Τὰ πάντα ῥεῖ +++ Persönliche und höchst subjektive Erfahrungswerte als Gast von gastronomischen Betrieben und Events in und um Regensburg und sonstwo in der weiten Welt +++ Über schöne Weine, besondere Biere und die Menschen, die sie schaffen +++ Konstruktive Kritik +++ Nicht-kommerziell und nur Esskultur und gutem Geschmack verpflichtet +++ Ein Blog von Robert Bock
Mittwoch, 23. November 2016
Im Bella Tandoori in Tegernheim
Uns war heute nach "indisch". Nachdem mein langjähriger Favorit in der Maxstraße in der jüngeren Vergangenheit durch einen kaum nachvollziehbaren Abfall der Speisenqualität und Unfreundlichkeit im Service auffiel, zog es uns vor die Tore der Stadt nach Tegernheim. Im Vereinsheim des örtlichen Sportvereins wird seit geraumer Zeit international gekocht. Die Vorschusslorbeeren in einschlägigen Facebookgruppen klangen vielversprechend, auch wenn ich auf die Meinung einer breiten Masse mit sprachlichen Artikulationsdefiziten, die dieses Lokal hervorragend fanden, normalerweise nur im Sinn eines Kontraindikators etwas gebe. Besser, ich wäre meinem Grundsatz treu geblieben ...
von Robert Bock
Für einen Sonntag im November ist das Wetter prächtig. Viel scheint noch nicht los zu sein im Bella Tandoori: Der Parkplatz ist kurz vor Mittag beinahe leer. Nanu ...?
Doch, es ist geöffnet! Wir betreten das Vereinsheim durch den Nebeneingang über die im Sommer als Freisitz fungierende Terrasse. Schäbig mutet das Exterieur hier an. Die Eingangstür ist dringend renovierungsbedürftig. Die Standards für Ordnung mögen in Indien andere sein - hier wirkt der morbide Charme der Vergänglichkeit allen Seins reichlich deplaziert. Er setzt sich in den unbeschreiblich abgenutzen, ja schmuddeligen Teppichböden im Inneren des Lokals fort. Uns beschleicht leises Grauen ...
Überhaupt Deko und Ambiente: Selten haben meine charmante Begleitung und ich einen derartig misslungenen Versuch erlebt, einem oberpfälzer Vereinsheim Charme und Exotik des indischen Subkontinents einzuhauchen. Statt nach Räucherstäbchen und exotischen Gewürzen müffelt es nach Küchenfett und Bierdunst. Die beiden Stammtischbrüder vermählen nicht das erste Weizen an diesem Tag mit ihrem Leibe und echauffieren sich lautstark über die Aufstellungsfehler von Bayern-Coach Ancelotti am Vortag. Die beiden unterstreichen unseren ersten Eindruck: Kein guter, der schlechtmöglichste, um aufrichtig zu sein ...
Der Servicechef nimmt uns freundlich in Empfang. Seine Deutschkenntnisse sind rudimentär; kaum gelingt es ihm, uns aus der Ferne den Tisch zu zeigen, den er uns anbieten möchte. Man wünschte ihm die Eingebung, dem Gast voranzugehen und ihn an seinen Tisch zu geleiten. Vielleicht ist das in Indien unter der Würde eines Mannes oder beschwört den Unbill der Götter herauf? Wir wissen es nicht.
An sich beabsichtigen wir a la carte zu speisen, aber entgegen der Informationen auf der Website des Bella Tandoori, ist ein Mittagsbuffet aufgebaut.
Gute Restaurants bieten gute Buffets an, nur die schlechten leisten sich mit ihrem Buffet einen Abfall in der Küchenperformance.
Wir entscheiden uns deshalb beide zuversichtlich fürs Buffet (9,90 EUR) und bestellen jeweils salziges Lassi (3,50 EUR). Der, die, das Lassi schmeckt sehr gut, und ist mit gemörsertem Kumin gewürzt. Das Limoglas samt Plastik-Strohhalm versaut allerdings die optische Präsentation dieses Getränks. Das macht man anderswo deutlich liebevoller.
Die Auswahl an Pakoras als Vorspeisen nebst der Dips ist gut und das herausgebackene Gemüse im Teigmantel gelungen. Nicht überragend, schon etwas lau - jedoch gelungen. Frisch gebackenes Naan-Brot bringt uns der Service an den Tisch. Dieses schmeckt hervorragend und wird - neben der scharfen Chili-Dip-Sauce auf Basis grüner Pfefferschoten - mein Höhepunkt dieses Besuchs bleiben.
Die deplatziert wirkenden Rigatoni mit Gorgonzola-Sauce am Buffet ignoriere ich kopfschüttelnd und verschwende kein weiteres Wort darauf, auch weil ich mich geweigert habe, sie zu probieren.
Sämtliche Fleisch-Currys (mit Ente, Pute, Hühnchen) muten olfaktorisch und von der Textur her nach Maggi-Fix-Produkten aus der Indien-Serie an. Lauwarm, keinerlei Exotik, keine Schärfe, geschmacklich niederschmetternd fad und langweilig. Einzig in der Farbe unterscheiden sie sich und das Fleisch ist derart penetrant im Eigengeschmack, dass in mir und meiner Begleiterin offen ausgesprochene Bedenken keimen, ob wir den Rest des Tages möglicherweise in inniger Umarmung der Schüssel zubringen würden ... Es kam gottlob nicht so. Ob unserer Pferdenatur geschuldet, oder ob womöglich ungewöhnlich aromatisches Fleisch zum Einsatz kam, lasse ich offen. Diese Curry schmeckten uns beiden nicht (um es höflich zu formulieren) aber wir erfreuen uns beide guter Gesundheit ...
