Dienstag, 20. Februar 2018

Zitronat-Zitronen und Lasagne - Im Milians in Straubing

Versuchungen sollte man nachgeben, empfahl einst der Schriftsteller und Bonvivant Oscar Wilde, denn wer wisse, ob sie wiederkämen?

Bin ich wochentags in meiner alten Heimat Straubing und die Zeiger der großen Turmuhr des Stadtturmes bewegen sich auf die Mittagsstunde zu, mache ich immer wieder gerne einen Abstecher in die Fraunhoferstraße 17 zu Milians Küche und Kaufladen.

Dort kümmert sich die geschäftsführende Inhaberin Patricia Brücker mit ihrem Team um Sommelier Steffen Schubert darum, dass es den Feinschmeckern Straubings an nichts mangelt.

In erster Linie verkauft man exquisite Lebensmittel, Weine und Spirituosen von kleinen Erzeugern aus der ganzen Welt, doch kann man dort auch Mittags einkehren. Immer wieder begeistert mich die Freude und Freundlichkeit mit der alle, aber tatsächlich alle, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Milians-Teams ihren Aufgaben nachgehen und sich um Kunden und Gäste kümmern. Es hat viele gute Gründe, weshalb Milians sich in relativ kurzer Zeit zu einer festen Größe in Feinschmeckerkreisen entwickelt hat. Und das weit über die Grenzen Straubings hinaus.
von Robert Bock


Zwar gibt es eine kleine Karte mit einem feststehenden Angebot, primär geprägt von verschiedenen, hervorragend komponierten Salaten, doch mich juckte bislang stets das täglich wechselnde Tagesgericht.

So auch an diesem ersten Dienstag im Februar. Es gab Milians Lasagne al forno mit Hackfleisch, Tomate, Wurzelgemüse, Creme Fraiche und Emmentaler Käsekruste.

Meine charmante Begleiterin und ich nehmen an einem der wenigen wuchtigen Holztische Platz. Die beiden älteren Damen, die dort bereits mit Blick auf die Straße sitzen, haben nichts dagegen, dass wir uns  dazugesellen.

Im Milians zählt das zum Konzept. Mittagsessen, einen Hugo oder Kaffee trinken und dabei neue Bekanntschaften schließen, sofern es sich ergibt. Der Anteil der Stammgäste ist hoch, ich kenne einige Gesichter vom Sehen.

Obwohl Steffen Schubert - der geprüfte Sommelier IHK ist für mich einer der Weinexperten Ostbayerns und ich gebe viel auf seine Meinung - hervorragende Tröpfchen im Sortiment bereithält, verzichten wir heute auf Wein zur Mittagssstunde und bestellen uns einen gespritzen naturtrüben Apfelsaft. Der stamme von Patricia Brückers Eltern, erfahren wir, und er schmeckt großartig.

Als Überraschung aus der Küche serviert die Chefin hauchdünn aufgeschnittene Zitronat-Zitrone aus Sizilien (man kann diese köstliche Frucht an diesem Tag auch an Ort und Stelle für daheim mitnehmen) mit knusprigem Parmaschinken und ein paar Spritzern eines der besten Olivenöle Griechenlands und damit der Welt.

Dazu reicht man hausgebackenes Brot; hervorragendes Weißbrot, wie es mich schon bei meinen Besuchen in der der Vergangenheit begeistert hat.

Diese Vorspeise ist eine Sensation! Schade, dass diese Zitronat-Zitronen nur in klitzekleinen Zeitfenstern in diesem erlesenen Reifestadium auf dem Markt sind. Ich würde wieder und wieder zu dieser schlichten Köstlichkeit in genau dieser Kombination greifen, die mir serviert wurde - wunderbar!

Die Lasagne à la Milians ist von der Portion her üppig. Wen mittags hungert, der wird begeistert sein. Noch mehr aber von ihrem Geschmack.

Ausgezeichnete Tomaten hat das stets enthusiastisch und mit Sachverstand arbeitende Küchenpersonal verwendet, das Hackfleisch sehr, sehr fein gewolft und den Sugo mit den Wurzelgemüse lange, lange köcheln lassen. Man schmeckt die Liebe zu einem Pastagericht stets in der Soße.

Dieser Sugo gereichte jeder italienischen Mamma zur Ehre! Die feine Konsistenz erlaubt es, die Nudelblätterschichten dicht an dicht zu packen. so gewinnt der Auflauf an Muskulatur.

Die Pasta ist perfekt gegaart, die Emmentalerkruste hätte für meinen individuellen Geschmack noch etwas dicker ausfallen dürfen, aber ansonsten ist diese Lasagne eine feine Sache.

Schön, dass eine Flasche des feinen, mir persönlich bestens bekannten und vertrauten Olivenöls, das schon die Vorspeise veredelt hat, auf jedem Tisch steht, denn ich liebe es, Pasta mit einem Extra-Schuss dieser Köstlichkeit zu veredeln. Tomaten und Olivenöl - Freunde fürs Leben!

Einen perfekten Espresso und einen göttlichen Limoncello einer winzigen Manufaktur hintendrauf und mir geht's prächtig. Mal um mal entdecke ich die erstaunlichsten Lebensmittel in diesem Laden - welch eine durch die Bank perfekte Qualität des Sortiments, welch eine persönliche Bereicherung meines kulinarischen Erfahrungsschatzes!

Draußen scheint die Sonne und weckt Lust auf einen Bummel um einen der meiner Meinung nach schönsten Plätze Deutschlands. Straubing ist immer einen Abstecher wert. So wie für mich persönlich Milians Küche und Kaufladen und das nahebei gelegene Café Krönner mit seiner Agnes-Bernauer-Torte.

P.S. Am Freitag, den 24. Februar 2018 wird übrigens Spyridoula Kagiaoglou, die Olivenölqueen aus Tegernheim, gemeinsam mit dem Milians-Team im Rahmen eines "Greek Meet & Greet" eine kleine Karte mit authentischen griechischen Köstlichkeiten im Milans kochen, bevor sie eine Woche später in Würzburg beim AromiA-Festival auf Einladung von Sternekoch Benedikt Faust mit 20 Sterne- und Starköchen die Festivalbesucher kulinarisch verwöhnen wird.
Wer den Unterschied am eigenen Gaumen erfahren will, und nachvollziehen, wie mies und, ja!, vaterlandsverräterisch die meisten hiesigen griechischen Profi-Gastronomen ihre Gäste
meiner Meinung nach mit Touristenfraß abspeisen, der mache sich an diesem Tag auf den Weg ins Herzen Straubings. Serviert wird nach Auskunft von Patricia Brücker à la carte ab 10 Uhr bis in den frühen Nachmittag. Auch an Vegetarier sei gedacht ... Mir persönlich wär's zwar der letzte Gedanke, aber irgendwas ist ja immer, wie meine treuen Leserinnen und Leser wissen  ;-)

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