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Samstag, 12. Oktober 2024

Beim Steiner Wirt in Tiefenbach

Hoch droben im Landkreis Cham, unweit der tschechischen Grenze, liegt im Naturpark Oberer Bayerischer Wald die Gemeinde Tiefenbach mit ihren 24 Gemeindeteilen. Einer davon heißt Stein. Dort leben - laut Wikipediaeintrag - 82 Menschen und die Hauptattraktion des Dorfes sei "der "Steiner Wirt" – ein sehr altes traditionsreiches Gasthaus mit Übernachtungsmöglichkeiten".

Rund 30 Jahre ist es her, da habe ich im besagtem Steiner Wirt (Gasthof-Pension) ein Wochenende verbracht. Damals kochte dort Inhaber und Wirt Josef Braun, der beeindruckende Stationen (u.a. das Hotel Victoria in Montreux und den Bayerischen Hof in München) in seiner Laufbahn als Koch und Küchenmeister vorweisen kann, eine bodenständige und doch damals durchaus modern interpretierte bayerisch-oberpfälzer Küche, die mir - auch weil ich derart Kochkunst in diesem abgelegenen Teil der Oberpfalz damals nicht erwartet hatte - so hervorragend gefiel, dass ich dieses gleichermaßen erholsame wie genussreiche Wochenende im Steiner Wirt in all den Jahren nie vergessen habe ...

von Robert Bock

Montag, 4. März 2024

Am dritten Dritten, draußt am Hoitzerhof in Hungersacker

Lisa Heitzer, Spyridoula Kagiaoglou und Michaela Suntinger
Lisa Heitzer vom Hoitzerhof in Hungersacker bei Wörth an der Donau und die Österreicherin Michaela Suntinger haben im Gehöft von Lisas Familie ein Refugium des Geniessens geschaffen, das im Großraum Regensburg seinesgleichen sucht.

Die im Rahmen ihrer Lehr- und Wanderjahre weitgereiste Hotelfachfrau und Sommeliere Lisa und die aus dem Mölltal am Fuße des Großglockner stammende gelernte Köchin Michaela, die ihre Kunst in Kärnten und in der Schweiz von der Pike auf gelernt hat, zelebrieren die Themen Regionalität und Saisonalität in ihrem Restaurant Draußt konsequent bemüht dabei keine faulen Kompromisse einzugehen. Sie setzen Akzente in Küche und Weinkeller dort, wo sie im Sinne ihrer kulinarischen Idee sinnvoll oder unumgänglich sind. 

Denn auch wenn der ostbayerische Raum eine Fülle an hervorragenden Lebensmitteln und leidenschaftliche Erzeuger beheimatet, es wird nicht alles, was das Tüpfelchen aufs i setzt in hiesigen Breiten in bestechender Klasse produziert - manche Zutaten, die den Unterschied machen, aus unterschiedlichen Gründen heraus, schlicht gar nicht.

Aufmerksam gemacht auf dieses gastronomische Kleinod von einigen Kunden meiner "Olivenölqueen" Spyridoula Kagiaoglou aus Lappersdorf, haben wir dem Restaurant Draußt auf dem Hoitzerhof anlässlich des Geburtstages der Griechin in Begleitung ihres ältesten Sohnes und dessen Freundin einen Besuch abgestattet und das viergängige Menü bestellt ...

von Robert Bock

Sonntag, 2. April 2023

Bacchanal in der Ritterschänke Burg Randeck in Essing

Die alten Römer pflegten ab dem 2. Jahrhundert nach Christus (in kultureller Aneignung der noch viel älteren griechischen Dionysien) die Tradition der Bacchanalien, ausgelassener Gelage zu Ehren von Bacchus, ihres Gottes der Ekstase, des Rausches und der Verwandlung des Weines.

Gladiatorenkämpfe, Massenkreuzigungen ... Nicht alle antiken Traditionen erscheinen mir im Licht des 21. Jahrhunderts des Weiterführens würdig. Doch es sich im Kreise gleichgesinnter, sinnesfreudiger Menschen - und sei es "nur" in trauter Zweisamkeit mit dem Lieblingsmenschen - regelmäßig so richtig gut gehen zu lassen, das gefällt mir.

