Freitag, 18. September 2015

Istrien-Special, Teil 2: Der Osten

copyright 2015 Robert Bock
Istrien gilt vielen Menschen mit verwöhntem Gaumen als Geheimtipp. Im ersten Teil meines Istrien-Specials habe ich Euch mit Land und Leuten, Istriens Gastronomie und seinen kulinarischen Spezialitäten in Grundzügen vertraut gemacht. Im zweiten Teil entführe ich Euch in den Osten der istrischen Halbinsel und berichte von unseren höchst individuellen persönlichen Erfahrungen.

Selbstverständlich erhebe ich nicht den Anspruch eines umfassenden Überblicks über die die dortige Gastronomie, berichte nur über die Betriebe, die wir gezielt herausgepickt haben, oder auf die wir zufällig gestoßen sind. Jedes besprochene Lokal haben wir selbst besucht und dort getrunken und gegessen. Teils zweimal. Subjektive Eindrücke aus erster Hand also, Momentaufnahmen wie stets.
von Robert Bock

Quelle: Wikicommons, Public Domain
Denke ich mir eine Vertikale durch die Verwaltungshauptstadt Pazin im Zentrum der Halbinsel, teile ich Istrien in einen östlichen und einen westlichen Teil.

In diesem zweiten Teil meines Istrien-Specials widme ich mich unseren kulinarischen Erfahrungen im Osten Istriens. In der Karte seht ihr in Form blauer Sterne in etwa die geographische Lage der von uns besuchten fünf Lokale, von denen die Rede sein wird.

Womit beginnen? Opatija? Die zu K.u.K-Zeiten bei der High Society beliebte Kurstadt liegt gar wunderschön an den steil zur Kvarner Bucht hin abfallenden Hängen des Ucka-Gebirges im Nordosten der istrischen Halbinsel. Meran am Meer könnte man sagen - Sissi und Franz, James Joyce, Vladimir Nabokov und Anton Tschekow wußten, wo man es aushalten kann ...

copyright 2015 Robert Bock
Wer die Riviera bei Monte Carlo und Nizza kennt, fühlt sich unmittelbar an Südfrankreich erinnert. Der große Unterschied ist: Von Massentourismus des Ausmaßes der völlig überlaufenen südfranzösischen Gestade kann hier keine Rede sein. Die Preise sind im Vergleich zu Südfrankreich nachgerade lächerlich niedrig und alles in allem wird man den Eindruck schwer los, dass in Opatija die Zeit - in einem positivem Sinne - stehengeblieben ist. Wie lange noch ...?

Unmittelbar an die etwa zwölf km lange Küstenpromenade gliedert sich Badestrand an Badestrand, das Wasser ist klar wie ein Gebirgsbach, Stadt und Strände wirken sauber und aufgeräumt und der Verkehr auf den Straßen und die Zahl der Urlauber sind an diesem Vormittag Anfang August vergleichsweise überschaubar und die Mehrheit der Gäste - wie in Meran - überwiegend fortgeschrittenen Alters. Wenige Deutsche, viele russische und kroatische Gäste - aber keine neureichen, mit dem, ihrem Volk geraubten Vermögen protzende, ungehobelte Oligarchen: Mittelstand.

Opatija und die Küstenstraße Richtung Süden bis hinunter zum Fjord von Plomin zählen für Madame und mich zu den persönlichen Entdeckungen dieses Sommers.

Wir gelangten über die mautpflichtige Autobahn ab Pazin durch den Ucka-Tunnel (4,40 EUR) am frühen Vormittag nach Opatija, stellten das Auto auf einem Parkplatz (2 Stunden: 10 Kuna /1,32 EUR) ab und machten - nach einem ausgiebigen Erkundungsrundgang durch die Stadt - Halt zu gepflegtem Kaffee und Kuchen auf der Terrasse eines der ersten Traditionshäuser am Platz, dem Caffè Wagner im Hotel Milenij in der M.Tita 109.

copyright 2015 Robert Bock
Gediegenes Fünf-Sterne-Ambiente und eine herrliche Aussicht auf die Kvarner Bucht. Oh ja, der Schuppen hat Stil, definitiv. Die Servicekräfte sind von ausgesuchter Freundlichkeit und in schwarzem Livré; es hätte nur noch gefehlt, dass Kaiser Franz-Josef persönlich um die Ecke gebogen wäre ...

