Samstag, 13. Juni 2020

Gundelshausens Gasthof Kellner in Corona-Zeiten

Nachdem ich zuletzt in Adlersberg, die Einhaltung der damals neuen Corona-Regeln betreffend, Niederschmetterndes erlebte, heute ein weiterer Lokalbesuch mit scharfem Blick auf dieses Thema:

Der Gasthof Kellner in Gundelshausen zwischen Bad Abbach und Kelheim gelegen, ist eines meiner liebsten ländlichen Wirtshäuser, nicht nur, wenn es um ehrliche, bodenständige bayerische Küche geht, auch Manuel Kellners Burger sind hervorragend, wie auch seine nimmermüde Kreativität in internationalen Küchengefilden.

Gestern führte mich mein Weg sehr kurzentschlossen dorthin. Von München her heimwärts fahrend - es ging bereits auf 20 Uhr zu - beschäftigte meine charmante Begleitung und mich die Frage, was und wo zu Abend essen, wo Bayerns Gastronomie doch spätestens um 22 Uhr gezwungen ist zu schließen, weil Schlag 22:01 Uhr Myriaden böser Coronaviren plötzlich aus ihren Verstecken kriechen, um arglose Biergartengenießer hinterrücks ins Genick zu beißen ...?
von Robert Bock

Das Wetter ist herrlich, ein Himmel, nah der blauen Stunde, wie gemalt; makellos und klar die Luft.

Der Biergarten des Gasthaus Kellner ist zu gut zwei Dritteln belegt. Breite Biertische im vorschriftsmäßigen Abstand. Ein Schild bittet den Gast auf Platzierung zu warten, derweil er sich am Desinfektionsmittelspender bedienen kann.

Man kennt uns beide hier und die Überraschung ist uns geglückt. Manuel Kellners Papa empfängt uns. 70 Jahre wird er im August jung und feiert zudem 50 Jahre Metzgermeisterehren, Respekt! 

Manuels Mama, die gute Seele des Hauses und eine zupackende, herzenswarme Wirtin mit Leib und Seele, wie ich von diesem Format ansonsten allenfalls in Person von Marianne Schwögler aus dem nahen Bad Abbach kenne, und Manuels Frau Julia begrüßen uns Corona-Style mit Ellenbogencheck.

Julia entführt den Chef aus seinem Reich, Hallo zu sagen. Einigermaßen verdutzt schaut er hinter seinem Mund-Nasen-Schutz hervor: Mit mir hat er an diesem Abend nicht gerechnet, wie auch ich nicht vor Halbstundenfrist mit ihm ...

Selbstverständlich tragen alle Team-Mitglieder Mund-Nasen-Schutz; selbstverständlich - ich bezeuge es - werden sämtliche Tische und Bänke desinfiziert, bevor an ihnen neue Gäste platziert werden.

Breite Biertische hat man im Garten aufgestellt, nicht wie andernorts die schmalen Planken, an denen du deinem Gegenüber entweder direkt ins Gesicht atmest, oder du beugst dich so weit nach hinten, dass du von der Bierbank zu kippen drohst.

Auf jedem Tisch ein QR-Code. Eingescannt führt der zur digitalen Speisekarte. Man bringt uns auch die ausgedruckte analoge Einwegversion. Vor unseren Augen wird sie, nachdem wir bestellt haben, zerrissen und entsorgt.

Ich entscheide mich für Fleischpflanzerl mit Bratensauce, Kartoffel-Gurkensalat und einem gemischten Salat vom regionalen Gemüsebauern. Eine gute Wahl.

Die drei schönen, luftigen, g'schmackigen Fleischpflanzerl harmonieren wunderbar mit der kräftigen, appetitlich glänzenden dunklen Bratensoße.

Der Kartoffel-Gurkensalat ist schön sämig, rund abgeschmeckt, für meinen persönlichen Geschmack hätte eine Nuance mehr Essig dran sein dürfen.

Der Beilagensalat ist frisch, knackig, vielfältig - mein Highlight sind die auffallend aromatischen Salatgurken.

Für weniger als 10 Euro für dieses Ensemble meckert nur, wen Meckern erotisch stimuliert. Das dunkle Radler mit Weltenburger Bier als Begleitung passt hervorragend.

Auch zu dem Schnitzel "Wiener Art" mit Pommes und Beilagensalat für knapp über 10 Euro, das sich meine charmante Tischgenosssin bestellt hat.

Zwei deutlich mehr als handflächengroße "Schnitzerl", wie Julia Kellner beim Servieren humorvoll untertreibt, thronen auf eine Männerportion Pommes.

Ich darf probieren. Butterschmalz oder wenigstens ein großer Stich Butter kurz vor Ende des Fettbades in der Pfanne, dünn, aber nicht zu dünn plattiertes Fleisch aus der Oberschale, geschmackvoll, knusprig die Panade. Extrem solide! Werde ich, bekennender Wiener-Schnitzel-Fan, mir auch einmal bestellen müssen, wenn ich wieder hier bin.

Schön, dass Manuel und Julia noch Zeit findet, sich auf einen Ratsch zu uns zu setzen. Es geht nicht nur um das leidige Corona-Thema, es geht auch um erfreuliche Neuigkeiten: im Oktober erwarten beide ihren zweiten Nachwuchs. Wenn das diesem gebrauchten Jahr 2020, dass der liebe Gott uns allen angedreht hat, nicht wenigstens Familie Kellner einen erfreulichen Höhepunkt aufsetzen wird ...?

Schlag 22 Uhr brechen wir auf. Satt, zufrieden, um kulinarischen Genuss und gute Gespräche bereichert. Das ist Wirtshaus in Bayern; das ist Kultur und Lebensart, die nicht untergehen darf. Wer dies sieht wie ich, muss handeln und die jeweiligen Wirtsleut mittels Einkehr unterstützen.

Dass die Küche des Gasthofs Kellner eine sichere Bank ist, die dich nie enttäuschen wird, das weiß ich und wissen meine Leser*innen aus vergangenen Besprechungen. 
Dass Familie Kellner und ihr Team ihr striktes, wohldurchdachtes Hygienekonzept von A bis Z lückenlos umsetzen, ja leben, verdient Hervorhebung, denn nicht überall habe ich das in den letzten Wochen leider so erlebt. Hier, in Gundelshausen, kann man auch in diesen für uns alle nicht einfachen, unsicheren Zeit einkehren und sich gut aufgehoben fühlen. Tut das!

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