedanke, mich jetzt in die Küche begeben zu sollen, um auch nur unwesentlich mehr als einen griechischen Mokka zu kochen, stimmt mich missmutig.

Heute ist mir danach, ein wenig  Abenteuer in mein Leben zurückzuholen! Nein, noch bin ich ADAC-Mitglied, aber da ich neulich wieder einmal bei meinem Favoriten Ogawa in Regensburg gegessen habe und mir eingefallen ist, dass ich von allen Buffet-Asiaten im Raum Regensburg nur das Palasia in Obertraubling noch nicht getestet habe, greife ich zum Telephon und informiere meinen Gast: Heute bleibt die Küche kalt, heut geh'n wir - nein, nicht in den Wienerwald!
von Robert Bock


Wir sind tatsächlich die ersten Gäste im Palasia. Ein Schlachtschiff, von der Größe her, und ebenso kitschig eingerichtet, wie alle All-You-Can-Eat-Asiaten, die ich kenne.

"Glutamat-Tempel" trifft es regelmäßig am besten, sucht man nach einer Metapher, um Lokale dieser Art zu beschreiben. Weil ich sehr sensibel auf diesen Geschmacksverstärker und auf übersalzenes Essen reagiere, meide ich Buffet-Asiaten normalerweise.

Auch, weil mich die Hälfte des üblichen Publikums - jene unterhalb des "Durchschnittsgasts" - abstößt. Jene, die sich nicht angemessen zu benehmen weiß. Rülpsende Primitivlinge, überwiegend osteuropäisch-zentralasiatischer Herkunft, bar jeglicher Tischmanieren und Sozialisierung in gepflegter Gastronomie. Sie kitzelt meinen Kulturpessimismus und versaut mir den Tag. Doch auch das speziverliebte oberpfälzisch-niederbayerische Landvolk zwingt mich bisweilen zum Fremdschämen, wenn jemand zu Bergen aufgehäufte Sushi in warmer Erdnussauce ertränkt oder austestet, wie viel Pfund Garnelen auf einen Teller passen.

Eine Ausnahme von der Regel mache ich im Falle des Ogawa in Regensburg, wo man vergleichsweise dezent mit Salz und Glutamat umgeht. Dort muss man etwas mehr fürs Buffet berappen: Das hält das unentwegt ins Smartphone starrende Prekariat zuverlässig fern wie Lavendelsäckchen Kleidermotten. Sehr angenehm ...

Das Buffet des Palasia werde erst in etwa 20 Minuten eröffnet teilt uns eine freundliche Dame mittleren Alters mit. Mutmaßlich die Chefin. Stört uns nicht, dann die Kanne Jasmintees, die wir gerne hätten, werde sie uns umgehend servieren.

Eine Tasse schönen grünen Tees an einem trüben kalten Tag, ist nicht der schlechteste Auftakt zu einem  Mittagessen. Stilvoll in einer schlichten cremeweißen Kanne mit zwei anständigen Teetassen wird der Tee serviert. Anderswo stellt man dem Gast einen Kaffeehumpen auf den Tisch.

Das noch jungfräuliche Sushi-Buffet ist ansprechend dekoriert und macht einen frischen, guten Eindruck. Lediglich die Majonnaisetupfer auf Teilen seiner Komponenten trüben das Bild. Das ganze Lokal blitzt und blinkt nur so vor Sauberkeit. Wenn ich da an meinen Besuch bei einem Mitbewerber in Königswiesen zurückdenke, kein Vergleich. Nicht annähernd!

Der Hausherr läd uns ein, sofern wir möchten, doch mit Sushi zu beginnen. Bald werde der Rest des Buffets soweit sein. Da lassen wir uns beide, hungrig wie wir sind, nicht zweimal bitten. Unterm Strich für einen Buffet-Asiaten handwerklich gut gemachte Sushi aus frischen, aromatischen Zutaten. Das Palasia rangiert hier gleichauf mit Ogawa.

Ich habe mir heute vorgenommen, dem "Mongolischen Grill" (Teppanyaki) den Schwerpunkt meiner Aufmerksamkeit zu widmen.

Dort kann man, wenn man das möchte, sogar nach Paleo-Grundsätzen speisen: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Pilze und Gemüse. Die Auswahl an Zutaten ist im Palasia vergleichbar groß wie anderswo.

Zunächst stelle ich mir einen fleischlastigen Teller zusammen, hinterlasse ihm dem Teppanyaki-Chef und bediene mich zur Überbrückung der Wartezeit am "klassischen" warmen Buffet.

Nur Ente heute, ein Gericht, das andeutet, wie kompetent die Küche eines Lokals dieser Art mit Fleisch umzugehen versteht. Das Fleisch der Ente ist zart und aromatisch, saftig und keine Spur trocken, die Haut knusprig und nicht  überwürzt. Eine bessere Ente habe ich bei einem Buffet-Asiaten noch nicht gegessen. Auch das Ogawa muss sich hier strecken.

Mein erster Teppanyaki-Teller wird serviert. Herausragend gegrillt! Das Lammfleisch ist medium-rare, das Rind butterzart statt schuhsolentrocken. Die Gemüse haben noch etwas Biss und auch die Pilze haben den exakt perfekten Garpunkt nicht überschritten. Der Mann am Grill beherrscht sein Metier, alle Achtung!

Was mich und meine Begleiterin besonders freut: Wenig bis kein Glutamat, keine Spur von durstreibender Überwürzung. Besser habe ich das bislang nirgendwo in einem vergleichbaren Lokal der Region erlebt.

Mein zweiter Teppanyaki-Teller - diesmal Seafood - bestätigt den guten Eindruck. Sogar ein Scheibchen Zitrone hat man mir beigefügt!

Zu diesem Teller habe ich mir aus Neugier einen chinesischen, halbtrocken deklarierten Weißwein bestellt. Nein, falls ich je wiederkommen sollte, dann lieber einen Kiedricher Riesling aus dem Rheingau oder einen von der Mosel.  Die Weinkarte gibt das tatsächlich her! Sehr kompetent für einen Asiaten dieser Kategorie zusammengestellt und preislich absolut in Ordnung.

Der Süßkram zum Abschluss ist meine Sache nicht. Tiramisu hat hier m.E. nichts verloren und auch die Mini-Mohrenköpfe verschlingt nur, wer es wirklich nötig hat und alles frisst.

Ich halte mich ans Obst. teils Konserve, teils frisch - naja.

Im Dessertbereich ist das Palasia eher durchschnittlich aufgestellt und fällt hinter das Ogawa ein wenig zurück.

Unterm Strich führt das für mich im direkten Vergleich zu einem Unentschieden.

Fazit: Wer Buffet-Asiaten mag, wird nach meiner unmaßgeblichen Meinung im Großraum Regensburg im Palasia in Obertraubling ebenso gut bedient wie im Ogawa. Beide Lokale liegen für meinen Geschmack weit vor der regionalen Konkurrenz.

Ich bin gespannt, wie sich das lange angekündigte "Lin in Glück" (sollte es nicht Lin IM Glück heißen?!) in Relation zu Ogawa und Palasia schlagen wird. Sofern der "All-You-Can-Eat-And-Drink-Laden" je aufmacht. Bislang beweist man sich als Ankündigungsweltmeister ...

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