copyright 2015 Robert Bock
Madame bestellt ein Kännchen Earl Grey (20 kn/2,65 EUR), der mit einem Gläßchen hauseigenem Honig geliefert wird, und eine Torta Krcka Kneginja (17 kn/2,25 EUR) - eine ziemlich mächtige, ausgezeichnet schmeckende Torte mit Nüssen und Trockenfrüchten, reichlich Karamell und Nougat; bestens geeignet jeden Diabetiker ins  Jenseits zu befördern.


copyright 2015 Robert Bock
Meine Käsesahnetorte mit weißer Schokolade (18 kn/ 2,38 EUR) zum großen Cappucino (15 kn/ 1,99 EUR) ist dagegen ein fluffiges Fliegengewicht. Dazu noch eine 0,75er Flasche Mineralwasser (29 kn/ 3,84 EUR) und wir geniessen für insgesamt 99 Kuna (13,12 EUR) ein in jeder Hinsicht befriedigendes Konditorei-Frühstück in einem der berühmtesten Kaffeehäuser Kroatiens, wenn nicht Europas.

Das Interieur des Hotels und Caffes präsentiert sich charmant, hell und wohnlich. Das Frühstückbuffet für die Hausgäste wirkt vom Allerfeinsten, die Toiletten des Caffè Wagner so tiptop, wie man das von einem Haus von internationalem Rang erwarten darf.

Nochmal ein Blick auf die Rechnung - hab ich mich verschaut? Nein: rund 13 Euro für zwei Stück ausgezeichneter Torte, eine Flasche Wasser, ein Kännchen Tee und einen großen Cappucino - sagt selbst: Ist das kein Hammer?

In Nizza hätte man vermutlich das Dreifache, in Moskau am Roten Platz das fünf- bis sechsfache berappen müssen. Dort haben wir vor ein paar Jahren das teuerste Eis unseres Lebens gegessen - ein mittelmäßiges Eis zu allem Überfluß: Drei Kugeln zu 20 US-Dollar. Madame und ich schauen uns und den Bon an und können es kaum glauben ... Ja, Opatija - ja. Für uns Meran-Fans ist dieser schmucke Ort zukünftig eine eingehendere Überlegung hinsichtlich eines mehrtägigen Aufenhaltes wert.

copyright 2015 Robert Bock
Fährt man die Riviera Richtung Süden, vorbei an Lovran und anderen kleineren Badeorten, die nicht den mondänen Charme Opatijas versprühen und hat man endlich die Orte hinter sich gelassen, die von Campingpublikum geprägt sind, gelangt man irgendwann nach Brsec: Ein mittelalterliches, nahezu kreisrund angelegtes Städtchen hoch auf einer jäh ins Meer abfallenden Klippe. Ein romatischer Ort, durch dessen malerische Gassen wir nahezu alleine schlendern, weil kaum Touristen zugegen sind. Wir vergleichen es mit dem Bergdorf Èze in Südfrankreich, gelegen zwischen Nizza und Monaco, das wir vergangenes Jahr besichtigten und fragen uns, welcher Depp dorthin reist, wenn er Vergleichbares abzüglich widerlichen Touri-Nepps und Trubels auch hier geniessen kann ... Wir zwei Deppen waren jedenfalls dort. Einmal ist einmal zu viel gewesen ...

Es geht auf Mittag zu in Brsec, und wir suchen eine Kneipe auf, die schon geöffnet scheint:

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Die Konoba Batelan. Ein Blick auf die Karte dieses Ladens? 08/15, Gerichte wie es sie überall in Istriens Konobe gibt und - für ein Nest wie dieses jedenfalls - preislich ziemlich ambitioniert ... Es ist 36 Grad heiß, wir sind erschöpft, durstig und haben Hunger: das schwächt die Widerstandskräfte.

