Ein Ausflug ins niederbairische Straßkirchen bescherte mir unverhofft eine kulinarische Erfahrung, die sich so recht zwar nicht ins übliche Genre meiner Gastronomiekritiken fügt, von der ich aber trotzdem berichte, weil mich mein Herz dazu drängt.
Ein junger Mann - ein griabiger, wie man hier sagt - backt in seinem Garten in der Jahnstraße 9a neben seinem Gartenhäuschen, das als Verkaufsstand dient, in einem riesigen Holzofen, der auf einem Anhänger steht, hinreissendes Brot:
Sauerteig, Vollkornmehl aus dem Gäuboden, Weizen, Dinkel, Roggen, helles Brot, dunkles Brot, mit Gewürzen und auch ohne. Ein jedes, das ich probieren durfte eine Schau. Würde ich regelmäßig Brot essen, ich würde nur noch dieses wollen und ich muss Euch dringend raten, es selbst einmal vor Ort zu probieren ...
von Robert Bock
Τὰ πάντα ῥεῖ +++ Persönliche und höchst subjektive Erfahrungswerte als Gast von gastronomischen Betrieben und Events in und um Regensburg und sonstwo in der weiten Welt +++ Über schöne Weine, besondere Biere und die Menschen, die sie schaffen +++ Konstruktive Kritik +++ Nicht-kommerziell und nur Esskultur und gutem Geschmack verpflichtet +++ Ein Blog von Robert Bock
Mittwoch, 15. März 2017
Samstag, 11. März 2017
Auf einen Burger ins KZ
Gerade stelle ich mir Eure Reaktion auf den Titel dieses Artikels vor: O Schreck! Schnappatmung? Empörung ...?
Ja, es ist wahr: Flappsig formuliert, war ich Burger-Essen im Konzentrationslager.
Präzise: Im "Museumscafé" der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg unweit Weiden und Neustadt a.d.Waldnaab.
Das Café ist im ehemaligen Casino der SS untergebracht. Ausgerechnet ... Blickt man durch die Front der Südfenster oder sitzt auf der Terrasse des Lokals, schweift der Blick über die SS-Kommandantur und den Appellplatz, der sich zwischen der Lagerküche und der Wäscherei befand. Mir wird flau, stelle ich mir die Orgien der Gewalt und bestialischer Verrohung vor, die hier ab 1938 bis zur Befreiung des Lagers durch die US-Army am 23. April 1945 stattfanden.
Ist es moralisch vertretbar, einen Gastronomiebetrieb in eine KZ-Gedenkstätte zu integrieren? Darf ich mir gestatten, an einer solchen Stätte des Grauens genussvoll in einen saftigen Burger zu beißen und hinterher ein Stück Streuselkuchens zum Cappuccino zu verdrücken ...?
Ich tue es, und nein, es schnürt mir nicht die Kehle zu. Bin ich wirklich so abgebrüht, dass ich mein Mittagessen an diesem Locus terribilis sogar geniesse ...?
von Robert Bock
Ja, es ist wahr: Flappsig formuliert, war ich Burger-Essen im Konzentrationslager.
Präzise: Im "Museumscafé" der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg unweit Weiden und Neustadt a.d.Waldnaab.
Das Café ist im ehemaligen Casino der SS untergebracht. Ausgerechnet ... Blickt man durch die Front der Südfenster oder sitzt auf der Terrasse des Lokals, schweift der Blick über die SS-Kommandantur und den Appellplatz, der sich zwischen der Lagerküche und der Wäscherei befand. Mir wird flau, stelle ich mir die Orgien der Gewalt und bestialischer Verrohung vor, die hier ab 1938 bis zur Befreiung des Lagers durch die US-Army am 23. April 1945 stattfanden.
Ist es moralisch vertretbar, einen Gastronomiebetrieb in eine KZ-Gedenkstätte zu integrieren? Darf ich mir gestatten, an einer solchen Stätte des Grauens genussvoll in einen saftigen Burger zu beißen und hinterher ein Stück Streuselkuchens zum Cappuccino zu verdrücken ...?
Ich tue es, und nein, es schnürt mir nicht die Kehle zu. Bin ich wirklich so abgebrüht, dass ich mein Mittagessen an diesem Locus terribilis sogar geniesse ...?
von Robert Bock
Labels:
Burgerlokal,
Interessante Konzepte,
Konditoreien,
Nördlich,
Oberpfalz,
Weiter weg
Mittwoch, 8. März 2017
Revisited: Die Pizzeria da Carmine in Regensburg
Heute für mich ausnahmsweise keine Pizza bei Familie de Lorenzis, obwohl ich der Überzeugung bin, dass Davide die beste der Stadt bäckt.
