Freitag, 11. Mai 2018

auswärts essen in Bücherl's Kochschule

Eine neue Kochschule hat am ersten Mai-Wochenende in Regensburgs Stadtteil Haslbach zur Eröffnungsparty geladen. Standesgemäß zieht sich das Opening über zwei Tage hin.  Das entzerrt den Andrang - da ist vorausschauend und klug.


Christian Bücherl heißt der Hausherr von Bücherl's Kochschule in der Wernbergstraße 2, die sich im ersten Stock der Räume der Schreinerei "andersartig" befindet und künftig die Kochschulszene der Region bereichern wird.

Ungezwungenes Beisammensein bei live gekochten Häppchen und schönen Weinen ist angekündigt. Das will ich mir, verfressen wie ich bin,  als leidenschaftlicher Hobbykoch auf keinen Fall entgehen lassen. Doch bloß gemütlich herumfläzen und mir's gut gehen lassen`? Nein, ist nicht heute ...
von Robert Bock


Wie es sich für das Gebäude einer Schreinerei mit höchstem Anspruch gehört, beeindruckt den neugierigen Gast bereits die Treppe aus Massivholz auf seinem Weg hinauf zu den Räumen der Kochschule.
Noch beeindruckender das Entré in die Kochschule selbst: Ein lichter Raum, zuvorderst dominiert von einem riesigen, massivhölzernen Esstisch, dahinter der Kochbereich.

Der ist vom Allerfeinsten und Modernsten. Hochwertige Küchengeräte, stufenlos und elektrisch höhenverstellbare Kochinsel - mehr kann man von einer Kochschule mit Anspruch meines Erachtens kaum erwarten.

Christian Bücherl begrüßt jeden Gast mit Handschlag. , Der in der Welt herumgekommene Koch (u.a. in Sterne-Küchen und langjähriger Küchenchef im Kreutzer's in Regensburg) und erfahrene Kochlehrer in verschiedenen Kochschulen, nennt sich auf seiner Website "Geschmacksexperte" und ist außerdem Schöpfer einer ansehnlichen Reihe von Gewürzen und Gewürzmischungen, die er unter seinem Namen verkauft.

Seine Freude über den regen Zuspruch des Publikums kann Christian Bücherl kaum verbergen. Ein wenig nervös wirkt er schon, aber wer wäre das nicht, wenn der langersehnte große Tag eines so komplexen Projekts endlich angebrochen ist.

Christian Bücherl & Spyridoula Kagiaoglou
Christian Bücherl und ich kennen uns bislang noch nicht. Meine charmante Begleiterin, der ich heute nicht zum ersten Mal bei einem Kochevent zur Hand gehen werde, und er sich schon länger.

Spyridoula Kagiaoglou, die Olivenölqueen aus Tegernheim, wird in Bücherl's Kochschule künftig Kochkurse geben. Authentische, griechische Küche wird bei ihr auf dem Kursplan stehen.

Heute stellt Christian Bücherl Spyridoula seinen Freunden, Weggefährten und Geschäftspartnern vor - die Griechin ihre Kochkunst, ausgewählte, von ihr komponierte und produzierte Greek-Style Gewürzmischungen, die, so verspricht sie, den Kostas in dir wecken und ihr Weltklasse-Olivenöl, auf das zahlreiche Sterne- und Spitzenköche setzen: u.a. Anton Schmaus, Mathias Achatz, André Großfeld, Lucki Maurer, Stefan Marquard, Helmut Schwögler, Martin Kandlbinder, ..., you name them.

Chtipiti ("Griechischen Obatzdn"), ihren "Grünen Griechen" und Olivenöl mit Zaatar à la Trapezunt mit Weißbrot zum Dippen wird es an unserer Station geben. Kalte griechische Tapas (Mezedakia), die schnell und einfach zubereitet sind und vor allen Dingen keiner Feuerstelle bedürfen.

Gerhard Beer (rechts)
Die besetzt heute nämlich Gerhard Beer, ein alter Freund und Weggefährte Christian Bücherls. Der Hausherr ist als Gastgeber heute in erster Linie damit beschäftigt, sich um seine Gäste zu kümmern.

Gerhard Beer bereitet mit der Präzision jahrzehntelanger Erfahrung erlesenes Fleisch von Rind und Schwein zu. Konzentriert geht er zu Werke, lässt sich in keinem Augenblick aus seiner inneren Mitte bringen. Erfahrung ist in seinem Metier die halbe Miete.

Mich begeistert vor allem das Flanksteak vom Ibericoschwein, das Beer erst im eigenen Fett angart und anschließend bei moderater Temperatur in den High-End-Ofen der Kochschule schiebt. Hauchdünn aufgeschnitten und mit Bücherl's Grillgewürzen und einem Schuss von Spyridoula's brandneuem Olivenöl & Limone veredelt, schmilzt es förmlich auf der Zunge. Großartig!

