In der der herrlichen Natur rund um Sankt Englmar lässt es sich nicht nur rund um Pröller und Predigtstuhl bis hinüber zum Hirschenstein mit seiner an klaren Tagen prächtigen Aussicht bis zu den Alpen wandern, sondern im Ortsteil Rettenbach seit nunmehr 45 Jahren auch hervorragend einkehren, essen und logieren.
Das Anwesen des Hotel Gut Schmelmerhof ist bereits zehn Generationen im Familienbesitz und seit 1971 eine gastronomische Institution, die ich seit Kindheitstagen kenne und schätze. An einem jener herrlichen Tage im späten September im zweitausendsechzehnten Jahre des Herrn - das Wetter konnte sich noch nicht auf Herbst einigen und hing dem späten Sommer nach - führte mich und meine charmante Begleitung eine lange Rundwanderung von Sankt Englmar zum Hirschenstein und retour am Schmelmerhof vorbei. Brotzeit heute nur, kein opulentes Mahl: Die Küche hat bereits den Mittagsbetrieb eingestellt, wir sind spät dran, weil wir es unterwegs nicht eilig hatten, und so stehen nur die Brotzeiten und Kaffee&Kuchen-Spezialitäten zur Wahl. Muss das von Nachteil sein ...?
von Robert Bock
Das Anwesen des Schmelmerhofs erfreut die Sinne. Üppiger Blumenschmuck tropft von Fenstergesims und Balkonen, gepflegtes Grün vor der einladenden Terrasse, ein Brünnlein plätschert gar beruhigend. Man wünschte sich nach mehr als drei Stunden Wandern ein Bett unterm blauen Himmelszelt, so schön ist es hier im Weiler Rettenbach.
Uns hungert wie Bären und dirscht wia Ochsn. Die Brotzeitkarte ist keineswegs spektakulär, eher gediegen bis bieder ausstaffiert. Was nehmen: Warm? Kalt?
Wir entscheiden uns für beides und ordern Nürnberger Bratwürste mit Kraut und den Brotzeitteller "Gut Schmelmerhof" mit diesem und jenem bestückt, im Grunde allem. Beides wollen wir uns teilen.
Gegen den Durst ein Radler vom herzoglichen Brauhaus Tegernsee und eine große Karaffe Mineralwasser.
Die Karaffe ist ein echter Hingucker, gestaltet vonSchülern der Glasbläserschule in Zwiesel, wie mir die Bedienung verrät. Drei freundliche Servicekräfte kümmen sich um die zahlreichen Gäste auf der Terrasse - nicht immer macht der Service einen koordinierten Eindruck, ist aber stets freundlich und gastorientiert.
Die Nürnberger Bratwürste sind leider kein Highlight und der ansonsten bekannt guten Küche des Schmelmerhofs nicht würdig. Mich würde nicht wundern, wenn es sich um das vakuumierte Wurst-Packerl vom Discounter oder der Metro gehandelt hätte, das hier verbraten wurde und keine halbwegs frische Metzgerware. Gut, wir sind im Bayerischen Wald und nicht in Nürnberg, und bevor ich fade niederbayerische Schweinswürstl bestelle, esse ich lieber vegan. (Hab ich das gerade allen Ernstes geschrieben ...?!)
Richtige Nermbercher Broudwerscht vom handwerklich arbeitenden Metzger schmecken jedenfalls eine ganze Ecke interessanter, als diese Verlegenheitsbrotzeit. Das Kraut ist allerdings prima: süß-sauer, gut abgeschmeckt, aber das reißt es nicht heraus. Statt sechs wurden übrigens sieben Würste geschickt - das erwähnen wir lobend. Wahrscheinlich hat man uns unseren Kohldampf angesehen ... Was den Senf angeht, hätten wir uns über regional produzierte Spitzen-Ware aus dem Glas und nicht dubiosen No-Name-Senf im kaum unfallfrei zu öffnenden Kunststoffbeutelchen gefreut. Eine hohe Erwartungshaltung, geweckt durch zurückliegende Besuche meinerseits und den selbstformulierten Anspruch des Lokals, will auch zur Brotzeit bedient sein ...
Die Brotzeitplatte ist nicht nur optisch sehr schön aufbereitet, sondern auch vielfältig und qualitativ hochwertig belegt. Mein Highlight sind das Geselchte und der Obazde, aber auch der Rest hält jeder Kritik stand.
Wir haben noch rund zwei Stunden Fußmarsch vor uns, das schreit zur randlosen Befüllung der Muskel- und Leberglycogenspeicher nach Kaffee und Kuchen.
Der Ober hat gerade einem anderen Gast ein Stück Mohnkuchen serviert. Kann ich da Nein sagen ...? Meine Begleiterin inspiziert die Kuchentheke und lässt sich einen Apfel-Riesling-Kuchen bringen.
Beide Kuchen - hausgemacht, wie der Service bestätigt - lassen ganz großes Konditorenkönnen vermuten.
Einen besseren Mohnkuchen mit in Alkohol eingelegten Rosinen habe ich mein Lebtag nicht gegessen und auch der Apfel-Riesling-Kuchen hat das Zeug zu einem Lieblingskuchen. Großartig! Wer den Schmelmerhof aufsucht, lasse sich unter keinen Umständen die Kuchen entgehen!
Die Sonne neigt sich längst gen Westen. Zeit die müden Knochen aus der Relax-Position in die Senkrechte zu bewegen ... Auf Wiedersehen, Gut Schmelmerhof - einst werden wir uns wiedersehen!
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