Juniorchef Carmine - gerademal so hoch, dass er hinter dem Tresen hervorschauen kann - ist an diesem Sonntagmittag ebenfalls zugegen und hilft tatkräftig im Ausschank. Nach dem Sohnemann haben Papa und Mamma Annalisa Collucia ihr Lokal in der Isarstraße 68 im Norden der Stadt benannt.
Auch eine der Töchter, Antonella Candy de Lorenzis - ihrer Mamma wie aus dem Gesicht geschnitten - hilft heute kompetent, freundlich und schnell im Service. Ich mag Davide und seine Familie. Sie vermitteln mir das Gefühl, hier willkommen zu sein.
Deswegen gehe ich dort auch gerne essen, auch wenn es sich beileibe nicht um einen Schickimicki-Italiener handelt, sondern um ein schlicht, aber gemütlich eingerichtetes, ehrliches Lokal mit seriöser Küche bar überflüssiger Showeffekte, die andernorts leider allzuoft minderwertige Zutaten oder defizitiäres handwerkliches Können verschleiern.
von Robert Bock
Juniorchef Carmine - gerademal so hoch, dass er hinter dem Tresen hervorschauen kann - ist an diesem Sonntagmittag ebenfalls zugegen und hilft tatkräftig im Ausschank. Nach dem Sohnemann haben Papa und Mamma Annalisa Collucia ihr Lokal in der Isarstraße 68 im Norden der Stadt benannt.
Auch eine der Töchter, Antonella Candy de Lorenzis - ihrer Mamma wie aus dem Gesicht geschnitten - hilft heute kompetent, freundlich und schnell im Service. Ich mag Davide und seine Familie. Sie vermitteln mir das Gefühl, hier willkommen zu sein.
Deswegen gehe ich dort auch gerne essen, auch wenn es sich beileibe nicht um einen Schickimicki-Italiener handelt, sondern um ein schlicht, aber gemütlich eingerichtetes, ehrliches Lokal mit seriöser Küche bar überflüssiger Showeffekte, die andernorts leider allzuoft minderwertige Zutaten oder defizitiäres handwerkliches Können verschleiern.
von Robert Bock
Labels:
Italienische Küche,
Pizzeria,
Stadtgebiet
Samstag, 4. März 2017
D'Weiberwirtschaft z'Kalsing
Zwischen Falkenstein und Roding drehen sich auf einem lichten Höhenzug die Flügel eines weithin sichtbaren Windrades.
Etwas abseits des Schattens dieses Windrades, befindet sich ein gastronomische Juwel für alle Freunde gepflegter altbairischer Wirtshauskultur und hervorragender bairischer Küche: D'Weiberwirtschaft z'Kalsing.
Es dürfte mindestens zwölf Jahre her sein, da berichtete das Bayerische Fernsehen ausführlich über das damals innovative Konzept der weiblichen Linie der Familie Stangl aus Kalsing bei Roding: Ehrliche, handgemachte Gerichte, Lieferanten aus der unmittelbaren Umgebung und auf Nachhaltigkeit bedacht. Dazu ein wohldurchdachtes Corporate Design, ein griffiger, frecher Name. Unter Strich: im besten Sinne traditionsbewußt und doch der Zukunft zugewandt.
D'Weiberwirtschaft bekam von den Machern der Reportage ein mundwässerndes Zeugnis ausgestellt und es dauerte nicht lange und ich wurde dort zum Speisen vorstellig. Mittlerweile war ich drei oder viermal dort. Auch Trainingsfahrten für den Arber-Radmarathon führten mich zur Brotzeit hier vorbei.
Heute, es ist Sonntag, kitzeln mich durch die Schlitze der Rollos Sonnenstrahlen und vor meinem geistige Auge steigen im Flur vom Schlaf zum Wachen, Bilder von Schweinsbraten und dampfenden Knödeln in Dunkelbiersoße auf ... Handgedreht und hausgemacht - nicht diese Industrieknödel, die die weit überwiegende Zahl der Wirtshäuser in Regensburg servieren, die bairischer Esskultur verpflichtet zu sein, vorgaukeln. Dann lieber fasten ... Also wohin? Wohin, wohin ...?
von Robert Bock
Etwas abseits des Schattens dieses Windrades, befindet sich ein gastronomische Juwel für alle Freunde gepflegter altbairischer Wirtshauskultur und hervorragender bairischer Küche: D'Weiberwirtschaft z'Kalsing.
Es dürfte mindestens zwölf Jahre her sein, da berichtete das Bayerische Fernsehen ausführlich über das damals innovative Konzept der weiblichen Linie der Familie Stangl aus Kalsing bei Roding: Ehrliche, handgemachte Gerichte, Lieferanten aus der unmittelbaren Umgebung und auf Nachhaltigkeit bedacht. Dazu ein wohldurchdachtes Corporate Design, ein griffiger, frecher Name. Unter Strich: im besten Sinne traditionsbewußt und doch der Zukunft zugewandt.