Ein verregneter Samstag kommt meiner Herzensdame und mir da gerade recht, sich ein Bacchanal mit Übernachtung zu gönnen, damit auch beide Beteiligten sich ohne Rücksicht auf ihre Fahrtauglichkeit die Kante geben können. Ort meiner Wahl in diesem Fall ("Sie" weiß bis zum Eintreffen nicht, wohin die Reise führen wird): Die Ritterschänke Burg Randeck in Essing hoch über dem Altmühltal, wo die Küche von Familie Sturm sich über die Jahrzehnte einen weit über die Grenzen des Altmühltals hinausreichenden, hervorragenden Ruf erarbeitet hat. 

Tags zuvor tafelte hier eine halbe Hundertschaft der Mitglieder der ostbayerischen Abteilung der ehrwürdigen Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs und ließ sich vom Team um Küchenchefin Johanna Sturm und Sommelier Kayetan Meissner in geschlossener Gesellschaft nach allen Regeln der Kunst kulinarisch verwöhnen ...

von Robert Bock

Samstag, 11. März 2023

Das Gasthaus Jakob auf bestem Weg zum zweiten Stern?

Michael Ammon, so kenne ich den jungen Küchenchef und Mitinhaber des Gasthaus Jakob mittlerweile seit 2019, entwickelt seine Kunst Jahr um Jahr in kleinen, aber erlebbaren kreativen Schritten weiter.

Nachdem ich ihm im Dezember 2019 seinen ersten Stern im Guide Michelin vorhergesagt und er diesen auch prompt im Jahr 2020 verliehen bekommen hatte, sagt mir mein Bauchgefühl nach dem Genuss des großen Menüs Anfang März 2023, dass, gemessen an der aktuell gezeigten Leistung, der zweite Stern am 4. April in Karlsruhe unter Dach und Fach gebracht werden könnte, denn erneut hat sich Ammons Team nach meinem Dafürhalten gegenüber meinem letzten Besuch im Februar 2022 gesteigert.

Hier und heute will ich mich auf Fotoimpressionen des großartigen "klassischen" Menüs beschränken, denn mehr zu Schreiben, so kurz vor dem großen Termin, brächte womöglich Unglück ...

von Robert Bock

Montag, 26. Dezember 2022

Anna Gabelsbergers Innovativ-Menü im Restaurant Schwögler

Die Ältern unter uns wissen, dass es den Landgasthof Schwögler in Bad Abbach schon wesentlich länger gibt, aber Helmut Schwögler feiert im Jahr 2023 die ersten 15 Jahre des Familienbetriebs unter seiner persönlichen Regie als Restaurant Schwögler. Und das mit einer großen Party am 25. Februar mit feinen Weinen verschiedener Winzer, Cocktails, Musik aus den 90ern und selbstverständlichem feinen Speisen, die "den Schwögler" zu einer kulinarischen Institution im Raum Regensburg haben werden lassen. 

In diesem Falle einem "flying" servierten 6-Gänge-Dinner nebst Mitternachtssnack aus der Küche von Anna Gabelsberger, Helmut Schwöglers Küchenchefin, und ihrem Team.

Obwohl selbst ein hervorragender Koch, der in jungen Jahren - geprägt von klassischer französisch inspirierter Sterneküche und der damals revolutionären, wilden Küche seines Schwagers Stefan Marquard - in Ostbayern für Furore und hohe Bewertungen in den maßgeblichen Restaurantführern sorgte, hat sich Helmut Schwögler nach und nach aus dem "Maschinenraum" seines  Restaurants zurückgezogen.  Zum einen, um sich verstärkt der Optimierung seines Weinangebots und seiner Leidenschaft für (Südtiroler) Weine zu widmen, zum anderen, um als charmanter Gastgeber, besser: Conférencier kulinarischen Erlebnisreisen, in seinem Restaurant für seine Gäste präsenter zu sein denn je.