Halbzwölf, ein übellauniger junger Mann erklärt uns, dass es frühestens nach zwölf Uhr etwas zum Essen geben wird. Auch nichts Kaltes? Nein. - Wir bestellen Wasser und überlegen: Bleiben oder Gehen? Es ist heiß, wir sitzen unter grünen Schirmen, die an die Kneitinger-Gärten daheim erinnern.
Es kommen einheimische Urlauber in Badekleidung und freiem Oberkörper und mutmaßlich  massivem Gehörschaden, so lautstark wie sie sich unterhalten. Es bestätigt sich wahrscheinlich einmal mehr ein von mir postulierter hypothetischer Zusammenhang: Je unkultivierter ein Mensch, desto mehr Krach sondert er ab.

Der Ober dreht Musik auf: Hiphop, House ... Weiß der Teufel, wie man diesen als Musik deklarierten Lärm nennen soll. Wir haben das Gefühl in diesem "Gasthaus" nicht Willkommen zu sein, zahlen unser Wasser und brechen auf. Hier lassen wir nicht mehr Geld als nötig. Du hattest deine Chance, mein Freund - du hast sie nicht genutzt ...

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Wir sind dem lustlosen Ober im Nachhinein sehr, sehr dankbar, denn seiner unmotivierten Serviceleistung wegen stolperten wir auf der Suche nach einer geeigneten Konoba zum Mittagessen auf der Heimfahrt über die Konoba Stare Staze in Krsan, gelegen zwischen Plomin und Pazin, etwas abseits der Hauptstraße.

Das Gasthaus macht mit großen Schildern am Straßenrand auf sich aufmerksam, was uns für gewöhnlich eher abschreckt, als neugierig macht ... Es sollte sich als Glücksfall erweisen und wir statteten dem Lokal zwei Tage danach sogar einen zweiten Besuch ab, obwohl das Stare Staze (Deutsch: Alte Straße) rund 50 km von unserem Domizil im Umlang von Porec entfernt liegt.

Beim ersten Besuch empfängt uns ein freundlicher Ober mit sehr guten Deutschkenntnissen und offenem Lächeln und bringt uns eine ausschließlich in Deutsch gehaltene Karte an den mit Stofftischdecke eingedeckten Tisch. Wir sind die ersten Gäste an diesem Mittag und bleiben es bis zu unserem Aufbruch. Eine einsprachige Karte ist in Istrien nicht selbstverständlich - meistens muss man sich durch vier- oder fünfsprachiges Wirrwarr kämpfen, wenn man sich einen Überblick über das Angebot machen will.

Die Speisekarte selbst präsentiert sich übersichtlich und glänzt mit einer durchdachten, gut abgestimmten Auswahl von Fleisch, Pasta- und Fischgerichten sowie nicht alltäglichen Desserts. Darunter auch die für die Labiner Gegend typischen Labinske Krafe oder Krafi: Mit Frischkäse bzw. Quark und gerösteten Nüssen gefüllte süße Teigtaschen, die in der Konoba Stare Staze in flambierter Variante angeboten werden. Es soll zig Varianten in der Gegend geben, jeder mache sie anders, haben wir gelesen ... Madame sollte sich - was sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnte - in dieses Dessert verlieben ... Aber ich greife vor.

Ober: "Was wünschen Sie zu trinken?" - Ich: "Ein Liter stilles Wasser und einen halben Liter Weißwein, bitte" - Madame: "Um welchen Wein handelt es sich?" - Ober: "Unser Weißwein ist ein Malvasija ... Das ist ein typischer istrischer Wein usw usf ..." Madame hebt zwar die Augenbraue, aber wir ordern ihn trotzdem.

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Wir studieren derweil die Karte und es dauert nicht lange und der Ober bringt die Getränke nebst eines Körbchens duftender, warmer hausgemachter Semmelchen und einem Fläschen istrischen Olivenöls. Ein ausgezeichnetes Öl sogar! Der Malvasija ist gut gekühlt, die Weingläser tiptop und welch ein Wunder: der Wein schmeckt sogar akzeptabel. Wer Teil 1 meines Istrien-Specials gelesen hat, weiß, dass Madame und ich nicht ausgesprochen viel vom Malvasija halten ...

Wir bestellen:

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Vorspeise: "Einen Gemischten Salat, den würden wir gerne mit zwei Gabeln bekommen" - "Sehr gerne". Wir bekommen einen ausgezeichneten Salat (15 kn/2,00 EUR) mit einem rund abgeschmeckten Essig-Öl-Dressing. Gute Zutaten sind das Geheimnis guter Küche.

