Am 13.06. 2015 persönliche Premiere im Gasthaus Zum Goldenen Krug in Sengkofen bei Maitre Christian Braun und seinem Team: 4 Gänge Menü.
Ab vom Schuss des Trubels südöstlich Regensburgs, macht
Christian Braun seit 2004 mit seinen jeweils aktuellen Speisekarten Neugier auf
einen Abstecher in seinen Landgasthof. Um eine traurige Nachricht
vorwegzunehmen: Es wird der letzte Sommer sein, wie ich gestern erfahren
musste: die Brauns werden ihr Lokal dort nicht mehr weiterführen. Nach Genuss
des 4-Gänge-Menüs (zu EUR 45) muss ich sagen: Saublöd, dass ich nicht schon
früher dort war und mich habe dort verwöhnen lassen, denn ohne um den heißen
Brei herumzureden: Braun und sein Team beherrschen ihr Handwerk auf einem
Niveau, das zumindest einen Stern für die Küche verdient. Das Ambiente
allerdings wird dem Anspruch von Sternejuroren aber wohl nicht gerecht, denn
ein gediegenes, wenn auch sehr gepflegtes Gasthaus im regional typischen Stil, ist
wahrscheinlich zu wenig exaltiert und auch der Service ist für dieses Niveau personell
unterbesetzt, wenngleich freundlich und am Wohl des Gastes orientiert.
(von Robert Bock)
Bitte beachten:Sämtliche Posts stellen persönliche und höchst subjektive Meinungsbilder des jeweiligen Verfassers dar und sind auf keinen Fall verallgemeinerbar. Das Recht zu sachlicher Kritik ergibt sich aus dem im Artikel 5 des Grundgesetzes verbrieften Recht auf freie Meinungsäußerung - auch wenn negative Kritik manchmal sehr unliebsam sein kann. Gastronomen, Küchenpersonal und Servicekräfte sind wie die Gäste Menschen und haben gute und schlechte Tage im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Jede Kritik ist also eine lediglich subjektive Momentaufnahme: Was heute schlecht war, kann morgen gut sei und umgekehrt. Die Verfasser der Beiträge dieses Blogs bemühen sich um Konstruktivität, um Gastronomen zu helfen, kontinuierliche Verbesserungsprozesse zu initiieren und für potenzielle Gäste die Markttransparenz zu verbessern.
Die Weinkarte (offene wie Flaschenweine) besticht durch eine
überschaubare, aber mit Sachverstand vorgenommene Zusammenstellung einiger
wunderbarer Frankenweine, einige Österreicher und im Rotweinbereich zudem ein
paar intelligent gewählte Franzosen und Italiener zu zivilisierten Preisen. Die
Wahl meiner Herzensdame fiel auf einen Riesling, meine auf einen Silvaner
jeweils von Strobel/Sommerach. perfekt temperiert in einem guten Weißweinglas.
Zum Entré gab es als Gruß aus der Küche eine
"Tomatenkaltschale" im Shooter nach Art einer spanischen Gazpacho,
dazu hausgebacke Weißbrotstangen mit reichlich Pesto im Teig. Schöne
Kombination!
Erfreulicherweise tauschte die Küche den ersten Gang des
Menü-Vorschlages (Minestrone) auf unseren Wunsch (und ohne Aufpreis) gegen ein
"Spargelrisotto mit jungem Lauch, Bärlauchpesto und Parmaschinken".
Ein Risotto hoher Qualität zuzubereiten ist eine Kunst und in 9 von 10 Fällen
bekommt man miesen Fraß serviert - das Risotto von Christian Braun würde jede
italienische Mamma adeln. Ausgezeichnet, gekocht mit Spargelbrühe, auch wenn
eine Spur "schlotziger" noch schöner gewesen wäre. Wunderbar!
Zweiter Gang: "Knuspriger Zander auf Selleriecreme mit marinierten
Zuckerschoten". Viele schwören auf Zander - ich halte den Fisch grundsätzlich
für überbewertet, da relativ geschmacksneutral und von daher gerne mal
nichtssagend wie Pangasius, auch wenn der Vergleich fast an Beleidigung grenzt
... Brauns Zander: Wunderbar knusprig die Haut, perfekt im Garpunkt, leicht
glasig, wie es sein muss, das Fleisch - die Selleriecreme ein Traum zum
Reinlegen und das Schäumchen dazu - besser kann man dieses Gericht kaum
interpretieren! Große Klasse!
Hauptgang: "Pochierter Rücken vom Rehbock aus heimischer Jagd
auf cremiger Polenta mit Rhabarber-Olivenragout und altem Balsamico" - Ein Blick
auf das Foto zeigt: Perfekt gebraten (pochiert, Verzeihung) das Reh,
butterzart, dass man mit dem Messer nur drücken, nicht sägen musste und auf der
Zunge zerging das Reh wie Butter. Daumen hoch, Christian Braun - das muss man
erstmal so können! Die Polenta: Ich kann Polenta normalerweise nicht viel
abgewinnen, aber auch hier: cremig, schlotzig, erdige Maisaromen - spitze! Der
Burner aber: das Rhabarber-Olivenragout: Ein wunderbares Spiel von Säure und
Frucht, in Kombination mit dem Balsamico war das Gaumensex!
Dessert: "Mascarponetörtchen mit Erdbeeren und Hollergranité".
Das Törtchen auf selbstgebackenem Mürbteigplätzchen cremig, fluffig,
"mascarponig" - nicht zu süß, sehr schön! Mein Höhepunkt war aber das
Hollergranité. Leider nur so wenig ... warum immer nur vom Allerbesten so
wenig? Das Leben ist manchmal hart ... Das Dessert ein mehr als würdiger
Abschluß eines Menüs das große Kochkunst offenbarte und dem, was Helmut
Schwögler und Anton Schmaus ihren Gästen anbieten, m.E. qualitativ in nichts
nachsteht.
Kochkunst, die in Sengkofen (ohne seinen Bewohnern zu nahe
treten zu wollen) Perlen gleicht, die vor die Säue geworfen werden. Christian
Braun wünscht man den mutigen Sprung in eine kompromisslose Spitzengastronomie
mit entsprechendem Ambiente und Service in der Stadt. Ich bin mir sicher,
Regensburg würde einen handwerklich, wie von seiner Inspiration her,
hervorragenden Künstler am Herd wie Christian Braun verkraften, wenn nicht gar
brauchen, denn die Preise bei Schmaus sind mittlerweile nicht mehr angemessen.
Schade, schade, schade, dass die Brauns ihre Zelte in
Sengkofen abbrechen wollen. So lange das Gasthaus zum Goldenen Krug noch offen
hat: Schaut vorbei und wenn es Euch schmeckt, versucht den Wirt bitte zum
Weitermachen zu bewegen!
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