Nach vielen erfolgreichen Jahren mit Herbert Kuffer als Küchenchef und einer kurzen Episode mit dem selbstverliebten, hinter den Erwartungen zurückbleibenden Tobias Stegmann führt seit Herbst 2019 eine Frau das Regiment in Helmut Schwöglers Küche: Anna Gabelsberger heißt die junge Dame und nie hat Helmut Schwögler einem seiner Küchenchefs mehr Kompetenzen und Freiheiten eingeräumt als ihr. Ob das eine gute Idee war ...?

von Robert Bock

Dienstag, 11. Oktober 2022

Im Restaurant Holzfellas in Wiesau in der Oberpfalz

Mancher Regensburger neigt dazu, in seiner von der UNESCO zum kulturellen Welterbe geadelten Enklave im südlichen Zipfel der Oberpfalz gar g'miatlich den Donauwassern beim Vorbeiströmen gen Wien und Budapest hinterherschauend, alles was an Oberpfalz nördlich des Pfaffensteiner Tunnels liegt, als hinterwäldlerische Provinz zu kategorisieren, in der sich mit Schupfnudeln, Schornbladln und Zoiglbier das kulinarische Oevre der regionalen Kulinarik in etwa schon erschöpft hat.

Betreffenden sei angeraten, rund 110 Kilometer Strecke straight nach Norden, an Weiden vorbei (ja, selbst das sollte man sich zumuten, wenn man den Tunnel schonmal hinter sich hat!), Richtung Hof nach Wiesau (Kreis Tirschenreuth) in die Industriestraße 8 auf sich zu nehmen. Nicht aber, ohne vorher einen Tisch im Restaurant Holzfellas zu reservieren, denn die Chancen stehen - meiner unmaßgeblichen Meinung nach - gut, dass sich dieses Lokal zu einem "kulinarischem Hotspot" entwickeln könnte. Vergleichbar dem Restaurant Soulfood im oberpfälzischen Auerbach, wo sich Michael Laus Jahr für Jahr einen Stern im Guide Michelin erkocht.

Vergangenen Samstag hatte ich Gelegenheit in besagtem Restaurant Holzfellas in Wiesau ein 5-Gänge-Menü zu goutieren, das mir jedenfalls diese Richtung andeutet ...

von Robert Bock ...

Samstag, 4. Juni 2022

Im Gasthaus zur Krone in Großheubach

Dem Attribut "gut bürgerlich" für den Stil einer Küche haftet ein Anklang von Spießigkeit, hartschädligem Konservatismus und uninspirierter Langeweile an.

Wie erstaunlich aufregend "gut bürgerliche" Küche jedoch sein kann, durfte ich neulich im churfränkischen Städtchen Großheubach nicht erfahren, sondern erleben!

Ralf Restel heißt der Inhaber und Küchenchef des Gasthauses zur Krone in Großheubach, der mit seiner Gattin Nikola Restel das seit 1969 im Familienbesitz befindliche Haus mit einigen modern und komfortabel eingerichteten Fremdenzimmern führt.

Ein Geheimtipp ist das Gasthaus zur Krone in der landschaftlich, kulturell wie oenologisch reizvollen Region Miltenberg-Bürgstadt-Großheubach-Klingenberg beileibe nicht, denn der Guide Michelin zeichnet die Küche von Ralf Restel seit vielen Jahren mit dem  Prädikat "Bib Gourmand" aus ...

von Robert Bock

Sonntag, 6. Februar 2022

Polarisierendes Lamm im Gasthaus Jakob in Perasdorf

Als ich im Dezember 2019 erstmals über einen Besuch des Gasthaus Jakob im niederbayerischen Perasdorf berichten durfte, orakelte ich aus tiefstem Herzensgrund und  Überzeugung, man werde in der damals angekündigten Ausgabe 2020 des Guide Michelin einen Eintrag über das idyllisch zwischen Bogen und Sankt Englmar gelegene Restaurant lesen.

Ich betitelte meine Kritik metaphorisch mit "Über dem Gasthaus Jakob funkeln die Sterne" und schloss mit meiner Prognose, es könne die begehrte rote Plakette mit dem Stern werden. 

