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Donnerstag, 2. Juli 2020

Biergartenrunde in der Waldschänke Pilz in Steinsberg

Großer Salat mit Backhendl
Je älter ich werde, desto größer meine Freude an gemütlichem Verweilen in einem schönen Biergarten.

Süffiges Bier, eine rechtschaffene boarische Brotzeit oder ein ordentlich zubereitetes Essen unter schattigen Bäumen bei schönen Gesprächen mit einer nicht zu großen Runde mir lieber Menschen gehören dazu wie der Bierfilz unterm Hoibekriagl. Und wenn dann noch ein lindes Lüfterl im Laub der Bäume für Licht- und Schattenschattenspiele sorgt ... Jawohl, dann kommt das einem Vorgeschmack aufs Paradies gleich.

An einem Dienstag im Juni des Coronajahres 2020 gelang so ein denkwürdig erholsamer Abend im gemütlichen und gepflegten Biergarten der Waldschänke Pilz in Steinsberg. Euer Navi findet hin, wenn Ihr ihm Reiterberg 3 in Regenstauf befehlt. Ohne Ortskunde kann man sich in der wunderschönen, hügeligen Landschaft ansonsten gern verfahren ...
von Robert Bock ...


Spyridoula, Edith, Werner, Oswald (von links)
Maßgeblichen Anteil an diesem rundum schönen Abend hatten zum einen meine lieben Freunde Spyridoula, Edith und Oswald und ein ebenso unerwarteter wie hochwillkommener Gast in unserer Feierabendrunde: Werner Faißt, mittlerweile im (Un-)Ruhestand und vormals als Wirt und Küchenchef seines Landgasthofs Heilinghausen eine Ikone der gehobenen Kochkunst im Raum Regensburg.

Von Werner habe ich gelernt, wie man das perfekte wachsweiche Wachtelei zubereitet und manchen Küchenkniff mehr. Eine Inspiration in Sachen Leidenschaft fürs Kochen war und ist dieser Mann, ja eine lebende Legende ist er und jeder, der ihn kennt, der wird das unterschreiben. Schade, dass man bei ihm nicht mehr einkehren kann, schade, dass es seine legendären Landgasthofrunden mit grandiosen Speisefolgen nicht mehr gibt ...

Johann Pilz
Ein ebensogroßer Anteil am geglückten Moment gebührt Johann Pilz und seiner Frau Mama, die unsere Runde perfekt bewirtet haben. Dazu gehört in diesen Zeiten auch eine mustergültige, lückenlose Umsetzung eines druchdachten Hygienekonzepts.

Johann, "The Godfather of Spanferklhaxn",  führt mich durch sein Wirtshaus und führt mir vor, wo die Teufel diesbezüglich im Detail stecken. Jede Menge Arbeit, jede Menge Kopfzerbrechen haben er und seine Familie investiert bis das Konzept so rund und überzeugend stand, wie es sich heute dem Gast präsentiert.

So konsequent und schlüssig wünsche ich mir das als Gast, egal ob ich mir des Virus wegen Sorgen mache, oder nicht: Der Staat hat Spielregeln erlassen, die für alle Gastronomen gelten, ob dieser sie nun für sinnvoll hält oder nicht - und deswegen hat sie jeder Gastronom auch minutiös zu beachten. Wer dazu keine Lust hat, sollte seinen Laden bittschön dauerhaft schließen, so dass den ordentlich arbeitenden Gastronomen mehr Gäste zukommen, denn es mangelt ihm an charakterlicher Reife und Respekt vor seinen Gästen.

Gaststube, coronagerecht bestuhlt


The Making of ... Münchner Schnitzel
Selbstverständlich steht der Chef selbst am Herd und macht seinen Job wie gewohnt tadellos. Wer regelmäßig die Crew von Spitzenköchen wie Stefan Marquard, Lucki Mauer oder Wolfgang Müller verstärkt, der hat was auf dem Kasten. Mehr als Johann Pilz in seiner Waldschänke zeigt. Hier interpretiert er, was das Familiengasthaus immer war: ein bodenständiges, bairisches Wirtshaus im besten Sinne.

Weil die Leut in seiner Gegend gerne Schnitzel essen, hat er aktuell ein von Montag bis Samstag breites Repertoire an Schnitzelgerichten auf der Karte. Ferner die üblichen warmen und kalten Biergartenklassiker und ein paar sehr schöne Salate. Sonntags gibts dann klassische bairisch-oberpfälzer Sonntagsküche mit Schweinsbraten, Spanferklhaxn und so weiter. Kein Ruhetag jetzt im Sommer. Der Johann lässt in Coronazeiten keinen Moment die Flügel hängen.

In der hohen Zeit des Lockdown hat er als Teil der Initiative "Gastfreundschaft hilft" in Regensburg einmal pro Woche sozial Bedürftige bekocht. Er hat ein großes Herz, der Johann. Ich wünschte mir, dieses soziale Engagement würden einem wie ihm noch viel mehr Menschen als ohnehin mit einem Besuch seines Wirtshauses lohnen.

