War dieser herrlich cremige Brownie zum Abschluss dieses Mittagessens nicht schokoladig genug oder genau richtig? Mir hätte ein Hauch mehr Bitternis gefallen, dafür ein wenig weniger Zucker. Madame beharrt darauf, nein, so und nicht anders habe ein spitzenmäßiger Brownie ihrer Meinung zu schmecken.
Wenn Madame und ich auf dem Nachhauseweg wegen solcher Petitessen ins Diskutieren geraten, weiß der regelmäßige Leser unserer Gastronomie-Rezensionen, dass wir einen erfreulichen Aufenthalt hinter uns haben.
Heute waren wir zum Mittagessen im Beach House in der Armin-Wolf-Arena, dem Regensburger Baseball-Stadion unweit der Donau-Arena an der Osttangente. "California Kitchen" verheißt das Programm. Passt irgendwie zu einer der amerikanischsten aller Sportarten, die die Regensburger Buchbinder-Legionäre hier auf europäischem Top-Niveau zelebrieren. Von Baseball verstehen Madame und ich soviel wie von Teilchenphysik und dem Higgs-Boson. Ist heute wurscht, heut geht's ums Essen.
von Robert Bock
Die Karte verspricht die weitmöglichste Verwendung sauberer Lebensmittel und ein Minimum an unvermeidbaren Zusatzstoffen (z.B. Nitritpökelsalz im Bacon).
Das Prüfeninger Dorfbackhaus liefert das Brot, Rehorik die (ausschließlich) kalifornischen Weiß- und Rotweine, der Kaffee von Marco Salvatori, das Bier kommt von Bischofshof und Weltenburger.
Wir sind zugegebenermaßen keine Kenner der California Kitchen, sie mutet uns aber als durchaus reizvoller Mix aus amerikanischen, japanisch-asiatischen und mexikanischen Einflüssen an.
Das Studium der unübersichtlichen Karte, die so reichlich bebildert und weniger inhaltlich als layoutechnisch überfrachtet ist, dass sie als "Magazin" aufliegt, nimmt etwas Zeit in Anspruch. Zig Kombinationsmöglichkeiten wollen verstanden und im Geiste antizipiert werden ... Karte geht gastfreundlicher.
Wir bestellen bei der freundlichen jungen, aber offensichtlich im Service nicht sehr erfahrenen Blondine zwei dunke Radler und als Vorspeise eine Portion hausgemachte Tortilla-Chips mit einer ebenfalls hausgemachten Mango-Koriander-Salsa, die wir uns teilen wollen.
Das Bier kommt prompt, das Essen, klar, wird dauern.
So warten wir ... Wir warten noch immer ... Und noch ein Stück ... Ach ja. Irgendwas ist immer ...
Nach angesichts eines nur zu einem Drittel gefüllten Lokals indiskutablen 20 Minuten Wartezeit wird endlich etwas geschickt. Teils leider nicht das, was wir bestellt haben, teils bereits Bestandteile des Hauptganges ...
Die Tortilla-Chips sind da, die Mango-Salsa fehlt. Dafür kommt Sour Creme, die Madame aber zu ihren Pommes "Skin on Home-Style" als Beilage zum Hauptgericht bestellt hatte. Zudem steht vor mir meine Beilage zum Hauptgericht, frische, hausgemachte Potatoe-Chips.
Die junge Dame scheint hoffnungslos überfordert und versteht zunächst nicht, was schiefgelaufen sein soll. Wir erklären es ihr, sie verspricht, die Mango-Salsa umgehend nachzuliefern ... Auch das dauert ... Derweil drohen die herrlich heißen Chips kalt zu werden. Sie schmecken auch so ziemlich prima- aber Tortilla-Chips ohne Salsa zum Dippen? Das ist wie Weißwurst ohne Händlmeiersenf ..
Nach weiteren ca. 5 Minuten steht das Tiegelchen mit Soße auf dem Tisch auf der Terrasse, endlich. Die Mango-Salsa ist die Wartezeit wert: Spitze! Fruchtig, scharf-süß mit nicht zu dominanter Koriandernote.
Weitere 3 Minuten später - die Vorspeise ist noch längst nicht verputzt - kommt leider schon das Hauptgericht: Der Beach-House Burger: 180 g Rindfleisch mit Guacamole, angebratenen Zwiebeln, knusprigem
Bacon, "Monterey Jack" Käse, Tomaten und Salat. Serviert mit Fumi Salat. Das ist ein Krautsalat mit Frühlingszwiebeln, Mandeln, Sesam und asiatischen Nudeln.
