Ganze Spielergenerationen des FC Bayern München verkehrten in diesem Lokal und an seinen vormaligen Standorten in der Stadt.
Damals in der Spiegelgasse beispielsweise, endete jäh die Karriere des Mario Basler bei den Bayern. Super-Mario, berichten jene, die dabei waren, brachte die spitze Bemerkung eines Gastes in Rage, weshalb er als einer der selbsternannt besten Fußballer der Welt nicht im Aufgebot des DFB für die anstehenden WM stünde? Es kam zu Handgreiflichkeiten, wenig schmeichelhafter Publicity und Baslers Demission aus dem Bayern-Kader.
Die Wände des gemütlich wirkenden Lokals sind tapeziert mit Fußball-Devotionalien, Autogrammen großer Spieler und Fotos, die Weltstars Arm in Arm mit Fernando zeigen. Doch von Juve-Fan Fernandos Liebe zum Fußball und seiner Zuversicht, dass der FC Bayern vor einer glänzenden Zukunft stehe, weil sie mit Carlo Ancelotti nun endlich einen guten, weil italienischen Trainer hätten, soll nicht die Rede sein - heut geht's um Speis und Trank.
von Robert Bock
Die italienische "Ein-Mann-Mauer" |
Wir haben in diesem "Promi-Laden" noch nie gespeist und entsprechend sind wir gespannt, was die Küche zu bieten hat. Wir nehmen Platz auf der umgrünten Terrasse. Ein schön gewachsenes Olivenbäumchen verbreitet mediterranen Flair. Die gläseren Wände des offenen Wintergartens halten den Straßenlärm leider nur leidlich ab.
Der erste Tisch an dem wir Platz nehmen wackelt wie ein Lämmerschwanz. Der Nebentisch erweist sich als nur unwesentlich stabiler. Der dritte Tisch ist unerschütterlich. Leider vertreibt uns die sehr freundliche Servicechefin aus dem Osten Deutschlands in aller Höflichkeit von diesem Tisch: Er sei leider reserviert.
Nun, wir finden schließlich einen Tisch der akzeptabel ist, aber generell gereicht derart klappriges Mobiliar dem Gast nicht zur Freude. Fernando bekommt Wind von unserer Reise nach Jerusalem, entschuldigt sich, die Brauerei habe ihm diese klapprigen Tischchen zur Verfügung gestellt. Wahrscheinlich könnte man im Sinne der Zufriedenheit des Gastes Hand anlegen und die Tische stabilisieren, aber warum, wenn doch andere Schuld an einem Schwachpunkt des eigenen Lokals tragen? Wären wir nicht in der Oberpfalz, man könnte meinen, man befände sich tatsächlich südlich des Brenners - sehr weit südlich wohlgemerkt ...
Die Karte glänzt mit einer ansehnlichen Auswahl schöner Gerichte der italienischen Küche ohne eine klare regionale Orientierung innerhalb der schier unermesslichen Vielfalt der Küchen des Stiefels erkennen zu lassen.
Die Anrichte im Lokalinneren glänzt mit einer breiten Auswahl frisch gemachter Antipasti und selbstverständlich gäbe es auch Pizze. Die Preise sind für hiesige Verhältnisse normal - kein Promizuschlag oder dergleichen.
Die Servicechefin empfiehlt uns mündlich ein paar Tagesgerichte, die sich nicht in der Karte finden. Die sprechen uns an. So bestellt Madame Pasta mit Salsicce, ich Canelloni mit Hackfleisch und Auberginen.
Ihr ist nach einem Chianti aus der Toskana, mir nach einem Verdiccio, einem Weißwein aus der Region Marken. Dazu eine große Flasche San Pellegrino.
Die Weine sind fair bepreist, optimal temperiert und von schöner Qualität. Angemesse Gläser und eine Viertelliterkaraffe auf einem silbernen Untersetzerchen - sehr schön. Weinkultur ist in italienischen Lokalen beileibe keine Selbstverständlichkeit und die offenen Weine oft gar eine Beleidigung des Gastes. Hier nicht - das gefällt uns.
Während wir uns an den ersten Schlucken Weins erfreuen, lauschen wir dem Fußballlatein von Fernando und zwei männlichen Gästen. Einer von beiden sei früher der beste Mittelstürmer von Post Süd gewesen, streichelt Fernando dessen Ego. Und das, obwohl er Österreicher sei, fügt er im nächsten Satz hinzu. Zuckerbrot und Peitsche ...
