Montag, 4. März 2024

Am dritten Dritten, draußt am Hoitzerhof in Hungersacker

Lisa Heitzer, Spyridoula Kagiaoglou und Michaela Suntinger
Lisa Heitzer vom Hoitzerhof in Hungersacker bei Wörth an der Donau und die Österreicherin Michaela Suntinger haben im Gehöft von Lisas Familie ein Refugium des Geniessens geschaffen, das im Großraum Regensburg seinesgleichen sucht.

Die im Rahmen ihrer Lehr- und Wanderjahre weitgereiste Hotelfachfrau und Sommeliere Lisa und die aus dem Mölltal am Fuße des Großglockner stammende gelernte Köchin Michaela, die ihre Kunst in Kärnten und in der Schweiz von der Pike auf gelernt hat, zelebrieren die Themen Regionalität und Saisonalität in ihrem Restaurant Draußt konsequent bemüht dabei keine faulen Kompromisse einzugehen. Sie setzen Akzente in Küche und Weinkeller dort, wo sie im Sinne ihrer kulinarischen Idee sinnvoll oder unumgänglich sind. 

Denn auch wenn der ostbayerische Raum eine Fülle an hervorragenden Lebensmitteln und leidenschaftliche Erzeuger beheimatet, es wird nicht alles, was das Tüpfelchen aufs i setzt in hiesigen Breiten in bestechender Klasse produziert - manche Zutaten, die den Unterschied machen, aus unterschiedlichen Gründen heraus, schlicht gar nicht.

Aufmerksam gemacht auf dieses gastronomische Kleinod von einigen Kunden meiner "Olivenölqueen" Spyridoula Kagiaoglou aus Lappersdorf, haben wir dem Restaurant Draußt auf dem Hoitzerhof anlässlich des Geburtstages der Griechin in Begleitung ihres ältesten Sohnes und dessen Freundin einen Besuch abgestattet und das viergängige Menü bestellt ...

von Robert Bock

Familienhund Sammy begrüßt uns nicht minder herzlich als wenig später Gastgeberin Lisa Heitzer im Schmuckstück des Draußt, der schlicht und modern eingerichteten Gaststube, die vormals die Traktorgarage des Familienhofes war

Die Schlichheit des Ambiente wird sich später im sachlichen Stil der Küche spiegeln. Regionale und saisonale Zutaten, bevorzugt vom eigenen Hof und dem eigenen Garten oder Erzeugern aus der Nachbarschaft, bilden die Basis der Gerichte. Deren charakteristische Qualitäten ist Michaela Suntinger in erster Line bestrebt herauszuarbeiten und zu verbinden.

Dabei verbindet sie Handwerkskunst mit Minimalismus im Einsatz von würzenden und, im Falle zu oppulenten Einsatzes, den Eigengeschmack verfälschenden Zutaten. Wer Heimatküche liebt, die straight und clean daherkommt, der kommt hier voll auf seine Kosten, wer überraschenden Zungenfasching und gegen den Strich gebürstete Kombinationen liebt, wie sie zum Beispiel Helmut Schwöglers Küche in Bad Abbach feiert, sollte sich besser vorab mental auf den konsequent durchgehaltenen, reduzierten Stil der Küche des Draußt am Hoitzerhof einlassen, damit dieser sich ihm in seiner grandiosen Schlichtheit auch erschließen kann.

Eine wundervolle ästhetische Einheit bilden hier Geschirr und Speise. Das Geschirr wird eine Garage weiter auf dem Hoitzerhof von einer leidenschaftlichen jungen Töpferin produziert. Jedes Stück ein Unikat, jedes Stück strahlt Heimat aus, jedes Stück sagt: Hier komm ich her, hier gehöre ich hin.

Die Speisekarte am 03. März 2024

Die Speisekarte ist übersichtlich: Ein Aperitif, eine Vorspeise, ein Zwischengang und ein Dessert. Nur der Hauptgang bildet eine Ausnahme: Hier kann der Gast neben einer Fleischvariante auch eine vegetarische Alternative wählen. Wir lassen, da es erst früh am Nachmittag ist, den Aperitif aus und entscheiden uns für das komplette Menü mit Fleischgang.

Die Weinkarte ist erstaunlich umfangreich und zeugt von großer Expertise. Eine Flasche Silvaner von der Nahe in einer Hoitzerhof-Edition gönnen sich jene von uns, die nicht lenken müssen:

Silvaner 8/10 von der Nahe

Das Menü

Gruß aus der Küche: Rote Bete, Anis-Brötchen, Sauerrahm

Bachforelle | Rösti | Brunnenkresse | Orange | Schnittlauchöl

Lisa Heitzer gießt die Wild-Consommé an

    
Pilz-Lauch-Strudel | Wild-Consommé | Sellerie | Preiselbeeren


Schweinerücken | Blutwurst-Ravioli | Apfel | Karotte | Weißkohl | Brennesseln

Schokolade | Vanille | Sauerkirschen

In meiner persönlichen Einschätzung ein durchdacht komponiertes und handwerklich hervorragend umgesetzes Menü. Einzig das Schokoküchlein mit flüssigem Kern erscheint mir deplaziert und als solches außerdem zu banal, gemessen am Rest der Speisenfolge. Gerichte, die man wöchentlich dreimal beim "Perfekten Dinner" als "Mount Everest des Hobbykoches" sieht, sollten für eine Küche des Anspruches des Draußt an sich tabu sein - es sei denn ich habe die Ironie nicht verstanden, die Lisa und Michaela womöglich kommunizieren wollten ... Wenn eine gestandene Österreicherin, dem Mutterland der Mehlspeis', in der Küche regiert, dann sollte doch etwas Originelleres und Typischeres aus der österreichisch-bairischen Küchentradition im Dessert erwartbar sein.

Spyridoula & ihr Sohn Babos
Ferner hätten wir vier uns über etwas größere Portionen gefreut. Bei einer siebengängigen Menüfolge nebst zwei bis drei Grüßen aus der Küche ist diese Portionsgröße in Ordnung, sind es wie hier aber lediglich vier Gänge plus ein Gruß aus der Küche, verlassen vermutlich nicht nur wir das Draußt eine Spur zu hungrig. Gemessen am Preis der Gerichte sollten etwas größere Portion meiner Meinung nach realisierbar sein, denn nichts ist auf Dauer wertvoller als satte und zufriedene Gäste, die gerne wiederkommen.

Fazit: Lisas und Michaelas Restaurant Draußt am Hoitzerhof ist eine Perle junger, moderner, saisonal und regional orientierter Gastronomie im ostbayerischen Raum. Wer das Außergewöhnliche sucht, sollte hier gegessen haben. Von daher meine uneingeschränkte Empfehlung.

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