Die Okra-Schoten in einem Curry-Gericht wurden zerteilt, so dass sie beim Garen ausschleimten. Wer je gelernt hat mit Okra zu arbeiten weiß, man muss sie in Essigwasser vorbehandeln oder im Ganzen belassen und nur den Stil tournieren, ohne das Fruchtfleisch zu verletzen. Ein komplett verhunztes, für meinen Gaumen schlimmes Gericht, das ich schnellstmöglich zu vergessen hoffe ...
Das Daal-Gericht auf Basis von Linsen ist zwar ebenfalls zu fade gewürzt, aber wenigstens essbar. Das Paneer-Gericht mit Erbsen ist geschmacklich so belanglos, dass mir keine adäquaten Worte außer "überflüssiges Vegetarierzeug" einfallen.
Einzig gelungen sind von den Hauptgerichten des Buffets die Garnelen in Tomatensauce. Weniger die totgegarten Meeresfrüchte, nein, die sehr fruchtige Sauce ist mir eine anerkennend gehobene Augenbraue wert.
Der mit Curcuma gefärbte und Gewürzen gepimpte Reis schmeckt vor allem nach Kreuzkümmel. Sollten andere Gewürze im Spiel gewesen sein, haben deren Aromen die weite Reise von Indien her nicht überlebt.
Nachtisch? Man nehme eine Dose Cocktail-Obst, lasse diese ausgiebig abtropfen und vemenge sie mit handelsüblichem Joghurt. Fertig ist die vermeintlich original-indische Dessertkreation. Lange nicht kam ich mir so verarscht vor. Zuletzt im Kreutzers - dort servierte man mir eine komplett verbratenes Roastbeef mit einem umfassenden Gargradkaleidoskop und im Prüfeninger Schlossgarten eine kugelförmige Sulz mit der Konsistenz eines Squashballs. Ich kämpfe noch mit mir bezüglich meines persönlichen Rankings dieser drei Fehlleistungen hiesiger professioneller Garküchen. Das Bella Tandoori hat allerdings gute Chancen auf Platz 1 für sein uninspiriertes Dessert an diesem Sonntag ...
Derweil wir uns bereits aufs Zahlen freuen, füllt sich der Laden. Familien zumeist. Am Nachbartisch bestellt man a la carte. Serviert wird jedes Gerichte einzeln in schönen metallenen Gefäßen und Stövchen. Wir hätten unserer Absicht treu bleiben sollen und das Buffet besser gemieden ... Aber wenn sich der Wirt schon zu einem Buffet entschließt, dann sollte er sich bewußt sein, dass der Qualitätsabfall nur marginal sein darf. Ist er das nicht, erweist er sich und dem Ruf seines Lokals einen Bärendienst. Ein erbarmungswürdigeres Buffet habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Zuletzt in Irkutsk im Osten Sibiriens, aber die russische Gastronomie ist eine Geschichte für sich und läuft hier außer Konkurrenz.
Die Inhaber des Bella Tandoori betreiben mittlerweile mit dem Namaste im Posthof ein weiteres "buffetklientelorientiertes indisches Lokal" in Regensburg. Sollten wir das auch probieren, frage ich meine Begleiterin? Sie verneint entschieden: Ein Griff daneben reiche, meint sie. Solle man sein Schicksal herausfordern?
Das gastronomische Konzept mit indischer, italienischer, griechischer und deutscher Küche sollte an sich bereits genügend Abschreckungspotenzial auf anspruchsvolleres Publikum entfalten. Wer alles zu können glaubt, kann am Ende halt oft gar nichts richtig. Wer es jedem recht machen will, macht es letztlich niemandem recht. Nicht einmal die eigene Nationalküche beherrscht man hier, es sei denn es ist beabsichtigt sie zu karrikieren oder persiflieren. Diese Spielart gastronomischen Zynismus kennt man ja bereits von unseren hiesigen Griechen, die querbeet weniger griechisch kochen, als der Mexikaner Anthony Quinn seinerzeit Zorbas, den Griechen mimte ... Schade eigentlich.
Das Bella Tandoori entpuppte sich für uns, gemessen an unseren persönlichen Ansprüchen und den Vorschusslorbeeren im Internet - zumindest an diesem Tag - als große Enttäuschung. Uns wäre lieber gewesen, 18 bis 20 EUR für das Buffet zu bezahlen und dafür anständig verköstigt zu werden. Eine Empfehlung können wir angesichts dieser Leistung leider nicht aussprechen.
2 Kommentare:
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Finde diese Rezession lächerlich. Wir bestellen mind. 1 Mal im Monat über einen Lieferdienst. Für das Ambiente kann der Pächter nichts. Jeder der die Sportgaststätten kennt, die Italienisch oder Griechisch kochen, weiß das es nirgends zum Ambiente passt. Das liegt am Sportverein, der die Gaststätte auch für anderweitige Feiern nutzt. Klar ist das selten ein Buffet im Vergleich zum A la Carte mithalten kann. Auch Liu und Shangri la sind bekannte Namen bei denen A La Carte 1000 Mal bessere Qualität liefert. Die typisch indischen Gerichte sind in Tegernheim der Oberknaller!! Selbst probieren und dann Meinung bilden.
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