D'Weiberwirtschaft bekam von den Machern der Reportage ein mundwässerndes Zeugnis ausgestellt und es dauerte nicht lange und ich wurde dort zum Speisen vorstellig. Mittlerweile war ich drei oder viermal dort. Auch Trainingsfahrten für den Arber-Radmarathon führten mich zur Brotzeit hier vorbei.
Heute, es ist Sonntag, kitzeln mich durch die Schlitze der Rollos Sonnenstrahlen und vor meinem geistige Auge steigen im Flur vom Schlaf zum Wachen, Bilder von Schweinsbraten und dampfenden Knödeln in Dunkelbiersoße auf ... Handgedreht und hausgemacht - nicht diese Industrieknödel, die die weit überwiegende Zahl der Wirtshäuser in Regensburg servieren, die bairischer Esskultur verpflichtet zu sein, vorgaukeln. Dann lieber fasten ... Also wohin? Wohin, wohin ...?
von Robert Bock
Mittwoch, 1. März 2017
Alles Palletti?
Unser schönes Regensburg ist so unendlich reich an Sehenswürdigkeiten ...
Nun streiten sich Historiker angeblich, welche Sehenswürdigkeit die älteste ist: Die Porta Praetoria, die Steinerne Brücke, der Dom oder das Palletti in der Pustet-Passage.
Unstrittig scheint, dass es in dieser illustren Auswahl an Monumenten im Palletti den besten Kaffee gibt.
Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato und wie sie alle heißen, die italienischen Wachmacher: auf der beinahe schon als antik zu bezeichnenden Maschine gelingt jede Spezialität vortrefflich.
Auch die Kuchenvitrine ist stets eine Inaugenscheinnahme wert. Wir haben heute einen Apfelkuchen ausgewählt. Die Aromatik offenbart schon beim ersten Bissen Außergwöhnliches: Kokosmilch? Kardamom? Was ist in dieser herrlich cremigen Deckschicht drin? Doch nicht etwa Tonka-Bohne ...?
von Robert Bock
Nun streiten sich Historiker angeblich, welche Sehenswürdigkeit die älteste ist: Die Porta Praetoria, die Steinerne Brücke, der Dom oder das Palletti in der Pustet-Passage.
Unstrittig scheint, dass es in dieser illustren Auswahl an Monumenten im Palletti den besten Kaffee gibt.
Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato und wie sie alle heißen, die italienischen Wachmacher: auf der beinahe schon als antik zu bezeichnenden Maschine gelingt jede Spezialität vortrefflich.
Auch die Kuchenvitrine ist stets eine Inaugenscheinnahme wert. Wir haben heute einen Apfelkuchen ausgewählt. Die Aromatik offenbart schon beim ersten Bissen Außergwöhnliches: Kokosmilch? Kardamom? Was ist in dieser herrlich cremigen Deckschicht drin? Doch nicht etwa Tonka-Bohne ...?
von Robert Bock
Sonntag, 26. Februar 2017
Ficky Stingers bei Kentucky schreit F...
Wer 1996/97 gelegentlich RTL Samstag Nacht geguckt hat, wird sich an eine legendäre Sketch-Reihe erinnern, in deren Mittelpunkt Stefan Jürgens, Olli Dittrich und Tanja Schumann mit irrwitzigen Wechsstabenverbuchseleien eines der größten Systemgastronomieunternehmen der Welt verballhornten.
Wir haben uns diesmal schmierige Finger nicht in Anton Schmaus' jüngstem Szene-Lokal in Regensburg geholt, sondern beim amerikanischen Spezialisten für frittierte Hähnchenteile und Cole Slaw: Kentucky Fried Chicken in der Frankenstraße in Regensburg.
Es kam uns irgendwie dazwischen ... Eigentlich gehen wir ja sonst gar nicht in solche Schuppen gastronomischer Niedertracht, ernähren uns ja lieber, regional, nachhaltig und beteiligen uns nicht an dieser rücksichtlosen, heuschreckenkapitalistischen Ausbeuterei unschuldiger Tiere, mutmaßlich unschuldiger Mitarbeiter und unwiderbringlicher Ressourcen unseres kleinen blauen Planeten. Nein, wir tun so etwas nicht, wir sind Vorzeigemenschen.
von Robert Bock
Wir haben uns diesmal schmierige Finger nicht in Anton Schmaus' jüngstem Szene-Lokal in Regensburg geholt, sondern beim amerikanischen Spezialisten für frittierte Hähnchenteile und Cole Slaw: Kentucky Fried Chicken in der Frankenstraße in Regensburg.
