Gasthaus „Zum Goldenen Krug“ Revisited – bereits am 14. Juni
hatte ich die Freude über einen überaus gelungenen kulinarischen Abend bei
Maitre Christian Braun zu berichten, heute führte uns der abendlich sehr
zuverlässig sich einstellende Hunger erneut nach Sengkofen. Ich hätte zwar vorzugsweise
einem Biergarten im Stadtwesten mal wieder einen Besuch abgestattet, um mich
mit eigenen Augen und Gaumen zu vergewissern, ob man sich seit unseren letzten
Besuchen von einem - unser beider Geschmack und Meinung nach – mausgrauen Mittelfeldplatz
in der Regensburger Biergartenszene hat lösen können, aber meine Herzdame
scheute das Risiko: Warum, so ihre Überlegung, solle man sich an einem der
wenigen sonnigen Freitagabende dieses sogenannten Sommers absichtlich einem
Risiko aussetzen? Der Sommer sei zu kurz für Experimente und überhaupt: Bei
Brauns im Gasthaus zum Goldenen Krug war das Menü vor zwei Wochen einfach
vorzüglich, nun, schlug sie vor, sollten wir die Karte mit den gut bürgerlichen
Gerichten testen. Wer weiß, wie oft das noch möglich sein wird, denn die Brauns
stellen im August den Betrieb ein. Bedauerlich … sehr sogar!
von Robert Bock
von Robert Bock
Bitte beachten:Sämtliche Posts stellen persönliche und höchst subjektive Meinungsbilder des jeweiligen Verfassers dar und sind auf keinen Fall verallgemeinerbar. Das Recht zu sachlicher Kritik ergibt sich aus dem im Artikel 5 des Grundgesetzes verbrieften Recht auf freie Meinungsäußerung - auch wenn negative Kritik manchmal sehr unliebsam sein kann. Gastronomen, Küchenpersonal und Servicekräfte sind wie die Gäste Menschen und haben gute und schlechte Tage im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Jede Kritik ist also eine lediglich subjektive Momentaufnahme: Was heute schlecht war, kann morgen gut sei und umgekehrt. Die Verfasser der Beiträge dieses Blogs bemühen sich um Konstruktivität, um Gastronomen zu helfen, kontinuierliche Verbesserungsprozesse zu initiieren und für potenzielle Gäste die Markttransparenz zu verbessern.
Unser Bedauern teilten wir der sehr freundlichen jungen Dame
vom (diesmal) tadellosen Service auch gleich bei der Bestellung mit. Wir hatten
Glück, denn bis auf zwei Plätze war jeder Tisch im kleinen, idyllischen
Biergarten für diesen Abend vorreserviert. Auf der Tafel ein interessantes
Tagesgericht: Im Ganzen gebackene Scholle mit Spargel-Gurken-Gemüse und
Blattsalat – nein, kein Fisch diesmal, diesmal ein Klassiker: Wiener Schnitzel
– ja, Wiener Schnitzel, kein Schnitzel Wiener Art. Also vom Kalb, und auf der
Karte mit Preiselbeeren und einem Kartoffel-Radieserl-Salat für EUR 17,00.
Damen sind gelegentlich eigen – so auch die meine: Nach Bratkartoffeln stand
ihr der Sinn. Nicht weil man gerade an vermeintlich simplen Gerichten erkenne
kann, was die Küche kann – eine Sulz, eine bayerische Brotzeitplatte, die diesen
Namen auch verdient – tja, und eben Wiener Schnitzel und Bratkartoffeln etwa –
sondern weil die Kleine für exzellente Bratkartoffeln lebt und stirbt.
Die Weinkarte – übersichtlich, aber sehr intelligent und
kompetent bestückt – legte mir einen Grünen Veltliner aus Niederösterreich und
ihr einen Riesling von der Mosel nahe. Knapp nach dem Wein, dann ein Gruß aus
der Küche in Form der uns bereits bekannten krossen hausgebackenen
Weißbrotstangen mit Pesto und – alle Achtung! – ein Sellerieschaumsüppchen mit
Bärlauchpesto, das anderswo als Vorspeise durchgeht. Das Süppchen? Ein Gedicht:
Runde Selleriearomatik, würzig, nussig, weder aufdringlich, noch zurückhaltend;
eingerahmt in wunderbare Sahnigkeit im Mund. Der Hauch von Bärlauch eine charmante
Ergänzung. Eine gute Suppe macht nicht selten den Unterschied. Hier würde ich
mir jederzeit eine Suppe bestellen, hier weiß der Chef, was er der Ehre seiner
Profession schuldig ist. Leider ist er einer der wenigen, der sich dieses Lob von
mir ans Revers heften darf, denn ich verzeihe keine Lieblosigkeit beim Kochen
einer Suppe. Nicht mir als Hobbykoch, schon gar nicht Profis.
Nun zum Wiener Schnitzel: zwei Tranchen, die Hülle zart,
wellig, knusprig, vielleicht 20 Sekunden zu lang im Butterschmalz gebadet und
von daher für meinen Geschmack eine Spur zu dunkel geraten, gleichwohl noch im
Toleranzbereich. Das Fleisch nicht zu dick, nicht zu dünn, zart und
geschmackvoll. Die (meiner Vermutung nach) kaltgerührten Preiselbeeren eine
Referenz: Weder zu süß, noch zu herb, die Konsistenz wie gemalt, um Happen für
Happen darin zu baden. Da sag ich: Nein, ich kann mir schwer vorstellen, dass
man das so ohne Weiteres besser an den Gast bringen kann … Der
Kartoffel-Radieserl-Salat: Solide, ohne herauszuragen. Für meinen Geschmack hätten
anteilig ein paar mehr Radieserl drin der Beilage gut gestanden. Ich mag mich
täuschen, aber ich glaube der Kartoffelsalat wurde – neben einem
geschmacksneutralem Öl – unter anderem mit ausgelassenem Speck angemacht – das
schmeckte wunderbar herzhaft und gibt eine schöne bodenständige Note. Die
Bratkartoffeln meiner Begleitung: „Ausgezeichnet!“, urteilt sie. Kross
angebraten, mit Speckstreifen, mit Zwiebel und schön viel Fett - nach ihrem
Geschmack muss das so sein. Ich habe sie probieren dürfen – und habe dem nichts
hinzuzufügen: Richtig gute gemachte Bratkartoffeln mit ein paar interessanten
Kräutern dran (Kresse? Salbei? Ich vergaß nachzufragen …)
Dessert? Selbstverständlich ein Dessert! Ha! – Unser beider
Wahl fiel auf ein Vanille-Parfait mit süßem Basilikumpesto und Erdbeeren. Für
6,90 EUR gibts dafür zwei klare: Halleluja, was für ein Gaumenschmeichler. Wer
hätte gedacht, dass sich ein süßes Basilikumpesto so elegant an die schmelzige
Vanille und die roten Früchtchen der Saison anlehnt? Schön präsentiert –
Desserts von Christian Braun sind ein krönender Abschluss eines gemütlichen
Abends. Fazit: Nutzt die Gelegenheit, so lange sie noch da ist … Auf nach
Sengkofen, wie gesagt: Der Sommer ist zu kurz für Mittelmaß. Gönnte euch einen
ganz einfachen Geschmack, wie einst der Dichter Oscar Wilde: Von allem nur das
Beste.
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