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Freitag, 14. September 2018

MeatNight in Sugenheim: Fleischeslust, veganerfrei

Ist das Geläut der Markgrafenkirche St. Erhard erst in Gang gesetzt, dann mag es so schnell nicht verstummen. Man versteht kaum sein eigenes Wort.

Es ist 13 Uhr im mittelfränkischen Sugenheim und die Glocken der Kirche gegenüber der Landmetzgerei Kachler-Hoferer läuten beinahe eine Viertelstunde lang ohne erkennbaren Anlass.

Vielleicht läuten sie ja in Vorfreude auf den kulinarischen Event des Jahres, dessentwegen ich hier bin: Jens Hoferers zweite Auflage seiner MeatNight, einer "Mini-Ausgabe von Lucki Maurers Kulinarikfestival", wie der mehrfache Fränkische Bratwurstkönig, Metzgermeister und Fleischsommelier seine Veranstaltung selbst beschreibt.

Fleisch satt ist angekündigt: Roh, gegrillt, gebraten, verwurstet, trocken gereift oder nicht. Um 18 Uhr Ortszeit wird die Veganerhölle ihren Schlund auftun ...
von Robert Bock

Jens Hoferer himself und eine große Handvoll seiner Freunde aus dem Umfeld von Stefan Marquard und Lucki Maurer werden die zahlenden Gäste verwöhnen.

Ebenso zwei Winzer (Meyer, R.&S. Düll) aus der Region, die kleinste Brauerei Frankens, die Braumanufaktur Hertl aus Schlüsselfeld und Spyridoula Kagiaoglou, die Olivenölqueen aus Tegernheim, deren Sterneköche-Olivenöl man seit gut einem Jahr in Jens Hoferers Metzgerei kaufen kann.

Die Griechin an Ihrer Station zu unterstützen, deshalb bin ich heute hier - wie schon Ende Juli beim Kulinarikfestival by Lucki Maurer in Neukirchen beim Heiligen Blut.



Sugenheim zählt rund 2250 Einwohner - nein, ich habe keine Null vergessen - und befindet sich mittig zwischen Nürnberg und Würzburg im südlichen Steigerwald im Ehegrund, einer vom Ehebach geschaffenen Flurlandschaft.

Ehegrund ... Zum Spielen läd das Wort mich ein, denn ist nicht jeder Scheidung, zwar nicht Anlaß, aber Grund, nolens volens eine Ehe? Und fragen sich nicht viele Verheiratete früher oder später, aus welchem Grund sie diese Ehe einst geschlossen haben, wenn diese gerade den (Ehe-) Bach hinuntergeht ...?

Es gibt in Sugenheim die bereits erwähnte imposante Dorfkirche und ein altes und ein neues Schloss. Im alten Schloss findet sich ein Spielzeugmuseum. Ansonsten gibt es primär einen Grund hierher zu kommen: Um Fleisch, Schinken, Wurstwaren und vor allen Dingen Broudwerscht in der Landmetzgerei Kachler-Hoferer einzukaufen. Bessere wirst du in Franken kaum finden - und das will angesichts so vieler hervorragender Metzgereien viel heißen. Jens hat den jährlichen Wettstreit um die besten Bratwürste Frankens in Pegnitz in beiden Wettbewerben (Klassisch, Kreativ) mehrfach gewonnen, 2015 gar beide auf einen Schlag.

Jens Hoferer, Spyridoula Kagiaoglou, Frau Hoferer (Jens' Mama)
Mittlerweile gilt der umtriebige Metzger nicht mehr "nur" als der Bratwurstkönig, sondern hat sich mit der ihm eigenen Liebe zur Qualität, Handwerkskunst und Beharrlichkeit einen Namen in der Riege der Götter auf dem bundesdeutschen Fleischolymp erarbeitet.

Wer Namen wie Wolfgang Müller, Lucki Maurer, Marcel Speidel, Christoph Grabowski und Augustin Keller kennt, dem fällt auch Jens Hoferer in den Sinn.

Mathias "Smut" Selbert
Etwa 100 Gäste werden für den Abend erwartet. Um die Mittagszeit herrscht, im Unterschied zu Lucki Maurers Kulinarikfestival, beim Aufbau noch extremst gechillte Ruhe.

Catering-Legende Mathias Selbert, in der Szene besser bekannt als "Smut", koordiert in der ihm eigenen professionellen Gelassenheit routiniert den Aufbau der Stationen und das Mis en place und spießt Hoferer'sche Blutwurst auf Schaschlikspieße. Daraus werden nach Vollendung pikante "Lollis" zur fliegenden Eröffnung des Festivals.

Spyridoula, Myriam, Mathias
Mit Stefan Marquards Bruder, Myriam Lochner und Michael Goller - um nur einige Protagonisten des Abends zu nennen - hat er kompetente Unterstützung zur Seite.

Jens, in weißer Metzgerskluft, ist hier und da und eigentlich überall. Seine charmante Frau Mama - Herz und Seele der Metzgerei - kümmert sich um den Aufbau der Stationen im Ladenlokal wo Wein und kalte Speisen serviert werden.

Jens' Frau fehlt heute: Sie hat erst vor wenigen Tagen der dritten Tochter der Hoferers das Leben geschenkt.

Leonie Hoferer beim Raspeln von Schokolade an Smuts Station
Jens' Erstgeborene, Leonie, wird am Abend Smut und ihrem Papa wie eine Große zur Hand gehen. Aus Leonie wird eine Metzgermeisterin und/oder Köchin werden, soviel zeichnet sich jedem ab, der die Hingabe und Fertigkeit des Mädchens im Umgang mit verschiedensten Lebensmitteln an diesem Abend erlebt.