Wir haben Rare als Gargrad des Fleisches bestellt, wir bekommen es perfekt auf den Punkt geliefert. Wer an diesem Burger etwas zu kritisieren hat, muss verdammt schlecht geschlafen haben und mit dem falschen Fuß aus dem Bett gestiegen sein: Ausgezeichnet!
Das beginnt beim Brioche-Brötchen, das wir dazu gewählt haben, setzt sich bei der hervorragenden Guarcamole fort, mit der die beiden Hälften des Buns dick bestrichen sind und endet bei Käse, Speck, Tomaten, dem restlichen Gedöns und natürlich dem perfekt gebratenem Fleisch.
Dieses Fumi-Salat-Dingens ist eine schlichte, aber es ist eine kulinarische Entdeckung: Knackig frisches, pefekt mariniertes Weiß- und Rotkraut, aromatischer Sesam für den Crunch, milde Zwiebelchen und diese asiatischen Nudeln - formidabel! Madame beschließt, sollten wir nochmal hier speisen, bestellt sie sich ein Schälchen von diesem Fumi-Salat extra und ich nehme mir vor, das Zeug zu googeln und zuhause nachzubasteln.
Meine Kartoffelchips zum Beach-House-Burger sind, da zu früh geschickt, ein wenig lau, aber nichtsdestotrotz ausgezeichnet und mit herkömmlichen Chips aus der Tüte nicht zu vergleichen. Madames Pommes sind tatsächlich hausgemacht und in der Schale fritiert, außen knusprig, innen soft und ausgezeichnet. Die Sour-Creme schmeckt keine Spur nach irgendwelchen Zusatzstoffen - ebenfalls tiptop.
Wir sind uns einig: Auch wenn der Service heute gewaltig Luft nach oben offenbart hat - die Küche weiß was sie tut, und was sie weiß, das zeigt sie auch. Respekt, da können sich Max+Muh und wie sie alle heißen, eine Scheibe abschneiden.
Eigentlich sind wir beide satt, aber ein Nachspeiserl sollte noch gehen, oder? Zumal es auch kleine Portionen zu 1,50 EUR gibt, sagt ausdrücklich die Karte. Wir fragen unsere Servicedame, was es heute zum Dessert gebe.
Sie rattert dies und das herunter, darunter einen Apple-Crumble. Den wollen wir, sie trabt ab, trabt zurück - sei leider aus. Na, dann zweimal eine kleine Portion Brownie. Dass der am Ende mit 1,80 EUR statt 1,50 EUR auf der Rechnung steht, irritiert uns.
Dass der hervorragende Espresso für faire 1,50 EUR den Magen des Gastes schließt, goutieren wir mit einem dicken, dicken Lob. Mehr sollte ein guter Espresso nirgends kosten. Alles was über 2 EUR geht - vor allem, wenn wie allzu oft die Qualität nicht stimmt - ist eine Unverschämtheit und sollte unseres Erachtens seitens des Gastes unter Hinweis auf den Grund mit Verzicht bestraft werden.
War er nun zu wenig schokoladig, oder gerade richtig, unser Brownie: Fest steht, er war ausgezeichnet und jedes Kritikastern ein Schwadronieren satter Menschen auf abgehobenem Niveau. In jedem Fall ein würdiger Abschluß eines unerwartet schmackhaften und gut zubereiteten Essens mit guten Zutaten in angenehmer Umgebung (sehr bequeme Stühle im Freisitz, Sukkulenten als Tischschmuck, Topf-Palmen, schöne Aussicht auf das Spielfeld der Arena).
Lediglich was die Musikauswahl der Hintergrundbeschallung angeht, könnte man diese besser an den Altersquerschnitt der Gäste (im Schnitt deutlich über Dreissig an diesem Tag) anpassen. Nicht jedem gelingt es, entspannt zu Hip-Hop, Rap und House sein Essen zu geniessen ... Amerikas Musikstile haben mehr zu bieten, als diese klischeehaft verzerrte und überkommerzialisierte sogenannte Musik. Zudem der Verdauung eines guten Essens zuträglichere ...
Schulnoten (1 bis 6):
Madame: 2
Ich: 2-
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