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Mittwoch, 12. April 2017

Pasta fatta in casa à la Davide di Lorenzis

Familie di Lorenzis hat sich sehr über meinen jüngsten Bericht über ihr Lokal, die Pizzeria da Carmine in der Isarstraße 68 in Regensburg, gefreut.

Davide di Lorenzis kontaktiert mich, um sich für die Kritik zu bedanken, meint, es sei schade, dass Signora und ich seine hausgemachten Pasta nicht probiert hätten und läd die Signora und mich kurzerhand ein, sie bei Gelegenheit als Gast des Hauses kennenzulernen.

Wer Italiener kennt, weiß, es käme einer Beleidigung gleich, schlüge man so eine Einladung aus. Ausdrücklich sei es aber sein Wunsch, ich solle darüber nicht schreiben!

Nun spiele ich jedoch - im Interesse der Glaubwürdigkeit meiner Kritiken und aller Kritisierten - stets mit offenen Karten: Nehme ich eine Einladung an, schreibe ich auch darüber und der Einladende läßt sich darauf ein, dass ich gnadenlos ehrlich sein werde - Einladung hin oder her. Das stelle ich stets vorab klar und so halte ich das - im Unterschied zu anderen Restaurantkritikern und Bloggern - grundsätzlich. Davide di Lorenzis weiß, was seine Küche kann und hat mit diesem Gentlemen's Agreement keinerlei Problem.

Na denn, also Pasta fatta in casa in der Pizzeria da Carmine ... Wenn der gute Davide so stolz auf seine hausgemachten Nudeln ist, dass er darauf besteht, ich müsse sie probieren, dann opfere ich mich und das gerne ...
von Robert Bock

An einem Mittwoch sagen "Signora" und ich uns wenige Stunden davor für 19 Uhr in der Isarstraße an. Noch ist nicht viel los, aber im Laufe des Abends wird sich das schlicht eingerichete, aber sehr gemütliche Lokal füllen.

Davide weist zwar von sich, seine Pizzeria sei momentan so etwas wie der In-Italiener in Regensburg, aber das halte ich lediglich seiner Bescheidenheit geschuldet.

Davide entspricht so gar nicht dem Klischee des gelegentlich großspurig und gestenreich zur Übertreibung neigenden Italieners. Vielleicht hat seine Zeit in Deutschland auf sein Wesen abgefärbt: Der Apulier weiß, dass Worte Blätter sind und Taten Früchte, wie die Griechen sagen, er überzeugt durch Leistung nicht durch Tralala und hält die Bälle flach. Auch ist er, anders als sein Kollege Fernando d'Amore, kein Fußball-Tifoso ... Auch das gibt's also auf dem Stiefel. Mir ist das sehr sympathisch.

Der Laden brummt und ohne Reservierung muss man für gewöhnlich mit Fortuna im Bunde sein, hier einen Platz zu ergattern. Auch das preiswerte Mittagsangebot unter der Woche ist ein Renner.

Die hausgemachten Pastagerichte stellen sich auf der Karte übersichtlich dar:


Signora entscheidet sich für die Panzerotti: Mit Ricotta, Spinat und Grana Padano gefüllte Pasta auf Butter-Salbeisoße, dazu ein Glas Frascati.

Ich wähle die Agnolotti: mit Steinpilzen und Trüffelöl gefüllte Pasta auf Aurorasoße und ein Glas Chianti, den man hier im offenen Ausschank tatsächlich mit Genuss trinken kann. Nicht einfach, einen passablen Chianti zu vertretbaren Preisen aufzutreiben. In den meisten italienischen Lokalen schmecken sie im offenen Ausschank belanglos bis erbärmlich.

Meine Agnolotti duften herrlich nach Trüffelöl und hausgemachter Tomatensoße mit Sahne.  Die Pasta ist auf den Punkt perfekt gegart, die Steinpilzfüllung sagenhaft aromatisch und von feiner Textur.

Keine billigen Semmelbrösel als Füllstoff, Die Küche der Pizzeria da Carmine weiß, was sich gehört, will man anspruchsvolle Gäste begeistern.

Der Sugo ist fruchtig-aromatisch, die süßen Eigenaromen und die dezente Säure hervorragender Tomaten kommen elegant zur Geltung. Ein wenig Grana Padano darüber und genießen: Großartig! 

Signora brummt zufrieden. Sie läßt mich von ihren Panzerotti probieren.

Dem Löffel bieten die Teigtaschen den gerade richtigen Widerstand, ein Duft entströmt ihnen, sagenhaft! Die Salbeibutter, der Spinat mit Ricotta - auch hier keine Semmelbrösel - ein Gedicht.

Ich schwanke, welches der beiden Pastagerichte mir besser schmeckt und gelange zu keinem Ergebnis. Signora favorisiert allerdings mit knappem Vorsprung meine Angnolotti: The gras is always greener on the other side of the fence ...

Zum Abschluß des Abends ein perfekter Espresso und Davide nötigt uns, ohne, dass es allerdings Androhung von Gewalt bedurft hätte, einen Grappa auf. Ein feines Tröpfchen, ein Grappa die Barolo. Ich bin kein Grappa-Kenner, aber das erkenne sogar ich, dass das kein Allerweltsgrappa ist.

Wir plaudern zu dritt noch rund ein Stündchen, dann drängt es meinen persönlichen ungekrönten Pizza- und Pastakönig Regensburgs nach einer Zigarette.

Zeit zum Aufbruch. Danke für die Einladung an Familie di Lorenzis. Wir werden gerne wiederkommen.

P.S. Die Spargelsaison hat begonnen - und was Davides Karte diesbezüglich an Gerichten aus bestem Abensberger Spargel präsentiert, klingt sehr verlockend ...

1 Kommentar:

  1. Wahrlich ein tolles italienisches Restaurant - haben wir selbst erst vor einigen Wochen "entdeckt" und auch Charlie hatte die Panzerotti in Salbeibutter. Meine Spaghetti Frutti di Mare waren auch hervorragend und das Pizzabrot ein Träumchen. Wir kommen auch bald wieder :)

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