Prompt gab es 2020 - in den Anfängen der Covid-Pandemie zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt - den Stern für das Team um Michael Ammon (Küchenchef), seiner Lebensgefährtin Mona Haka (Restaurantleitung, Service) und Bruder Andreas Ammon (Sommelier). 2021 bestätigte der Guide Michelin den Stern und der Gault&Millau spendierte 15/20 Punkte. 

Was die Ausgabe(n) 2022 bringen werden, wird sich der Welt im Fall des Guide Michelin Anfang März eröffnen. Nachdem ich neulich - zwei Jahre nach letzten Besuch - erneut im Gasthaus Jakob diniert habe, wage ich heute erneut eine Prognose: Die Wahrscheinlichkeit, dass das neue Schild 2 Sterne zieren werden, ist hoch ...

von Robert Bock ...

Montag, 13. Dezember 2021

Hummels Gourmetstube in Wischenhofen "revisited"

Stefan und Stefanie Hummel rechnen für mich seit vielen Jahren zu den herausragenden Gastronomen im Großraum Regensburg. 

Ihr Gasthaus Hummel in Wischenhofen, eine halbe Autostunde nordwestlich von Regensburg, zählt einerseits, was den Typus eines klassischen bairischen Landgasthauses angeht, im Alten Saal zum besten was einem als Gast Sonntags passieren kann, wenn man sich mittags zu klassischer bairischer Wirtshausküche niederlassen will.

Zum anderen brilliert die Küchenbrigade um Wirt, Küchenchef und Küchenmeister Stefan Hummel, Sous-Chef Michi (vormals Storstad, Regensburg) und Azubi Kevin in der kleinen, aber feinen, räumlich vom traditionellen Wirtshaus abgegrenzten Gourmetstube, dass der Gaumengenüssen aufgeschlossene Gast nur so mit der Zunge schnalzt.

So ich zuletzt am 5. März 2019. Vor Corona. Neulich endlich wieder: Mitten in der mittlerweile vierten Coronawelle mit Infektionszahlen, die alle hinter uns liegenden Wellen in den Schatten stellt. So manchen kreativen Koch und Gastronomen hat die Pandemie wirtschaftlich und nervlich mitgenommen. Existenzangst und fehlende Aussicht auf ein Ende der Misere waren nie ein guter Nährboden kreativer Kochkunst. Werde ich Hummels Gourmetstube die Krise ankennen, die das Gastgewerbe seit Monaten nicht aus ihrem Griff entlassen will ...?

von Robert Bock

Dienstag, 12. Oktober 2021

Kandlbinder Küche in Ponholz überrascht

Es ist schon bald drei Jahre her, dass ich bei Martin Kandlbinder zuletzt essen war. Längst an der Zeit also, mal wieder bei ihm reinzuschmecken ...

Mittlerweile heißt sein Restaurant in Ponholz nicht mehr "Einkehr zur Alten Post", sondern - zeitgemäß und dessen nicht kopierbares Alleinstellungsmerkmal akzentuierend - "Kandlbinder Küche".

Die Kochkunst des Chefs war in der Vergangenheit nämlich stets das Programm - flankiert von noblem, geschmackvollem Ambiente und tadellosem Service. Martin Kandlbinders kreative und handwerklich auf hohem Niveau stehende Küche war Event genug und verlieh seinem Restaurant eine unverwechselbare Handschrift.

Dem Guide Michelin ist diese Küche seit vielen Jahren das Prädikat "Bib Gourmand" wert. Diese Auszeichnung (unterhalb der berühmten "Sterne") wird für sorgfältig zubereitete und zugleich preiswerte Mahlzeiten vergeben. Meiner Ansicht nach (und nachlesbar in meinen zurückliegenden Kritiken) ist das zu wenig. Einen Stern hätte die Küche der ehemaligen "Alten Post" meiner Ansicht nach verdient gehabt.

Aber ist dies nach monatelanger, an den Nerven eines sensiblen Koch-Künstlers und dessen wirtschaftlicher Substanz zehrender Corona-Krise noch immer der Fall ...?

von Robert Bock ...