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Hauptgang: Madame: Tagliatelle mit Ragout vom Boscarin-Rind und Ricotta. Ich entscheide mich für das gleiche Ragout, aber stattdessen mit den für Istrien typischeren Fuzi als Pasta. Beide Gerichte zu je 60kn oder 7,95 EUR. Das Gericht kommt in extravaganten Tellern, gefällig angerichtet mit frischem Ruccola. es war unser erstes Boscarin-Gericht. Das Fleisch war im Stile von Minutensteaks hauchdünn aufgeschnitten und nach dem Braten streifig in das Ragout gegeben. Ricotta und Ruccola harmonieren gut mit dem Rest. Die Pasta sind unserer Meinung nach nicht handgemacht und eine halbe Minute zu lange gekocht. Die Portion ist genau richtig. Wir sind beide durchaus zufrieden - Madame deutlich zufriedener als ich - aber nicht von den Socken.

"Geht noch ein Dessert, Madame?", frag ich. Ich will diese komischen Krafi probieren ... - "Teilen?", fragt Madame.

Wir ordern eine Portion flambierte Krafi für zwei Personen. Die kommt sogar adrett angerichtet auf zwei Tellern für zusammen 25 Kuna oder 3,31 Euro. D.h.: Dieses Kunstwerk von einem Dessert, das Ihr hier auf dem Foto seht, kostet gerade mal: 1,65 Euro.

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Das Gericht selbst ist geschmacklich eine denkwürdige Angelegenheit. Süße und Frucht, Säure vom Quark, Crunch durch die Nüsse; die Sauce aus Orangenlikör und Cognac, mit dem wohl flambiert wurde, ein lauwarmes Gedicht ... Wir sind uns einig: Labinske Krafe haben einen höheren Stellenwert im Olymp internationaler Desserts verdient, als er ihnen bislang zugewiesen ist. Eine echte kulinarische Entdeckung!

Zum Finale zwei ausgezeichnete Espressi (Meinl ...) und je ein hausgemachter Likör auf Basis von Terlaner, serviert auf Eis. Wir sind, satt, zufrieden, fühlen uns sauwohl und danken den Göttern der Kulinarik und dem Flegel in der Konoba in Brsec, dass sie uns hierher geleitet haben.

Bezahlt haben wir - zusammen und ohne Trinkgeld - 222 kn (29,41 EUR). Muss ich mehr sagen? Bei uns hätten wir für vergleichbar gutes Essen wohl locker und geschmeidig 60 bis 70 EUR berappen müssen ...

Folgerichtig beschließen wir daher auf der Heimfahrt in bester Terminator-Manier:

We'll be back ...

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Zwei Tage später ist es soweit; erneut um die Mittagszeit. Ein anderer Tag, ein anderer Ober. Der ist mindestens so freundlich und flink wie der andere, spricht beinahe noch besser Deutsch und sieht aus, als spiele er hauptberuflich in einer Rolling-Stones-Cover-Band den Part von Ronnie Wood. Der Service in der Konoba Stare Staze verdient sich ein großes Lob mit Stern!

Wir verzichten diesmal auf eine Vorspeise und beschließen dafür beim Dessert draufzupacken. Heute erneut 1 Liter Wasser, ein halber Liter Malvasija, der Ober bringt wieder warme Semmeln und Olivenöl aufs Haus an den Tisch, derweil wir die Karte überfliegen. An sich wissen wir beide längst, was wir heute essen wollen ...

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Madame bestellt sich heute Ravioli (gefüllt mit Frischkäse und Birne) mit Fleischbällchen vom Boscarin-Rind (70 kn/9,27 EUR). Die kommen zwar schön angerichtet, aber die Füllung der Pasta ist etwas kraftlos und die Portion nach Madames Ansprüchen deutlich zu klein:

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Ich gönne mir Tagliatelle mit Schwarzen Trüffeln (90 kn/11,92 EUR). Blütenweiß behandschuht hobbelt Ron Wood am Tisch eine ordentliche Portion Schwarze Trüffel über meine Pasta, in dessen cremigem Sugo bereits reichlich schwarze Trüffelspäne zu sehen sind. Das Gericht ist in sich ein Gedicht und es wurde nicht mit penetrant-würzigem Trüffelöl nachgeholfen, sondern so gekocht, wie es sich gehört.

