Samstag, 27. Juni 2015

Gasthaus Zum Goldenen Krug in Sengkofen (II)





Gasthaus „Zum Goldenen Krug“ Revisited – bereits am 14. Juni hatte ich die Freude über einen überaus gelungenen kulinarischen Abend bei Maitre Christian Braun zu berichten, heute führte uns der abendlich sehr zuverlässig sich einstellende Hunger erneut nach Sengkofen. Ich hätte zwar vorzugsweise einem Biergarten im Stadtwesten mal wieder einen Besuch abgestattet, um mich mit eigenen Augen und Gaumen zu vergewissern, ob man sich seit unseren letzten Besuchen von einem - unser beider Geschmack und Meinung nach – mausgrauen Mittelfeldplatz in der Regensburger Biergartenszene hat lösen können, aber meine Herzdame scheute das Risiko: Warum, so ihre Überlegung, solle man sich an einem der wenigen sonnigen Freitagabende dieses sogenannten Sommers absichtlich einem Risiko aussetzen? Der Sommer sei zu kurz für Experimente und überhaupt: Bei Brauns im Gasthaus zum Goldenen Krug war das Menü vor zwei Wochen einfach vorzüglich, nun, schlug sie vor, sollten wir die Karte mit den gut bürgerlichen Gerichten testen. Wer weiß, wie oft das noch möglich sein wird, denn die Brauns stellen im August den Betrieb ein. Bedauerlich … sehr sogar!
von Robert Bock

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Unser Bedauern teilten wir der sehr freundlichen jungen Dame vom (diesmal) tadellosen Service auch gleich bei der Bestellung mit. Wir hatten Glück, denn bis auf zwei Plätze war jeder Tisch im kleinen, idyllischen Biergarten für diesen Abend vorreserviert. Auf der Tafel ein interessantes Tagesgericht: Im Ganzen gebackene Scholle mit Spargel-Gurken-Gemüse und Blattsalat – nein, kein Fisch diesmal, diesmal ein Klassiker: Wiener Schnitzel – ja, Wiener Schnitzel, kein Schnitzel Wiener Art. Also vom Kalb, und auf der Karte mit Preiselbeeren und einem Kartoffel-Radieserl-Salat für EUR 17,00. Damen sind gelegentlich eigen – so auch die meine: Nach Bratkartoffeln stand ihr der Sinn. Nicht weil man gerade an vermeintlich simplen Gerichten erkenne kann, was die Küche kann – eine Sulz, eine bayerische Brotzeitplatte, die diesen Namen auch verdient – tja, und eben Wiener Schnitzel und Bratkartoffeln etwa – sondern weil die Kleine für exzellente Bratkartoffeln lebt und stirbt.

Die Weinkarte – übersichtlich, aber sehr intelligent und kompetent bestückt – legte mir einen Grünen Veltliner aus Niederösterreich und ihr einen Riesling von der Mosel nahe. Knapp nach dem Wein, dann ein Gruß aus der Küche in Form der uns bereits bekannten krossen hausgebackenen Weißbrotstangen mit Pesto und – alle Achtung! – ein Sellerieschaumsüppchen mit Bärlauchpesto, das anderswo als Vorspeise durchgeht. Das Süppchen? Ein Gedicht: Runde Selleriearomatik, würzig, nussig, weder aufdringlich, noch zurückhaltend; eingerahmt in wunderbare Sahnigkeit im Mund. Der Hauch von Bärlauch eine charmante Ergänzung. Eine gute Suppe macht nicht selten den Unterschied. Hier würde ich mir jederzeit eine Suppe bestellen, hier weiß der Chef, was er der Ehre seiner Profession schuldig ist. Leider ist er einer der wenigen, der sich dieses Lob von mir ans Revers heften darf, denn ich verzeihe keine Lieblosigkeit beim Kochen einer Suppe. Nicht mir als Hobbykoch, schon gar nicht Profis.

 
Nun zum Wiener Schnitzel: zwei Tranchen, die Hülle zart, wellig, knusprig, vielleicht 20 Sekunden zu lang im Butterschmalz gebadet und von daher für meinen Geschmack eine Spur zu dunkel geraten, gleichwohl noch im Toleranzbereich. Das Fleisch nicht zu dick, nicht zu dünn, zart und geschmackvoll. Die (meiner Vermutung nach) kaltgerührten Preiselbeeren eine Referenz: Weder zu süß, noch zu herb, die Konsistenz wie gemalt, um Happen für Happen darin zu baden. Da sag ich: Nein, ich kann mir schwer vorstellen, dass man das so ohne Weiteres besser an den Gast bringen kann … Der Kartoffel-Radieserl-Salat: Solide, ohne herauszuragen. Für meinen Geschmack hätten anteilig ein paar mehr Radieserl drin der Beilage gut gestanden. Ich mag mich täuschen, aber ich glaube der Kartoffelsalat wurde – neben einem geschmacksneutralem Öl – unter anderem mit ausgelassenem Speck angemacht – das schmeckte wunderbar herzhaft und gibt eine schöne bodenständige Note. Die Bratkartoffeln meiner Begleitung: „Ausgezeichnet!“, urteilt sie. Kross angebraten, mit Speckstreifen, mit Zwiebel und schön viel Fett - nach ihrem Geschmack muss das so sein. Ich habe sie probieren dürfen – und habe dem nichts hinzuzufügen: Richtig gute gemachte Bratkartoffeln mit ein paar interessanten Kräutern dran (Kresse? Salbei? Ich vergaß nachzufragen …)

Dessert? Selbstverständlich ein Dessert! Ha! – Unser beider Wahl fiel auf ein Vanille-Parfait mit süßem Basilikumpesto und Erdbeeren. Für 6,90 EUR gibts dafür zwei klare: Halleluja, was für ein Gaumenschmeichler. Wer hätte gedacht, dass sich ein süßes Basilikumpesto so elegant an die schmelzige Vanille und die roten Früchtchen der Saison anlehnt? Schön präsentiert – Desserts von Christian Braun sind ein krönender Abschluss eines gemütlichen Abends. Fazit: Nutzt die Gelegenheit, so lange sie noch da ist … Auf nach Sengkofen, wie gesagt: Der Sommer ist zu kurz für Mittelmaß. Gönnte euch einen ganz einfachen Geschmack, wie einst der Dichter Oscar Wilde: Von allem nur das Beste.

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