Sonntag, 3. Oktober 2021

Große Kochkunst in den Entenstuben in Nürnberg

Nürnbergs Gourmets haben es gut: Der Guide Michelin führt ein 2- und vier 1-Sterne-Restaurants in der Frankenmetropole. 

Eines dieser herausragenden Restaurants habe ich neulich besucht und mit meiner gleichermaßen charmanten und (wie ich) verfressenen Begleiterin das 7-Gänge-Menü aus der Küche von Fabian Denninger genossen.

Sein Restaurant Entenstuben führt er seit 2014 und kurz danach verdiente sich der 1981 in Mannheim geborene Koch den ersten Stern im Guide Michelin für sein noch junges Lokal. Seitdem hält Fabian Denninger diesen Stern und der Gault&Millau befindet seine Küche 15 von 20 möglichen Punkten wert. 

Talent, Kreativität sowie Leidenschaft fürs Handwerk und erstklassige Lebensmittel muss jeder Koch, der dieses Niveau erreichen will mitbringen, doch erst der Schweiß harter internationaler Schule formt den Meister. Seine "Lehrjahre" in ersten Adressen Deutschlands (darunter Johann Lafers Stromburg, das Hotel Burg Wernberg und das Waldhotel Sonnora in Dreis) und drei schwedischen Top-Adressen haben Fabian Denninger zu Meisterschaft als Koch geführt.

Fabian und ich kennen uns seit Sommer 2020. Damals waren er und ich, so darf ich mit einem Augenzwinkern sagen, für einen halben Tag "Kollegen" ...

von Robert Bock ...

Mittwoch, 11. August 2021

Auf der neuen Terrasse der Ritterschänke Burg Randeck

Es gibt Gastronomen, die nutzten die pandemiebedingten Lockdownphasen zum Jammern und Greinen - und es gibt Gastronomen wie Familie Sturm, die die Zwangspausen nutzten, um ihren Betrieb zu modernisieren und für die nächsten 30 Jahre fit zu machen.

Im Fall der Ritterschänke Burg Randeck in Essing war es ein triefgreifender Umbau der Gebäudesubstanz, eine nagelneue, größere Aussichtsterrasse und weitere Details mehr, die den Aufenthalt für die Restaurant- und Übernachtungsgäste noch annehmlicher als ohnehin gestalten.

Noch ist das Werk nicht vollständig vollbracht, aber Team Sturm ist einsatzbereit! Allen voran Spitzenköchin Johanna Sturm, in ihren Lehrjahren u.a. durchs Stahlbad der 2- und 3-Sternküche in St. Moritz und bei Christian Jürgens in Rottach-Egern gegangen, mit Gatte Kayetan - ein überragend sachkundiger Sommelier aus Südafrika - Mama Waltraud, Köchin und gute Seele der Küchencrew, Schwester Maximiliane (Hotelkauffrau und Konditorin) und Papa Max Sturm, der als Metzger wie kaum ein zweiter mit dem in der Ritterschänke servierten hervorragendem Fleisch umzugegen versteht. 

Ob selbstgeräucherter Rehschinken oder eine 13 Stunden im Smoker slow gegarte Ochsenschulter von der noch zu reden sein wird: Das Attribut "gut-bürgerlich" wäre für die Küche der Ritterschänke pures Understatement. Gepaart mit der phänomenalen Ausblick über das Altmühltal und sanfte Waldlandschaft gen Süden bis fast zum Horizont kann einem hungrigen Gast an einem lauen Sommerabend im Grunde hoch über Essing nichts die Laune trüben ...

von Robert Bock

Freitag, 16. Oktober 2020

Zu Gast in Anton Schmaus' Sushi-Restaurant Aska

Ein Gastronom und Spitzenkoch vom Schlage eines Anton Schmaus und seine charmante Gattin Anna lassen sich von einer Virus-Pandemie nicht unterkriegen. Die harte Lockdownphase im Frühjahr haben seine Restaurants in Regensburg mittels aus der Not heraus geborener kreativer Strategien genutzt, um mit der Vermarktung von Kochkunst auf Sternekücheniveau im Außer-Haus-Geschäft neue Wege zu beschreiten.