Madame probiert zumindest; sie kann Trüffeln bislang nichts abgewinnen. Es weitet sich ihr Blick, die Augenbrauen wandern nach oben - es wird gefährlich für mich und meine Tagliatelle mit Tartufi: es schmeckt ihr! Anerkennende Kommentare gar, die ihr nicht wohlfeil sind: Das Stare Staze hat sie bekehrt ... Bei einer späteren Gelegenheit wird sie in Hum tatsächlich erstmals für sich Pasta mit Schwarzen Trüffeln bestellen ...
copyright 2015 Robert Bock

Nachtisch: Madame besteht auf einer ganzen Portion flambierter Krafi (25kn/3,31 EUR) ganz für sich alleine; ich kämpfe mit mir, ob ich auch diese göttlichen Krafi-Dinger ordern soll, aber will dann doch lieber meinen kulinarischen Horizont erweitern, denn die Küche hat Desserts offensichtlich richtig gut drauf. Ich bestelle Njoki mit einer Füllung aus weißer Schokolade, Trockenfrüchten und Nüssen (30kn/3,97 EUR).

Es kommt ein beeindruckend anzusehender Teller mit zwei großen Teigtaschen aus Kartoffelteig auf einem Streifen haselnussbrauner Masse, die ähnlich schmeckt wie die Cremefüllung von Manner-Waffeln. Ein ziemlich mächtiges Dessert, eine Aromenbombe, wunderbar fürs Auge ... Großes Lob an die Küche!




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Zum Abschluß wieder Espressi, und aufs Haus kredenzt uns Ronnie je einen hausgemachten Kräuterlikör auf Grappa-Basis. Eine wohlschmeckende, bittersüße Verdauungshilfe. Sehr schön, finde zumindest ich, dass man hier nicht immer die gleichen Abschiedströpfchen serviert. Madame hatte der Terlaner-Likör besser geschmeckt.
Ach ja: Die Rechnung diesmal (ohne Trinkgeld): 277 Kuna oder 36,70 EUR. Sechsunddreissigsiebzig ... für zwei Personen, zwei Hauptspeisen, davon eine satt mit feinen schwarzen Trüffeln, zwei exzellente Desserts, ein halber Liter Wein, ein Liter Wasser, zwei Espressi ... Brot und Öl und Digestif aufs Haus ... Hier ist der Euro noch etwas wert!

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Abschließendes Urteil: Die Konoba Stare Staze in Krsan ist, so wie sie sich Anfang August 2015 präsentierte, für uns - summa summarum - das beste Lokal von allen, die wir im letzten und diesem Urlaub in Istrien kennenlernen durften.

Ambiente, Service, Auswahl und Qualität der Speisen ausgezeichnet. Man sollte unbedingt die Krafi probieren ... Das Lokal ist uneingeschränkt empfehlenswert und das Preis-Leistungs-Verhältnis schwer zu schlagen.

copyright 2015 Robert Bock
Wenn ihr schon in der Ecke seid und Süßschnäbel, dann haben Madame und ich noch einen weiteren Tipp: Besucht das alte Städtchen Labin, schlendert erst ein wenig durch die engen Gäßchen und erfreut Euch mit Muße des morbiden Charmes dieser Stadt, und setzt Euch anschließend am Hauptplatz (Titov Trg 12) ins Velo Kafe.

Dort bestellt Ihr Euch - ohne lang zu überlegen - ein Stück Cremsnitte (auch Creme-Pita genannt) zu 10 Kuna (1,32 EUR)  zum ausgezeichneten Cappucino (8 kn/1,06 EUR). Den Cappu braucht ihr meinetwegen nicht bestellen, aber wenn ihr Euch die Cremsnitte entgehen laßt, dann seit ihr dumm. Wollt ihr das sein? Nein ...? Also Cremsnitte ... Geht doch!

Diese Cremsnitte - Madame und ich versprechen es Euch - ist einfach nur zum Auf-die-Knie-Fallen; ein Meisterwerk der Kalorienmaximierung pro Kubikzentimeter: cremig, sahnig, vanillig, haudünn und knusprig die Mille Feuille oben und unten ...