Ich finde leider zu wenig Muße Gerhard Beer etwas von seiem Können abzuschauen, denn ich bereite aus Tiri Feta, vollfettem griechischen Joghurt, Spyridoula's Olivenöl und einer Gewürzmischung nach dem Rezept von Spyridoulas Mama den griechischen Obatzn (Chtipiti) und anschließend den "Grünen Griechen" zu. Auch dieser Dip auf Basis von Tiri Feta und Joghurt wird mit einer eigens komponierten Gewürzmischung meiner griechischen Chefin angerührt, ist aber noch nicht käuflich erhältlich, da Spyridoula die Rezeptur noch einem Finetuning unterziehen möchte.

Große Kochkunst nötigt, was ich da tue, niemandem ab. Es dauert keine 15 Minuten und zwei große Schüsseln stehen zur Selbstbedienung mit Stangenweißbrot zur Verfügung. Noch bin ich mit der Zubereitung des griechischen Obazdn nicht fertig, schon registriere ich aus den Augenwinkeln eine rasch sich verlängernde Schlange hungriger Neugieriger auf der anderen Seite meiner Station an der Kochinsel. Kinder, Jugendliche, Paare mittleren Alters - das Publikum der Eröffnungsfeier ist bunt gemischt und neugierig auf gutes Essen. Keine Bauern! Bekanntlich fressen die nicht, was sie nicht kennen ...

Was das denn Leckeres werde, fragt mich eine ältere Dame, während ich mit dem Schneebesen einen kräftigen Schuss Bio-Olivenöl unterziehe. Wie? Ein griechischer Obatzda? Von so einem Gericht habe sie noch nie zuvor gehört ... So geht es vielen. Unsere hiesigen griechischen Gastronomen servieren halt leider durch die Bank Touristenfraß und vorenthalten ihren deutschen Gästen weit überwiegend die authentische Küche ihrer Heimat ... Gyros mit Metaxa-Soße? Kennt in Griechenland kein Mensch und ganz Hellas schüttelt sich vor Grausen, wenn man erläutert, was das denn sein solle ...

Spyridoula nutzt den Event in Bücherl's Kochschule nicht nur, um sich künftigen Gästen ihrer Greek-Cooking-Kurse vorzustellen, sondern auch zur Marktforschung in eigener Sache: Wie wird ihre vorläufige Rezeptur des "Grünen Griechen" bei den kulinarisch erfahrenen Gästen ankommen?

Mein persönliches Gefühl: Die Leute sind durch die Bank von der geschmeidigen, appetitlich grünen Creme begeistert; da wird die Griechin kaum ein Jota ändern müssen. Der Grüne Grieche ist marktreif; sie hätte heute und hier gut und gern zwei Dutzend Päckchen von dem elegant-charmanten Gewürz verkaufen können, so oft wurde ich darauf angesprochen.


Je eine große Schüssel Chtipiti und Grüner Grieche werden binnen etwa drei Stunden verspeist, 500ml feines Bio-Olivenöl von der Peloponnes mit reichlich frisch gemörsertem Zaatar à la Trapezunt verspachtelt sein. Nicht nur ich, auch Gerhard Beer nimmt sich eine kleine Auszeit und wir stoßen mit einem Gläschen Grünem Veltliner an. Der Hausherr übernimmt, hantiert an Wok und Pfanne, erzählt aufmerksamen Zuhörern vom richtigen Umgang mit Fleisch und den Vorzügen verschiedener Pfeffer-Varietäten.

Bücherls Töchter Simone und Miriam helfen dem Papa heute, gemeinsam mit weiteren erfahrenen Helferinnen, nach Kräften im Service. Sie tun dies unauffällig, schnell und präzise. Der Papa ist stolz auf die beiden, und wie. Das kennt ihm jeder an.

Ich führe viele interessante Gespräche im Verlauf dieses Nachmittags. Ein feinen Lebensmitteln und guter Küche gegenüber höchst aufgeschlossenes und kundiges Publikum bevölkert diese atmosphärisch angenehme Feier. Wenn diese Menschen hier Kochkurse buchen, stelle ich mir vor, wird das kein leichtes Unterfangen für die Dozentinnen und Dozenten, ihnen neue Kniffe zu vermitteln.

Doch darum geht es in einem Kochkurs ja nicht allein. Geselligkeit, das Kennenlernen Gleichgesinnter, gemeinsam Kochen, Essen,  Trinken, Plaudern und Lachen: Wer weiß, wie viele Freundschaften (oder Ehen) schon in einem Kochkurs ihren Anfang nahmen? So ein Kurs vermittelt eben weitaus mehr als Kochtechnik und Rezepte ... Lust am Leben nämlich. Was kann schöner sein? Probiert das!

Das aktuelle Kursprogramm von Bücherl's Kochschule findet Ihr auf Christian Bücherl's Website.

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