Madames Pasta mit Salsicce werden auf einem flachen Teller serviert. Penne mit einer sahnelastigen Tomatensauce mit Bratwurstbrät darin, das reichlicher hätte ausfallen können, ebenso wie der Käse darüber. Madame hat ausdrücklich mit viel Salsiccia bestellt - weniger wäre nahe Nichts gewesen.
Die Pasta ist auf dem Punkt, aber in seiner Gesamtkomposition trifft das Gericht Madames Vorstellung nicht vollumfänglich. Sie hätte Tagliatelle statt Penne erwartet, aber nach meinem Dafürhalten sind das nicht unbedingt die für dieses Gericht typischen Nudeln. Es lag also nicht an der Küche, es lag an Madames Erwartungshaltung bzw. an einer nicht präzise genug ausgefallenen Kommunikation seitens des Service: Hätte die Dame konkret Penne statt Pasta angekündigt und/oder Madame ausdrücklich Tagliatelle verlangt, wäre die Sache klar gewesen. Wir Männer kennen das ja, dass Frauen gerne mal am Kern eines Themas vorbeidiskutieren und hinterher dann Mimimi ...
Meine Canelloni mit Hackfleisch und Auberginen sind hervorragend!
Ein Fleisch von wunderbarer Stückigkeit und geschmacklicher Qualität, mutmaßlich angereichert mit Salsiccia, der Sugo himmlisch fruchtig, der Käse aromatisch - besser kann man das meines Erachtens nicht machen. Ich würde dieses Gericht jederzeit wieder bestellen.
Dolce? Madame sagt ja zu süßen Sünden. Wir fragen den Service, was es heute gebe. Panna Cotta soll es sein, für mich nur einen Espresso. Der schmeckt gut, wie man das bei einem Italiener auch erwarten darf, aber ist mit 2,10 EUR zu teuer. Man nehme sich bitte ein Vorbild an der Heimat. Ein Espresso der als führende Ziffer eine 2 aufweist ist unsittlich, basta!
Die Panna Cotta ist geschmacklich und von ihrer Konsistenz her gelungen, aber was soll der Fake mit dem Hauch von echter Vanille im Guss als Topping, wo in der Panna Cotta selbst kein noch so kleines Fitzelchen Vanilleschotensamen zu finden ist?
Auch die Himbeersauce erschien uns beiden zuviel des Guten und übertönte den feinen Geschmack der Panna Cotta. Eine gute Panna Cotta braucht derlei Deko nicht, sie ist sich selbst genug. Die Orange wirkt wie das fünfte Rad am Wagen. Für 5,50 EUR auf der Rechnung (auf der Speisekarte im Web kostet sie 3,80 EUR (?)) - ist sie außerdem ambitioniert bepreist.
Fazit: Der Service in der Trattoria da Fernando war an diesem Abend hervorragend. Freundlicher und gastorientierter kann Service kaum sein. Die Küche war gut, teils sehr gut. Die Weine gefielen, was italienische Lokale betreffend ein Lob unsererseits darstellt.
Das Mobiliar im Freisitz wie auch die sehr sauberen, wenngleich betagten Toiletten, bedürfen unseres Erachtens einer Renovierung. Summa summarum - auch eingedenk der Qualität und Vielfalt hiesiger italienischer Mitbewerber - muss man hier nicht zwingend her, aber man wird es nicht bereuen.
Schulnoten (1= Sehr gut; 6 = Ungenügend):
Madame: 2-3
Ich: 2-
So wackelig wie die Stühle, so wackelig ist die Küche ebenso der Service seit 25 Jahren. Von himmelhochjauchzend bis tiefstbetrübt habe ich die Lokation schon oft verlassen. In früheren Stammtischzeiten bei Fernando in der Altstadt tat wohl der Alkohol einiges hinzu, da hat man dann großzügig über so manches hinweggesehen. Ich saß früher selbst oft neben Basler und co. Doch als nicht Fußballfan machte es das Lokal auch damals wie heute nicht besser. Aber das mit den Preisen machte er schon immer wie er wollte. Wenn alles passt kann man einen tollen Abend haben, der Reinfall ist aber zu 50% garantiert.
AntwortenLöschenWundert mich, meine Erfahrungen waren unterdurchschnittlich.
AntwortenLöschenWenn man allerdings aus erster und zweiten Hand mitbekommen hat, wie verwahrlost die ehemaligen Standorte übergeben wurden, macht man um das Lokal sowieso einen großen Bogen.