Am 6. August um 8:08 Uhr gibt Tobi Stegmann via Instagram bekannt, dass er beruflich - mehr oder weniger ab sofort -"Next Stop München" unterwegs sein wird. Auf den offiziellen Webpräsenzen seines bisherigen Arbeitgebers Helmut Schwögler zu diesem Zeitpunkt keinerlei Information in dieser Sache.
Unabhängig davon, welche Gründe für dieses fluchtartige Verlassen Bad Abbachs es gibt, mir missfällt die Art und Weise der Trennung. Weil ich zu Helmut Schwögler ein freundschaftliches Verhältnis habe umso mehr.
Von Helmut selbst habe ich in der Angelegenheit keinerlei Information erhalten. Es spricht für ihn, dass er keinem ehemaligen Weggefährten ein böses Wort nachträgt. Hat er mir gegenüber nie und wird er niemals tun. Er ist ein Mann von Reife, Stil und Charakter und weiß, was sich gehört. Auch deshalb empfand ich es damals als gute Entscheidung von Tobi Stegmann, als er im Restaurant Schwögler in Bad Abbach seinen Dienst antrat.
Der Kochprofi-Buschfunk, dem ich gerne und interessiert lausche, zeichnet hingegen ein ziemlich einhelliges wie einseitiges Meinungsbild von dieser Causa, die meine erste, zugegeben sehr emotionale Reaktion auf Stegmanns überraschend frühzeitige berufliche Veränderung bestätigt ...
LOYALITÄT:
"Der Begriff Loyalität wird oft im Sinne von Zuverlässigkeit und Anständigkeit gegenüber der Gruppe, der man sich verbunden fühlt, gebraucht, beispielsweise im Zusammenhang mit Dienstverhältnissen, bei denen sich ein Arbeitgeber bzw. Dienstherr auf die Treue seines Mitarbeiters verlassen können muss. Damit ist unter anderem die Forderung nach Aufrichtigkeit und Fairness im Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen, Mitarbeitern und externen Partnern gemeint. Loyalität impliziert neben emotional unterlegter Verbundenheit auch ein Handeln im Sinne des Unternehmens sowie eine dem entsprechende Fürsprache nach außen. Loyalität verbietet das Verfolgen solcher individueller Ziele, die den Zielen des Unternehmens widersprechen, und setzt die Einhaltung von Bestimmungen und Regelungen des Unternehmens voraus. Unter Angehörigen von Netzwerken wird ein besonders hohes Maß an Loyalität als Voraussetzung einer dauerhaften Gruppenzugehörigkeit erwartet." (Wikipedia)
Mir persönlich missfällt, ...
a) dass Tobi Stegmann nicht den Anstand hatte, Zeitpunkt und Form der Bekanntgabe der Trennung seinem Arbeitgeber zu überlassen, der ihn nach seinem krachenden Scheitern in Landshut aus der Kochkurstretmühle in Provinzmöbelhäusern herausgeholfen hat.
Helmut Schwögler ist ein mit allen Wassern gewaschener, nicht ohne Grund erfolgreicher Koch und Gastronom. Nicht alles ist ihm im Lauf der Zeit geglückt und gerade deswegen ist sein Ratschlag stets reflektiert. Man kann immens viel von Helmut lernen, wenn man bereit dazu ist und nicht glaubt die Weisheit von Kindesbeinen an mit Löffeln gefressen zu haben.
Wer auch immer Tobi Stegmann zu diesem Kommunikationsstil geraten hat, er oder sie ist entweder böswillig oder einfach nur dumm. Ein erwachsener Mann sollte meiner Meinung nach soviel Instinkt und Anstand aufbringen, geduldig zu sein, die Füße still zu halten, ja: das Maul zu halten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, die Öffentlichkeit zu informieren. Der Hund wackelt mit dem Schwanz, nicht umgekehrt. Wenn Gang an die Öffentlichkeit, dann auch Butter bei die Fische und den neuen Arbeitgeber nennen.
b) Unser täglich Selfie gib uns heute und verschon uns mit deiner Kunst: Ich persönlich deute es als Symptom, dass es auf Tobi Stegmanns Instagram-Profil weit mehr Selfies des Profilinhabers in stereotyper Pose und repetitivem Gesichtsausdruck gibt, als Bilder der Ergebnisse seines kreativen Schaffens als Koch. Das eigene Instagramprofil als ubiquitäres Spieglein, Spieglein an der Wand ...?
Gut, auch Selfies können Ausdruck kreativer Ader sein, sind sie in seinem Falle aber meiner subjektiven Bewertung nach nicht. Den Beweis, dass er der handwerklich versierte, hervorragende und kreative Koch ist, für den er sich hält, ist Stegmann im Hause Schwögler meiner Meinung nach schuldig geblieben (man lese meinen Bericht vom 29. März im Blog). In Landshut ist er - entgegen seiner damals öffentlich kommunizierten Selbstwahrnehmung - meiner Meinung nach keineswegs deswegen gescheitert, weil sich die Stadt gegen ihn verschworen hatte ... Er weiß, dass ich so denke, ich habe es ihm persönlich ausführlich erläutert.
