Herrlicher hätte unsere Belohnung für die Mühen des Aufstiegs über den steilen Pilgerweg hinauf, weit über die weiten Ebenen des Gäubodens, nicht ausfallen können. Die Welt unter uns liegt unter einer Decke aus Watte und über dieser duftigen Decke strahlt, mit der gebremsten Kraft des frühen Dezembers, Helios mit der stahligen Bläue des Himmelszelts um die Wette. Vorweihnachtsmarkt auf dem Bogenberg im Jahre 2016. Auch heuer, wie bisher stets, ein seelenwärmendes Erlebnis ...
Der Bogenberger Vorweihnachtsmarkt zählt für mich zu den schönsten Weihnachtsmärkten der Welt. In Ostbayern jedenfalls steht er mit keinem - ich betone: keinem! - in nennenswerter Konkurrenz. Schon gar nicht mit dem "Event" im Fürstlichen Schloss zu Regensburg, das meiner unmaßgeblichen Meinung nach primär zu dem einen Zweck erfunden wurde, Touristen und Adabeis auszusackeln.
Dort scheint man sich seiner eigenen Redundanz und Selbstüberschätzung bewußt zu sein, denn würde man es sonst tatsächlich nötig haben, ein Flugzeug mit langer Werbebanderole über dem Bogenberg kreisen zu lassen ...?
Zahlreiche Besucherinnen und Besucher um mich herum schütteln den Kopf und sind genau wie ich empört. Wozu sind wohl Ihro Durchlaucht und ihre Eventmanagemententourage noch fähig sein mögen in ihrer vorweihnachtlichen Geldversessenheit ...? So geschmacklos diese Aktion, so sinnbildlich.
Damit so ein Bannerschlepp die heilige Ruhe des Bogenbergs stören kann, zahlt man in Regensburg aktuell einen Eintritt von um die acht Euro.
Hier muss man auch bezahlen: 2 Euro. Völlig angemessen und angesichts des Aufwandes, den die Werbegemeinschaft Bogen für lediglich drei Tage betreibt, an denen die Fixkosten einer solchen Veranstaltung kaum du decken sind, verständlich.
Die Buden auf dem Bodenberg bieten Kunsthandwerk vom Feinsten. Billigen Importmist aus Fernost wird man lange und zumeist vergeblich suchen. Zahlreiche Stände verkaufen feine Ware aus Entwicklungsländern. Keine amerikanisierte White-Christmas-Stimmung mit Santa Claus und rotnasigem Rentier, sondern Vorweihnacht mit stimmigem niederbairischem Anstrich. Da passt der Stand eines Metzgers mit vakuumiertem hausgeräuchertem Schinken zum Mitnehmen zu fairen Kilopreisen und Glastiegeln voller Griebenschmalz hervorragend ins Bild.
Das Verhältnis von Fress- zu Einkaufsständen ist - anders als auf dem, vor allem bei Glühweinnasen beliebten Markt auf unserem Neupfarrplatz - ausgewogen und Speis und Trank sind überwiegend regional geprägt: Rosswurstsemmeln, verschiedene Suppen und Eintöpfe, Glühwein, Glühmost, Plätzchen, Stollen, Rollbratensemmeln ...
Rollbratensemmeln? Ja, auch ich stutze, als ich diesem Stand gewahr werde. Wer Pulled-Pork-Burger mag, wird diese Rollbratensemmel mit ihrer röschen Schweinsbratenkruste lieben. Die im Fleischsaft gargezogenen Zwiebeln geben ihren Saft an die Semmel ab, die sich zudem mit Schweinefett und Bratensatz vollsaugt. Senf oder Meerrettich dazu? Ich entscheide mich für weder noch: Dieses "Street Food" des Gasthauses Plötz für 4 Euro bedarf keiner weiteren Zutat, es ist in seiner Schlichtheit eine kulinarische Sensation!
Die Franziskaner-Minoriten des Klosters auf dem Bogenberg haben in ihren Kellergewölben ein Cafe eingerichtet und bieten eine beeindruckende Auswahl an Kuchen und Torten an. Wir entscheiden uns für einen Apfelkuchen mit Buttercremedecke und einen Spinatkuchen mit Granatapfelkernen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Spinatkuchen!
Beide Kuchen schmecken ausgezeichnet und das Haferl hervorragend gebrauten Filterkaffees wärmt uns inwendig zuverlässig auf.
Nächstes Jahr nehmen wir den Pendelbus vom Marktplatz aus beschließen wir, obwohl Auf- und Abstieg durch dichten Nebel ganz besondere Reize bargen ...
Morgen, Sonntag 04.12. ist die letzte Chance im Jahr 2016 dieses Highlight unter den Weihnachtsmärkten zu erleben. Dann erst wieder 2017.
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