Freitag, 13. Oktober 2017

Lunchen im VyVu

Lunch sei for losers meinte einst ein gewisser Gordon Gekko, gespielt von Michael Douglas im Film Wall Street von Oliver Stone.

Das Aushängeschild unter den vietnamischen Restaurants Regensburgs ist an diesem Mittwochmittag jedenfalls brechend voll und meine charmante Begleitung und ich gesellen uns dazu.

An sich wollten wir ja gar nicht ins VyVu. An sich wollten wir beim selbstgefühlten Souvlaki-König der südlichen Oberpfalz an dessen Imbisswagen verfizieren, was der Bursche außer schrankenlosen Selbstbewußtseins auf dem Kasten hat, wenn es um Souvlaki geht ... Eine wahre Odyssee haben wir hinter uns, erfolglos haben wir nach seinem Imbiss-Wägelchen Ausschau gehalten. Hat die Pita etwa tatsächlich Flügel bekommen ...? Es hat sich ebenso in Luft aufgelöst wie die zugehörige Facebook-Seite und auch auf der FB-Präsenz der zugehörigen Taverne kein Sterbenswörtchen über den Verbleib des Imbisswagens ... Aber verabschieden wir uns von Gordon Gekko und seinen Lebensweisheiten,  widmen wir uns gehobener asiatischer Kochkunst im Zeichen werktäglich kurzer Mittagspausen ...
von Robert Bock


Die Mittagskarte des VyVu  präsentiert sich gegenüber der Abendkarte deutlich reduziert, aber bietet dem Gast dank eines durchdachten Baukastensystems eine ansehnliche Auswahl. Man hat die Wahl zwischen sechserlei Basiszutat von Hühnchen über Tofu und Garnele bis zur knusprigen Ente, dies jeweils in sechs verschiedenen Zubereitungsarten, respektive Saucen mit Reis und drei verschiedenen Vorspeisen bzw. Beilagen (Suppe, Frühlingsrolle oder Sprossensalat).

Nach den Gesetzen der Kombinatorik ergeben sich so sensationelle 6 mal 6 mal 3 = 108 Möglichkeiten. Theoretisch betrachtet: Besuchte ein Gast an 200 Werktagen mittags das VyVu und wollte stets etwas anderes essen, würde sich eine bestimmte Kombination erst nach etwas weniger als einem halben Jahr wiederholen müssen. Das nenne ich intelligentes Menüdesign: Effizienz in der Küche ohne den Gast mit Eintönigkeit zu vergraulen!

Meine charmante Begleitung und ich entscheiden uns gemeinsam für eine große Flasche Mineralwasser, je einmal die vegetarische Frühlingsrolle als Vorspeise, sie für knusprige Ente "Cary Vang" (9,90 EUR mit Frühlingsrolle) und ich für Hühnchen "Xao Hat Dieu" (7,90 EUR mit Frühlingsrolle).

Die Frühlingsrolle kommt flott und ist heiß, knusprig und adrett auf einem Salatblatt angerichtet.

Die beiden Kuchengabeln als Besteck empfinde ich persönlich als suboptimale Lsöung. Mit einer normalgroßen Besteckgarnitur, bestehend aus Messer und Gabel hätte ich mich leichter getan.

Geschmacklich ist die vegetarische Variante der Frühlingsrolle in Ordnung, ohne zu glänzen, was zweifelsohne am fehlenden Fleisch liegt. Fehlendes Salz gleiche ich mit etwas Sojasauce aus.

Die Hauptgänge werden im Vergleich zum Abendangebot weit weniger spektakulär serviert. Alleine das Pottpouri aus frischen Kräutern zu vielen Gerichten ist da einen Besuch des VyVu wert.

Mittags: Reis und Gericht auf einem Teller. Angesichts des Preises ist das völlig in Ordnung. Die Portion ist großzügig, ohne zu groß zu sein. Nach meiner Präferenz genau richtig.
Geschmacklich sind beide Gerichte gelungen, die Zutaten frisch, die Haut der Ente meiner Begleiterin in der Tat schön knusprig und das Fleisch sehr zart.

Meine Hoi-Sin-Sauce mit Cashews zum zarten Hühnchenfleisch mutet mir - kontrastierend zur Frühlingsrolle - eher etwas zu kräftig gesalzen an, das Gemüse ist tiptop frisch und knackig kurzgebraten.

Wir bezahlen um die 23 EUR und sind mit diesem Mittagsmahl vollauf zufrieden, zumal das Ambiente sehr ästhetisch und der gewohnt freundliche, aufmerksame Service auch in Abwesenheit des Chefs an diesem Tag bestens funktioniert hat.

Fazit: Hier ist man zum Mittagslunch zu fairem Preis gut aufgehoben, hier kann man sich jederzeit wieder niederlassen.

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