c) "Next Stop München" - welch eine Instinktlosigkeit! Was wird wohl sein neuer Arbeitgeber davon halten, wenn er schon vor dem offiziellen Start als Zwischenstation auf Tobi Stegmanns Reise zu sich selbst bezeichnet wird ...? Stichwort: Loyalität. Wenn ein erwachsener Mann sich für 10 Minuten von seiner Nabelschau zu lösen im Stande ist, sollte er bemerken, dass er in der Community seines Berufsstandes mit solchen Aktionen wertvolles Porzellan zerschlägt - und das, in diesem Falle, ausgerechnet im verwandschaftlichen Umfeld eigener beruflicher Mentoren. Verzeihung für diese derbe Metapher, aber mir drängt sie sich in diesem Kontext auf: Kein Hund scheißt dort, wo er frisst.
d) Bei allem Respekt: München - ausgerechnet München! - wartet mit Sicherheit nicht auf einen Tobi Stegmann. Treue Fans seines Instagram-Accounts mutmaßen, er werde Küchenchef im Tantris. Auch auf die Gefahr hin, dass sie Recht behalten könnten: Solche Statements zeugen von Arschkriecherei in Union mit fachlicher Inkompetenz ... Vorstadtrestaurants in Münchens Peripherie warten womöglich auf einen Koch seines Schlages; in wie Speckrollen über den Bund zu enger Hosen quellenden Dörfern, wo den Menschen in grotesk überteuerten Reihenhaussiedlungen täglich ein Orgasmus durch die Hose schießt, weil ihre Schlafsiedlung S-Bahn-Anschluss habe und man in nur 30 Minuten am Stacchus sei ...
In Münchens allerersten Häusern - wie dem Tantris - duldet man keine halbfertigen Talente, die mehr mit Selbstdarstellungsdrang als durch Leistung auffallen. In Münchens besseren Häusern und gehobenen Wirtshäusern wird man einen talentierten aber unfertigen Koch wie ihn - meiner unmaßgeblichen Einschätzung nach - allenfalls und das auch nur womöglich - in einer Position als Sous-Chef an den Herd lassen. Gerne lasse ich mich eines besseren belehren, aber mehr an Perspektive sehe ich persönlich augenblicklich nicht ...
München, ja, München ... So manch gehyptes Fußballertalent, das der FC Bayern von einem Provinzclub geholt hat, entstieg der großen Waschmaschine FCB zwei Größen eingangen (Sternkopf, Herzog, Podolski, Götze, ... die Liste verbrannter Hoffnungsträger ist lang) und in der hochkarätig besetzten Münchner Gastroszene lernte manch medial gehyptes Kochtalent mit etwas Glück, ehrlichen Beratern und der kaum zu überschätzenden Fähigkeit zu gesunder Selbstwahrnehmung in erster Linie eines: Demut. Wer aber mit einer großen Portion Demut im Gepäck seinen Job antrat, hat es in München manchmal weit gebracht.
e) Nur weil jemand in der Kochvariante von DSDS den ersten Verliererplatz erreicht hat, ist er oder sie noch lange kein Superstar. Eher Opfer einer Medienmaschine, die in zynischer Art und Weise talentierten jungen Menschen Illusionen einimpft, um sie wirtschaftlich auszubeuten und hernach halbverdaut auszukotzen, sobald die nächste Staffel dieser neuzeitlichen Versionen von Panem et circenses anläuft.
Nie und nimmer würde ich einem talentierten jungen Menschen raten, sich in einer Kochshow-Battle verheizen zu lassen. Wie ein Arschgeweih trägt man die Stigmata der Jugendsünde ein Leben lang mit sich spazieren und verbaut sich - ob mans wahrhaben will oder nicht - aussichtsreicheste Wege. Da helfen nur das Drücken des Reset-Buttons, harte Schnitte, was das soufflierende Umfeld falscher Freunde betrifft, lange, lange mediale Abstinenz und die demütige Inkaufnahme der Mühen der Ebene. Es gibt im Leben keine Abkürzungen. Im Leben eines Koches schon gar nicht.
Fazit: Ja, getrennte Wege gehen darf man selbstverständlich, wenns nicht mehr passt. Das ist normal im Leben, auch wenn man sichs und anderen oft lieber ersparen möchte. Aber man trenne sich bittschön - im Beruflichen wie Privaten - stilvoll mit Respekt und Anstand.
Und als Küchenchef: frühestens dann, wenn man wenigstens so etwas wie "Duftmarken seiner Kunst" gesetzt hat, wenn schon die Zeit zu kurz war, um tiefe Spuren zu hinterlassen oder einer Küche gar seinen Stempel aufgedrückt zu haben, wie dies im Falle Stegmanns Vorgänger im Restaurant Schwögler, Herbert Kuffer, zweifelsohne der Fall gewesen ist.Warum? Weil man sich im Leben stets mehrmals sieht ...
Ich wünsche Helmut Schwögler, seiner Familie und dem gesamten Team einen guten Start in eine neue Ära - wie auch immer sie personell gestaltet werden wird. Gut, dass der Chef selbst ein hervorragender und kreativer Koch ist; weit kreativer meiner Meinung nach, als es ein Tobi Stegmann in dieser charakterlichen Verfassung meinem Gefühl nach je sein wird. Für mich ist und bleibt das Restaurant Schwögler - eine der ersten Adresse im Großraum Regensburg und ich bin zuversichtlich, bald wieder über erfreulichere Dinge aus Bad Abbach berichten zu können.
Also ich fand tobi war ein toller Koch hab beim schwögler mit tobi gearbeitet und hab den schwögler vor ein paar Monaten genauso verlassen
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