Am Sitz des Schmaus'schen Flagships, dem mit einem Michelinstern ausgezeichneten Restaurant Storstad hoch über den Dächern der Regensburger Altstadt, hat der Viechtacher Spitzenkoch und Chefkoch des DFB, wo früher seine Weinbar war, ein kleines, aber feines japanisches Restaurant namens Aska etabliert. Dort bereitet der aus Osaka stammende Sushi-Meister Atsushi Sugimoto authentisches japanisches Sushi zu. Ob altehrwürdige japanische Sushi-Tradition, ihr legendäres Streben nach Perfektion und die langwierige Ausbildung ihrer Meister einen schmeckbaren Unterschied für den europäischen Gaumen bedeuten, das wollte ich neulich dort herausfinden ...

von Robert Bock

Mittwoch, 5. August 2020

Lunchen in Würzburg: Im Herzog sechs

In Würzburgs schöner Altstadt, genau gesagt in der Herzogenstraße 6, hat, kurz bevor dieser verdammte Virus unser aller Leben mächtig durcheinanderzuwirbeln begann, ein neues Restaurant namens Herzog sechs eröffnet.

Michael Wirth gehört das Lokal und er hat sich für sein Projekt einer Café-Restaurant-Bar eine illustre junge, hochmotivierte Küchenbrigade geangelt.

Die hatte sich - an anderer Wirkungstätte im Restaurant Wiener Dog in Veitshöchheim - zuletzt 15 hervorragende Punkte im Gault&Millau erkocht.

Stephan Jamm heißt der Küchenchef, der die junge Truppe um Peter Bauer und Kevin Kusterer anführt. Ich zähle den Koch aus dem mittelfränkischen Bullenheim zu den größten Talenten am Herd, die Deutschlands Gastronomie vorzuweisen hat und bin mir sicher, man wird noch viel von ihm hören.

Geschlossen haben sie Ende 2019 dem zu Flyeralarm gehörendem Wiener Dog den Rücken gekehrt und sich der Herzogenstraße Hausnummer 6 in Würzburg zugewendet. Dort war aber an ein sofortiges Loslegen nicht zu denken, dort war zunächst eine grundlegende Renovierung und Modernisierung fällig.

Alle, inklusive Inhaber, haben in die Hände gespuckt und ein zur Studentenstadt stilistisch passendes Schmuckstück geschaffen. Halb Würzburg war gespannt auf das Opening und das Herzog sechs avancierte binnen weniger Tage im Hochbetrieb zu einem Hotspot des guten Geschmacks in der altehrwürdigen Stadt am Main. Und dann kam das Virus, und dann kam der Lockdown, und dann, wie bei jedem von uns, die eher widerwillige Akzeptanz der normativen Kraft des Faktischen.
von Robert Bock

Samstag, 11. Januar 2020

Perfekter Abend bei Schwögler in Bad Abbach

Bereits zum sechsten Mal in der Geschichte meines Blogs widme ich dem Restaurant Schwögler in Bad Abbach einen Beitrag.

Meine Kritiken waren aus gutem Grunde stets in der Tendenz positiv, aber Anlass zu konstruktiver, dem Anspruch des Lokals angemessener Kritik gab es bisher leider immer.

Über die Jahre hinweg haben Helmut Schwögler und ich uns besser kennengelernt und mittlerweile bewegt sich unser Verhältnis irgendwo zwischen "guter Bekannter" und "Freund", Begriffen, die viel zu unscharf sind, um den Facettenreichtum der Sympathie zweier Menschen treffsicher und unmissverständlich zu erfassen.

Es gibt vieles, was ich an Helmut als Mensch schätze: Sein großes Herz, seine Hilfsbereitschaft, seine Großzügigkeit, seinen Ehrgeiz, seine Kunst, seine Mitarbeiter zu begeistern und zu motivieren, seine Fähigkeit mit Kritik wie ein Mann umzugehen, konstruktive Vorschläge anzunehmen, über sie nachzudenken und gegebenenfalls auch umzusetzen. Im Laufe des Jahres 2019 habe ich ferner gelernt, dass er sich von Rückschlägen  ("Causa Stegmann") mitnichten unterkriegen läßt, sondern gemeinsam mit seinem Team, das wie eine Wand hinter seinem Chef steht, erst so richtig zur Höchstform aufläuft.

