Samstag, 10. Juni 2017

In der Ritterschänke Burg Randeck im Altmühltal

Hoch über der Altmühl thront oberhalb der niederbayerischen Ortschaft Essing, einem Adlerhorst ähnlich auf Jurafels errichtet, ein bemerkenswertes Restaurant: Die Ritterschänke Burg Randeck.

Nicht nur der grandiosen Aussicht wegen, die den Blick des Einkehrers über die Wipfel der Wälder gen Südenwesten schweifen läßt: Man verwöhnt dort seine Gäste auf gehobenem Niveau mit bairischer und internationaler Küche.

Maximilian Sturm, Metzgermeister und Wirt, bürgt mit hauseigener Metzgerei für Qualität und Kompetenz in Sachen Fleisch. Das Altmühltaler Lamm prägt in vielerlei Variationen, von altbairischen Lammbratwürsten bis mediterran zubereiteten Lammhaxen, die Speisekarte der Ritterschänke.

Mittlerweile ist die vierte Generation der Familie Sturm im Begriff das Szepter in der Küche zu übernehmen: Johanna Sturm, die Küchenchefin, kann trotz junger Jahre auf eine beeindruckende Liste an Stationen in Top-Adressen verweisen. Darunter die des Chef-Patissiers unter 3-Sterne-Koch Christian Jürgens im Restaurant Überfahrt in Rottach-Egern, einem der besten Restaurants der Welt, und Chef de Partie im Hotel Grande Roche in Paarl (Südafrika).

Das riecht nach einem aufgehenden Stern der Gastronomie der Region - da will ich früh dabeisein, Zeuge eines möglichen steilen Auftstiegs werden ... Wenn der nur immer so treffsicher vorherzusagen wäre ...
von Robert Bock

Die Anfahrt von Kelheim führt durchs östliche Altmühltal. Plötzlich ein Abzweig: Burg Randeck, dann wird es steil. Sehr steil. Für jeden Rennradfahrer ohne Hilfsmotörchen eine höllische Konditionsprüfung.

Meine charmante Begleiterin und ich sind gottlob vierrädrig motorisiert, sonst hätte ich vermutlich oben auf der Krone des Canyons, den die Altmühl sich gegraben hat, vor Erschöpfung keinen Bissen hinunterbekommen.

Ab 17 Uhr werde es sonntags zwar meistens wieder etwas ruhiger, hat uns Frau Sturm tags zuvor telephonisch versichert, aber uns sicherheitshalber doch einen Tisch reserviert. Wir langen kurz nach 18 Uhr in Essing-Randeck an. Der Parkplatz ist proppenvoll, aber wir haben Glück und finden uns eine Lücke.

Man betritt das Anwesen über den windgeschützt umbauten Freisitz mit seinem grandiosen Panoramablick. Obwohl es recht frisch ist an diesem ersten Sonntag im Mai, sitzen ein paar Senioren aus dem Württembergischen im Freien und wärmen sich an alten Geschichten.

Uns zieht es ins Innere des Lokals. Unmittelbar am Eingang fällt rechterhand der Blick in eine offen einsehbare Küche. Das ist schön, das schafft Vertrauen. Ich mag es, wenn ich sehen kann, dass es sauber zugeht und keine Eimer und Tetrapacks voller Convenience-Helferlein der Küchenbrigade den Weg des geringsten Widerstandes ebnen. Johanna Sturm und ihre Eltern begrüßen uns. Eine freundliche Servicekraft geleitet uns an unseren Tisch. Ein schöner Platz am Fenster. Welch eine Aussicht!

Das Ambiente ist sehr rustikal und man kennt ihm die Jahre, die es treue Dienste tat, an. Es dominieren mittelbraunes Holz und Landhausdeko. Wem das gefällt, der findet es hier Klasse. Meinen persönlichen Geschmack trifft es zwar nicht, aber ich bin keines Menschen Referenz. Immerhin liegen auf allen Tischen richtige Stofftischdecken. Zwar sind die Servietten aus Papier, jedoch aus sehr hochwertigem, das textiler Struktur sehr nahe kommt.

Unsere Bedienung trägt Dirndl, wie alle Servicekräfte in "Landhausmoden" unterwegs sind, und parliert mit ostdeutschem Akzent. Sie wird ihren Job hervorragend erledigen, soviel vorab.

Wir studieren die Speisekarte, die, die aktuelle Tageskarte betreffend, mit 2 großzügig layouteten Seiten A4,  und 2 weiteren Seiten Standardkarte für meinen Geschmack gefährlich umfangreich ausfällt.

Man muss es nicht jedem Gast rechtmachen wollen - man verzettelt sich meines Erachtens oft zu gern in halben Sachen, in Vorgekochtem statt à la minute und konzentriert sich zu wenig auf klare Kernkompetenz und effizienten Einkauf der benötigten Zutaten.