Spyridoula Kagiaoglou, die Tegernheimer Olivenölqueen, zählt Johann Pilz zu ihren Kunden. Sie und ich entscheiden uns für das Münchner Schnitzel mit Bretzenbröselkruste, Bratkartoffeln und Salat von der auf Schiefer handgeschriebenen Tageskarte, Edith für den Großen Salatteller mit Backhendl und Oswald steht der Sinn nach Schweinerücken mit Pfifferlingen, Rahmsoße und Schupfnudeln. Werner Faißt begnügt sich heute mit flüssiger Nahrung in Form eines alkoholfreien Weißbiers.

Schweinerücken mit Pfifferlingen in Rahmsoße mit Schupfnudeln
Spyridoula, Johann, Edith


Münchner Schnitzel mit Bratkartoffeln
Die Portionen fallen gewohnt so aus, dass niemand hungrig bleibt. Mein Münchner Schnitzel ist das beste seiner Art, das ich bislang gegessen habe.


Oh, wie es himmlisch nach Butter duftet, als Johanns Mama mir den Teller bringt! Das Fleisch vom Schwein aus der Region ist butterzart und schmackhaft.

Die Marinade unter der hinreissend knusprigen Bretzenbröselkruste ist klassisch aus Meerrettich und süßem Senf, so wie sich das gehört. Keine Komponente dominiert die andere, der Kontrast zwischen dem Schmelz des hervorragenden Fleischs und der zupackenden Kruste ist schwer zu übertreffen.

Johanns Mama, Spyridoula, Johann
Die Bratkartoffeln sind wie aus dem Lehrbuch. Kein einfaches Unterfangen so ein vermeintlich simples Gericht wie Bratkartoffeln so perfekt auf den Punkt hinzubringen. Frag drei Köche nach ihrem Bratkartoffelgeheimnis und du bekommst 10 Meinungen ...

Der Beilagensalat ist knackig frisch und alle Komponenten prima. Der Kartoffelsalat, für den Johanns Mama verantwortlich zeichnet, hat es mir vor allem angetan.

Großes bairisches Biergartenkino für faire 11.90€.
Wer da meckert, soll sich Richtung nördlich des Weißwurschtäquators verziehen, bittschön.

Spyridoula, Edith und Oswald sind mit ihren Speisen ebenfalls sehr zufrieden. Ich liebäugle gedanklich damit, mir nächstes Mal, wenn ich bei Johann Pilz zu Gast bin, Ediths Salat mit Backhendl zu bestellen. Der hat mich magisch angelacht ...

Zeit für "Spyridouosen": Zum Abschluss des Abends holt Spyridoula eine Flasche ihres eigenen Ouzos, destilliert nach altem Familienrezept, aus dem Laderaum ihres "Spyrimobils". Der beste Ouzo der Welt, das behaupte ich in aller Voreingenommenheit. Werner Faißt, ein Ouzokenner vor dem Herren, ist mein Zeuge ... Wer glaubt, weil er die Industriespirituosen von Marken wie Plomari, Dodeka oder Pilavas kennt, weiß alles über Ouzo, täuscht sich gewaltig. Wer's nicht glaubt, besorge sich einfach so ein Fläschchen Spyridoula's 100% Ouzo fürs nächsthöhere Genuss-Level bei ihr in Tegernheim oder über ihren Onlineshop!

Biergartenidylle in Steinsberg
Die Sonne versinkt hinter den Wäldern im Südwesten von Steinsberg. Die Vögel zwitschern, kein Zivilisationslärm trübt die Sinne. Die Waldschänke liegt am Waldrand. Eine Oase der Ruhe. Mir ist sauwohl zumut; Corona kann mich heute abend kreuzweise.

Bevor es dunkelt, lösen wir die gemütliche Runde auf und freuen uns aufs nächste Mal.

Vielleicht, liebe Leserinnen und Leser, läuft man sich ja mal zufällig über den Weg im Biergarten der Waldschänke Pilz in Steinsberg ...? Ich kann, so mein Fazit für heute, dieses Gasthaus zum wiederholten Male uneingeschränkt empfehlen.

2 Kommentare:

  1. Interessante Rezension. Der Betrieb ist wirklich empfehlenswert, auch wenn die Schupfnudeln ärgste Convenience-Ware sind, was heutzutage nicht sein sollte. Meiner Meinung nach kann Herr Pilz auch mit den Preisen nach oben gehen, wie ein Wurstsalat für 4,70 funktionieren soll, weiß nur der liebe Gott. Ansonsten weiter so.

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  2. schupfnudeln- diese badensischen neophyten! in der oberpfalz fände ich stattdessen fingernudeln angebrachter ( und auch wesentlich schmackhafter...).

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