Würden letzte Zweifel meinerseits bestanden haben, spätestens an meinem Geburtstag Anfang Januar, hätten sie sich in Luft aufgelöst. Den habe ich nämlich in Helmuts Restaurant gefeiert und dem Patron unbeschränkte Freiheit eingeräumt, meiner charmanten Begleiterin und mir ein Menü nebst Weinbegleitung zusammenzustellen ...
von Robert Bock

Freitag, 20. Dezember 2019

Über dem Gasthaus Jakob funkeln die Sterne

Mitte Dezember ist es in Niederbayern gegen 18 Uhr bereits stockfinster. Kein Mondschein am Himmel, von Ferne funkeln die Sterne.

Ich verlasse die A3 an der Anschlussstelle Bogen-Schwarzach. Nach Perasdorf, genauer nach Haigrub habe ich dem Navi aufgetragen, zu lotsen.

Es dauert nicht lange und ich finde mich auf engen, kurvigen Sträßchen wieder und hoffe, dass die Erde nicht vielleicht doch eine Scheibe ist, dass sich hinter der nächsten scharfen Kurve nicht Finis terrae vor mir auftut und ich mit aufjaulendem Motor über den Rand der Erdenscheibe in einen alles verschlingenden Weltenabgrund stürze ...
von Robert Bock

Donnerstag, 29. August 2019

Sengkofener Heimatmenü

Im März 2017 war ich zuletzt im Gasthaus zum Goldenen Krug in Sengkofen zu Gast.

Das Restaurant mit wunderschönem Biergarten in ländlicher Idylle zwischen Regensburg und Straubing hat eine besondere Bedeutung für mich, denn mit meinem ersten Post zu diesem Lokal nahm 2015 dieser Blog seinen Anfang.

Damals kochte dort noch Christian Braun auf. Im Mai 2016 übernahmen die beiden jungen Küchenmeister Peter Grasmeier und Benjamin Staudigl das Lokal. Mutig, denn ihr großartig aufkochender Vorgänger hatte große Fußabdrücke hinterlassen. Als ich nach einer gewissen Schonfrist für die neuen Inhaber im März 2017 dort beider Menü genoss, war ich leider nicht sonderlich begeistert.

Das waren die beiden Chefs des Goldenen Krugs nach der Lektüre meiner Kritik im Gegenzug auch nicht. Aber es dauerte nicht lange und in der weiten Welt des Webs war von Sengkofen her ein Windhauch der Verändungen zu spüren ...
von Robert Bock

Samstag, 20. Juli 2019

Jedermanns Gartenfest 2019

Kulinarische Gründe von Regensburg aus schnurstracks der B8 in südöstlicher Richtung zu folgen, bis man im niederbayerischen Örtchen Straßkirchen anlangt, kenne ich persönlich zwei:

Zum einen - nur an Freitagen und man verzeihe mir einen an dieser Stelle aus stilistischen Gründen unvermeidbaren Dativ - dem Hartl Sepp seine zünftige Freiluft-Holzofenbrotbäckerei, zum anderen Sebastian Völkls Restaurant Jedermann.

Das Jedermann: Eine Oase gediegener moderner Esskultur inmitten brettebener Gäubodenlandschaft. Restaurant-, Café und Barbetrieb, ein Lokal, auf das auch das nahe Straubing und Deggendorf stolz wären. Man hat sich der Philosophie von Slow Food verschrieben. Das bürgt für Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit. Sebastian Völkl, studierter Sozialpädagoge, hat sein Kochhandwerk bei Stefan Marquard gelernt. Seine Frau Steffi und er ergänzen sich kongenial.