Aber das alles kann, muss jedoch nicht so sein, denn hat jemand sein Handwerk von der Pike auf gelernt und dilettiert nicht ungelernt vor sich hin, kann der Spagat in Ausnahmefällen gelingen.

Was wollen wir essen?

Uns ist nach zwei kleinen Vorspeisen, die wir uns teilen wollen. Schön, dass man hier viele Gerichte auch in einer jeweils kleineren Portion bestellen kann. Wir entscheiden uns für Obatzdn und Griebenschmalz mit Brot.

Für die Fahrerin ein alkoholfreies Schneider-Weizen und für mich ein Bier der Brauerei Schneider aus Essing: "Infantrist Deifl" - ein altbairisches Rotbier, das stilecht mit Halbliter-Keferloher serviert wird. Den könnte man für 3 Euro auch als Souvenier mitnehmen und so den Obolus verdoppeln. Ein schönes, herbes, süffiges Bier mit fruchtigen Anklängen. Ich kann's empfehlen.

Auch die Weinkarte weist viele schöne und gut beschriebene Positionen auf. Aber heute ist mir nach Bier, weshalb auch immer ... Vielleicht weil mein Blick auf die Hausgemachten Fleischpflanzerl mit Dunkelbiersauce und Kartoffel-Gurken-Salat für 7,80 EUR gefallen ist?

Ich greife vor, zunächst zur Vorspeise ...

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Kann man Obatzdn und Griebenschmalz aufregender anrichten?

Gurkenspirale, Schwarzbrotchip ... Vor allem aber die Kräuterdekoration gefallen nicht nur optisch, sonder auch geschmacklich.
Das Griebenschmalz ist in seiner Art meines Erachtens schwer verbesserbar, der Obatzde ist sehr gut, nicht zu stückig, nicht zu cremig, käsig-scharf, aber nicht zu scharf - aber - relativ zum Griebenschmalz - nach unser beider Dafürhalten zweiter Sieger.

Unterm Strich ein wunderbarer Auftakt zu 3,50 EUR und 4,90 EUR für die jeweils kleine Portion. Und mein Rotbier passt dazu wie gemalt.

Meine Fleischpflanzerl bereiten schon vor dem Kosten dem Auge Freude. Die Portion ist üppig und die Dekoration auch hier für bairische Küche zugleich traditionsverbunden und modern.

Die Pflanzerl sind von schöner Konsistenz, perfekt gebraten aber Johanna Sturm, oder wer auch immer den Teig angemacht hat, scheint mir verliebt zu sein ...

Der Kartoffel-Gurken-Salat ist hervorragend, die Dunkelbiersauce sauber gezogen, kräftig aber so tiefdunkel, wie sie sich präsentiert, möglicherweise mit etwas Zuckercouleur und Basistextur abgerundet.

Die Sauce zum Schweinsbraten meiner charmanten Begleiterin ist die gleiche, wie zu meinen Pflanzerln.

Der Schweinsbraten besteht aus zwei üppigen Fleischtrümmern von Wammerl und Halsgrad. Perfekt gebraten sind sie, ich durfte kosten, zwei Knödel runden das Ensemble zu 11,80 EUR ab.

Die Reiberknödl, das leidige Thema ... Ob die handgedreht sind?  Mir persönlich kommen sie vor, wie alte Bekannte. Jene, die man leider heutzutage, von wenigen Ausnahmen abgesehen, überall antrifft. Schade.

Der Beilagensalat ist in Ordnung ohne zu glänzen, obgleich sich meine charmante Begleiterin gewiss über einen Klecks Kartoffelsalat unter den sehr großzügig nappierten Blattsalaten gefreut hätte.

Zum Abschluß genehmigt sich die Fahrerin noch einen guten, starken Espresso, dann gehts in steiler Fahrt hinab in Richtung Fluß.

Fazit: Die Ritterschänke ist weitere Beobachtung und jederzeit einen Abstecher ins Altmühltal wert. 30 Betten in modernen Gästezimmern, vier Ferienwohnungen und ein Ferienbungalow stehen außerdem für Übernachtungsgäste zur Verfügung. Vielleicht sollte ich irgendwann einmal die Weinkarte ausgiebiger erkunden, die Sommelier Tayfun zusammengestellt hat, und hernach kommod ins Bett fallen ...?




1 Kommentar:

  1. Ich muss Abbitte leisten ... Johanna Sturm, die Küchenchefin der Ritterschänke Burg Randeck, hat mir versichert, dass jeder Knödel mit Liebe und Leidenschaft handgedreht wurde. So kann man sich täuschen ...

    Robert Bock - auswärts essen regensburg

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