Ihre Oma, Frau Hoferer, wird am Abend die edelsten Schinken und Wurstwaren ausreichen, die ihre Metzgerei zu bieten hat. An ihrer Seite baut Spyridoula ihre Station auf.

So eine kühlbare Metzgereiauslage ist eine feine Sache: Ihr Griechischer Obazda, Der Grüne Grieche und Tzatziki bleiben hier wunderbar frisch und büßen nichts von ihrer geschmeidigen Konsistenz ein.

Für die Herstellung  des Tzatziki vor Ort bin heute ich zuständig. Schließlich ist mein Tzatziki der Verdammtnochmal beste Tzatziki der Welt.

Gegen 17:30 Uhr erhöhen alle MeatNight-Protagonisten die Schlagzahl: Bald werden die Gäste eintreffen. Aber wo bleiben die beiden Winzer? Wein und Gläser sind da, aber keiner, der ausschenken wird! Frau Hoferer hängt sich mit Erfolg ans Telephon ...

Dann geht's los. Obwohl ich mir nach dem Kulinarikfestival geschworen hatte, so schnell keinen Spritzbeutel mehr in die Hand zu nehmen, befülle ich Sauerteigcrustades mit Spyridoulas vorzuglichen Dips. Die Gäste sind interessiert, fragen nach, was das sei, was wir servieren. Viele sind von Spyridoulas griechischen Leckereien, die jederman - sofern er sich ihr Olivenöl und ihre Gewürzmischungen besorgt hat - bei sich daheim ratzfatz selbst zubereiten kann, so begeistert, dass ich sie mehrfach an diesem Abend an unserer Station wiedersehe.

Gelegentlich finde ich fünf  Minuten Muße, um Spyridoula und mir ein paar Häppchen bei den Kollegen zu holen und unsere im Gegenzug vorbeizubringen. Samt und sonders hervorragend, was die Kollegen da gezaubert haben. Die Qualität des Hoferschen Fleisches als Basis ist nur als großartig zu bezeichnen.

Michael Goller & Spyridoula
Die Griechin ist stolz: Jens Hoferer hat die Patties der Burger, die Michael Goller auf seinem Gasgrill auf den Punkt perfekt gart, mit ihrer Gewürzmischung "Spyridoula's 300%-Molon Labe" gewürzt - rauchig-fruchtig-scharf, unter anderem mit edlem Pimenton de la vera, Blaumohn, Anis und Schwarzkümmel.

Später am Abend wird Michael noch Bratwürste des Bratwurstkönigs grillen, die Jens, eigens für die MeatNight, mit Spyridoula's 100% Babas'Gyros gewürzt hat. Die Gäste stehen für diese fränkisch-griechischen Broudwerschtla Schlange und lecken sich hernach die Finger ...

Jens ist ein Qualitätsfanatiker, ist überzeugt von Spyridoulas Produkten und baut auf ihr Olivenöl bei seinen vielen Koch-Events.

Der Fränkische Bratwurstkönig und die griechische Olivenöl- und Gewürzqueen begeistern im Zusammenspiel ihrer jeweiligen Kernkompetenzen die Gäste, die aus einem weiten Umkreis ihren Weg hierher nach Sugenheim zur MeatNight gefunden haben und Michael Goller, passionierter Griller und Bergwanderer, bereitet beider Produkte kongenial auf seinem Gasgrill der kanadischen Premium-Marke Napoleon zu. Deren Geräte verkauft er im OSF-Fachmarkt im nahen Ipsheim.

Nimmermüde beantwortet Michael die vielen Fragen der Festivalbesucher rund ums Thema Grillen: Fit ist er in Theorie und Praxis ist der Michel; beste Voraussetzung, um sich gut beraten bei ihm den perfekten Grill zu finden. Zugegeben, ich selbst versteh nicht viel vom Grillen, aber diese Napoleon-Geräte beeindrucken mich mit herausragender Verarbeitungsqualität und, je nach Modell, allerlei wohldurchdachten Features. Wer in mediokren Vorstadtsiedlungen heute noch bei den Nachbarn neidpunkten will, dem wird das mit einem Allerweltswebergrill, Thermomix und Nespresso-Maschine wahrscheinlich kaum mehr gelingen ...

Erst gegen ein Uhr nachts beginnt sich das veganerfreie und schon von daher entspannte Gelage aufzulösen. Von Livemusik beschwingt, hervorragend verköstigt, satt und zufrieden machen sich die Gäste auf den Heimweg.

Jens Hoferers MeatNight verbreitet einen besonderen Charme. Falls Jens im Jahr 2019 eine dritte Auflage seines Festivals inszenieren sollte, lege ich meiner Leserschaft nahe, die zwei Stunden Fahrt ab Regensburg in Kauf zu nehmen und nach Sugenheim zu fahren. Karten wirds dann irgendwann im Vorverkauf geben; man konsultiere rechtzeitig die Website der Metzgerei.

Abschließend, nur um Euch den Mund noch wässriger zu machen, ein paar Fotoimpressionen ...

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Wolfgang
Bernd



Kaiserschmarrn zu Mitternacht (Smut & Jens)
Der sensationelle Hopfen-Gin der Braumanufaktur Hertl
Göttliches Kellerbier und Jägermeister-Craftbeer aus dem Barrique bei der Braumanufaktur Hertl
Reisender, kommst du nach Sugenheim, vergiss nicht Broudwerscht einzukaufen!


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