Es kam uns irgendwie dazwischen ... Eigentlich gehen wir ja sonst gar nicht in solche Schuppen gastronomischer Niedertracht, ernähren uns ja lieber, regional, nachhaltig und beteiligen uns nicht an dieser rücksichtlosen, heuschreckenkapitalistischen Ausbeuterei unschuldiger Tiere, mutmaßlich unschuldiger Mitarbeiter und unwiderbringlicher Ressourcen unseres kleinen blauen Planeten. Nein, wir tun so etwas nicht, wir sind Vorzeigemenschen.
von Robert Bock
Labels:
Amerikanisch,
Burgerlokal,
Stadtgebiet,
Systemgastronomie
Freitag, 24. Februar 2017
In der Einkehr zur alten Post in Ponholz
Halleluja, was für eine Granate von Silvaner!
Die freundliche Dame, die uns wohltuend unauffällig durch den Abend geleiten wird, hat mir gerade einen Probierschluck zur Begutachtung aus dem frisch geöffneten, perfekt gekühlten Bocksbeutel eingeschenkt ...
Einen 2014er Sommerhäuser Steinbach Silvaner Kabinett trocken vom V.D.P.-Weingut Schloss Sommerhausen zu 32 EUR habe ich meinen liebreizenden Begleiterinnen und mir zur Menübegleitung auserkoren.
Da jeder von uns dreien das Überraschungsmenü mit 5 Gängen für 42 EUR bestellt hat, ist die Wahl des Weines eine diffizile Angelegenheit: wir wissen ja nicht, was uns an Speisen erwartet. Ein Grüner Veltliner oder ein Silvaner eignen sich für gewöhnlich recht gut zur Begleitung eines kompletten Menüs - so fiel meine Wahl auf diese Position in der vielseitig und durchaus interessant bestückten, aber nicht allzu umfangreichen Weinkarte der Einkehr zur alten Post in Ponholz.
Ich gebe die Flasche nach besagtem Begutachtungsschlückchen frei, wir stoßen mit dem verdächtig bernsteinfarbenen, ungemein betörend duftenden Tröpfchen an, ich versetze den Inhalt meines Glases in Rotation, verschaffe dem eingefangenen Sonnenschein über den Weinbergen Frankens Luft ... Und er entwickelt sich: Pfirsich, Aprikosen, Honig, Hollerblüten ... Moment ... Ich stutze: Kann das denn wirklich ein Silvaner sein ...? Ein Kabinett zudem und keine Spätlese? Ich erbitte einen Blick aufs Etikett, die freundliche Dame fischt den Bocksbeutel wieder aus dem Eiswasserbad ... Tatsächlich, ein Riesling!
von Robert Bock
Die freundliche Dame, die uns wohltuend unauffällig durch den Abend geleiten wird, hat mir gerade einen Probierschluck zur Begutachtung aus dem frisch geöffneten, perfekt gekühlten Bocksbeutel eingeschenkt ...
Einen 2014er Sommerhäuser Steinbach Silvaner Kabinett trocken vom V.D.P.-Weingut Schloss Sommerhausen zu 32 EUR habe ich meinen liebreizenden Begleiterinnen und mir zur Menübegleitung auserkoren.
Da jeder von uns dreien das Überraschungsmenü mit 5 Gängen für 42 EUR bestellt hat, ist die Wahl des Weines eine diffizile Angelegenheit: wir wissen ja nicht, was uns an Speisen erwartet. Ein Grüner Veltliner oder ein Silvaner eignen sich für gewöhnlich recht gut zur Begleitung eines kompletten Menüs - so fiel meine Wahl auf diese Position in der vielseitig und durchaus interessant bestückten, aber nicht allzu umfangreichen Weinkarte der Einkehr zur alten Post in Ponholz.
Ich gebe die Flasche nach besagtem Begutachtungsschlückchen frei, wir stoßen mit dem verdächtig bernsteinfarbenen, ungemein betörend duftenden Tröpfchen an, ich versetze den Inhalt meines Glases in Rotation, verschaffe dem eingefangenen Sonnenschein über den Weinbergen Frankens Luft ... Und er entwickelt sich: Pfirsich, Aprikosen, Honig, Hollerblüten ... Moment ... Ich stutze: Kann das denn wirklich ein Silvaner sein ...? Ein Kabinett zudem und keine Spätlese? Ich erbitte einen Blick aufs Etikett, die freundliche Dame fischt den Bocksbeutel wieder aus dem Eiswasserbad ... Tatsächlich, ein Riesling!
von Robert Bock
Abonnieren
Posts (Atom)