Einen Nachteil hat das Ding: Man schafft keine zwei, auch wenn man Willens ist. Madame will erst gar nicht probieren, dann läßt sie sich doch ein Gäbelchen in den Mund schieben: So wie sie schaut und brummt wittere ich Gefahr (ich erinnere die geneigte Leserschaft an das Schokocroissant in Garmisch ...) Ich sag zu ihr, komm bestell dir doch auch ein Stück ... Sie ist hin- und hergerissen, sagt schließlich: Dann hab ich doch später keinen Hunger mehr ... Das Leben ist echt nicht einfach manchmal, oder?


Ungelogen, das Ding macht satt, satt, satt. Wer's schafft, zwei Stück ohne Schummeln zu verputzen, melde sich bitte bei uns ... Die Welt verzehrt sich nach Helden!

copyright 2015 Robert Bock
Statten wir zum Abschluß unserer kulinarischen Visite des Ostens Istriens der kleinsten Stadt der Welt einen Besuch ab. Sie heißt Hum und hat aktuell zwar nur drei Einwohner, aber eine Konoba  - die Humska Konoba - mit einem überdachten Freisitz mit atemberaubender Aussicht auf die dichten Wälder der Berge nahe des Mirna-Tales, unweit der ebenfalls sehr sehenswerten Stadt Buzet. In Hum kann man ziemlich gut speisen, und auch wenn die Preise marginal höher liegen, als anderswo, ist das ok.

Mit dem Platz kann es eng werden - Hum ist ein beliebter Ort für Touristen und man sollte entweder reservieren oder zeitig dort sein. Um 11 machte der Laden auf, und es war bereits die Hälfte der Tische besetzt.

copyright 2015 Robert Bock
Wir bestellen einen halben Liter Rotwein. Er entpuppt sich als Schädelspalter. Nein - den Rotwein können wir keinesfalls empfehlen.

Zum Wein kommt eine große Karaffe Leitungswasser aufs Haus. Schön! Wir bestellten als Vorspeise eine Portion Prsut für zwei. Der war sehr gut, saftig, nicht zu salzig und sehr würzig im Fleisch. Die Scheiben etwas dick und wohl händisch vom Schinken geschnitten - aber das macht man so in Istrien. Dazu Brot und ein paar Oliven und Essiggurken.

Danach zwei Teller Fuzi mit schwarzen Trüffeln zu je 95 Kuna oder 12,59 Euro. Reichlich Trüffel in der Sauce, die zusätzlich mit ein paar Tropfen Trüffelöl parfümiert war. Mag ich an sich weniger, aber es wurde nicht übertrieben. Ich drücke ein Auge zu.
Die Fuzi sind offensichtlich handgemacht, da keine Nudel wie die andere ist. Sehr gut gekocht, schön im Biss - sehr, sehr gute, schlichte Pasta. Madame ist ebenso zufrieden wie ich.

copyright 2015 Robert Bock
Zum Nachtisch bestellen wir zwei Espressi und einen Teller Krostole - istrisches Schmalzgebäck. Das Zeug ist der Hammer und stellt - zumindest für meinen Geschmack - Prsut und Trüffel-Fuzi in den Schatten. Warm, knusprig, keineswegs fettig, aromatisch - für 12 kn oder 1,59 EUR eine echte Sensation und schlichte, ehrliche aufs Wesentliche reduzierte Küchenkunst. Unbedingt probieren, wenn ihr nach Hum kommt.

Einen Besuch lohnt auch der Delikatessen-Laden in Hum. Feine, feine Spirituosen (Tipp: Teranino - Likör aus Teran-Wein der Firma Aura aus Buzet; Biska - Mistelbrandy der gleichen Marke), Weine und Trüffel-Schnickschnack aller Art. Ideale Quelle für Mitbringsel. Der Mistelbrandy hilft laut der Verkäuferin im Laden gegen alle möglichen Gebrechen: Gelenke, Magen, Hautausschlag, Krebs ... Ich frag sie: Auch gegen Alzheimer? - Sie: Kann sein, hab ich vergessen.

Im dritten und abschließenden Teil meines Istrien-Specials gehts auf die Westseite Istriens. Auch dort gibt es kulinarisch viel zu entdecken, dort aber - da touristischer - neben Licht auch einiges mehr an Schatten als im Osten.




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