Ein besonderer Tag im Jahreslauf Straßkirchens ist mittlerweile das Datum des Gartenfestes des Jedermann Mitte Juli. Ich bin bei der 2019er Auflage erstmals dabei. Weniger um es mir kulinarisch gut gehen zu lassen - das nebenbei freilich auch - sondern als helfende rechte Hand von Spyridoula Kagiaoglou, der Olivenölqueen aus Tegernheim, mit der mich seit vielen Jahren eine tiefe Freundschaft verbindet ...
von Robert Bock

Mittwoch, 19. Juni 2019

Manuel Kellners kulinarische Grenzgänge

Es gibt im Raum Regensburg nur eine gute Handvoll Lokale, deren Wiederholungsbesuch mich fragen läßt, weshalb ich dort nicht öfters einkehre.

Stattdessen setze ich mich, retrospektiv betrachtet, leider viel zu häufig dem Risiko grundlegender gastronomischer Inkompetenz, kulinarischer Schurkenstücke und daraus resultierender Frustration aus. Und das nur, um darüber zu schreiben und mir den Unmut aus meiner Sicht völlig zurecht schlecht kritisierter Dilletanten und ihrer anspruchslosen Stammgäste zuzuziehen?!

Eines dieser Handvoll Lokale, die ich persönlich als "sichere Bank" einstufe, ist der Gasthof Kellner in Gundelshausen bei Kelheim.

Zum mittlerweile vierten Mal werde ich heute hier zu Gast sein und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zufrieden den Heimweg antreten. Obwohl ... Normalerweise ist ja immer irgendwas.
von Robert Bock

Freitag, 29. März 2019

Frischer Wind im Restaurant Schwögler

Helmut Schwögler ist für mich der Pionier der kalkulierten kulinarischen Grenzüberschreitung im Großraum Regensburg.

Mit Ehrgeiz, Mut und Verve hat er aus dem elterlichen, gut bürgerlichen Gasthaus in Bad Abbach mit Kegelbahn einen weit über die Grenzen des  niederbayerischen Kurstädtchens hinaus bekannten und beliebten Anlaufpunkt für alle Freunde gehobener und abgehobener Küche geschaffen, stilistisch beeinflusst von seinem Lehrer und Schwager Stefan Marquard, Stammvater des Rock'n'Roll-Kochens im deutschsprachigen Raum.

Auch als Caterer für Hochzeiten und andere Events genießt Schwögler einen ausgezeichneten Ruf. Helmut Schwöglers bisherige gastronomische Lebensleistung nötigt mir Respekt ab. Ebenso die Demut und Bescheidenheit mit der er sie unter vier Augen einordnet.

Ohne seine Eltern, seine Frau und sein Team in Küche und Service - und mit seinen Mitstreitern habe er stets großes Glück gehabt, betont er - wäre das alles nicht möglich gewesen. 13/20 Punkte im Gault&Millau und mittlerweile fünfzehn mal in Folge die hochrangige Auszeichung Bib Gourmand im Guide Michelin. Die Auflistung der ungezählten regelmäßigen Auszeichnungen anderer Restaurantführer lasse ich unerwähnt, es würde den Rahmen sprengen. Wer je bei Schwögler essen war, weiß: du wirst auf einen angenehmen Abend zurückschauen, an den du dich gern und lange erinnerst.

Vor allem seinem langjährigen Küchenchef Herbert Kuffer habe er viele erfolgreiche gemeinsame Jahre zu verdanken, sagt Schwögler. Um die Jahreswende herum sei man aber gemeinsam zur Erkenntnis gelangt, dass sich etwas ändern müsse, damit es für beide weiter vorangehen könne.

Helmut Schwögler mischt seit rund fünf Wochen die Karten neu und das mit einem neuen Küchenchef. Nicht mit irgendeinem, sondern einem talentierten Jungstar der TV-Kochshow-Szene (u.a. Finalist bei "The Taste" auf Sat1) und Frauenschwarm: Tobias "Tobi" Stegmann.

Ich war neulich vor Ort, um mir einen ersten kulinarischen Eindruck vom Voranschreiten der Umbruchphase im Restaurant Schwögler zu verschaffen.
von Robert Bock