Samstag, 29. September 2018

Spitalkeller Regensburg, die zweite

Kohlrabenschwarz war ein Tag des Teams vom Spitalkeller in Regensburgs Alter Nürnberger Straße im Juli 2015.

Damals hatte ich zum ersten Mal über einen Biergartenbesuch hier berichtet und mir postwendend den Zorn des Wirts und einer Kleinkünstlertruppe zugezogen.

Die verwaltete damals eine Gastronomiekritikgruppe auf Facebook und wollte auf ihren wichtigsten Auftrittsort nichts Schlechtes kommen lassen ...

Ja, so war das damals, aber ihr Anführer, ein zaubernder Provinz-Pennywise, hat sich zu guter Letzt selbst verschwinden lassen bzw. beraubten ihn die Macher eines Regensburger Stadtmagazins, weit unter die Gürtellinie zielend, ein gutes Jahr später mittels eines Schmähartikels seiner Zauberkräfte.

Im September 2018 bin ich wieder im Spitalkeller - den ich bitte nicht mit dem Spitalgarten verwechselt wissen will! - und habe Positives zu berichten.
von Robert Bock

Vorweg: Ich habe es heute vermieden - von Weißwürschten abgesehen - warme Speisen zu bestellen, habe mich an die Brotzeiten gehalten mit denen ich bei Besuchen vor 2015 stets gut gefahren war.

Was ich heute an warmen Speisen auf den Nachbartischen sah, hat mir gefallen. Doch darf man sich von der Optik alleine nicht zu einem Urteil hinreissen lassen.

Zunächst fällt auf, dass an Stationen, die an diesem Sonntagmittag nicht mit Servicekräften besetzt sind, keine Tische stehen. So vermeidet man Irritationen und Chaos wie anno 2015 zuverlässig. Man hat anscheinend Lehren gezogen ...

Eine freundliche junge Dame wird uns heute bedienen. Ich will im Zuge des Schreibens nicht vergessen, ihre außergewöhnlich gute Arbeit hervorzuheben. Freundlich, flink, stets um das Wohl des Gastes bemüht kümmert sie sich um die ihr anvertrauten Tische. Ich werde ihr beim Zahlen ausdrücklich meine Zufriedenheit mit ihrer Interpretation von Service zum Ausdruck bringen und rate dem Wirt, dieses Goldstück nie und nimmer zur Konkurrenz ziehen zu lassen. Chapeau, Mademoiselle, Sie haben Ihren Job hervorragend gemacht!

Meine Begleiterin liebäugelt mit dem Sonntagsbraten mit zweierlei Knödel für 7,90 Euro, schließt sich aber dann doch meinem Vorschlag an, wir könnten uns auch ein Paar Weißwürscht, eine Portion Obazda und einen Regensburger Wurstsalat teilen.

Dazu bestelle ich ein helles, sie ein dunkles Weizen, beide, was niemanden weiter wundern wird, vom Spitalbräu. Gut, aber nicht umwerfend. Die Craft-Biere des Hauses haben meines Erachtens mehr Klasse.

Es folgen die Speisen ...

Außerordentlich liebevoll ausgarniert ist der Obazde. Drei große Kugeln eines hervorragenden, schön käsig-rass schmeckenden Biergartenklassikers mit exzellenten Schnittlauch-Butterbroten und perfekt dazu passenden milden Zwiebelringen.

Auch Salzstangerl und Salzbrezeln fehlen nicht, die mancher Gast ja heiß und innig dazu liebt. Sehr schön!

Der Wurstsalat ist wie er vermutlich die Masse der Gäste zufriedenstellen wird.

Mir fehlt es an einem zusätzlichen Schuss eines qualitativ hochwertigeren Weinessigs als dem, der verwendet wurde. Der hätte die Zucker-Säure-Balance besser austariert. Wer an der Qualität des Essigs spart, spart - wie auch beim Öl - an der falschen Stelle.

In einem Regensburger Wurstsalat erwarte ich persönlich ferner Rengschburger. Die hier verwendete, passabel schmeckende Wurst enstpricht meiner Erwartung leider nicht. Das gereichte Brot hingegen ist ausgezeichnet und muss von einer Bäckerei stammen, die ihr Handwerk versteht.

Die eigentliche Sensation sind aber die Weißwürscht. Geschmacklich zwar nicht weltbewegend - an meine persönlichen Lieblinsgweißwürscht vom Metzger Muggenthaler in Tegernheim kommen so schnell keine ran! - aber deren Präsentation im Spitalkeller: Im warmen Wasser schwimmen frische Petersilie, Lorbeerblatt und eine Zitronenscheibe. Interessanterweise kennt man diese Zutaten der Wurst tatsächlich an. So habe ich profane Weißwürscht noch nicht serviert bekommen, so will ich das fortan gern öfter sehen.

Unterm Strich hat sich der Spitalkeller zwischen den beiden Momentaufnahmen aus meiner persönlichen und für niemanden maßgeblichen Sicht gewaltig verbessert, auch wenn die Speisen, die ich damals und heute bestellt habe einen fairen Vergleich im Grunde nicht zulassen. Die Liebe zum Detail ist es, die mir heute ins Auge springt, die damals leider fehlte sowie der ausgezeichnete Service. Weiter so!


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