Freitag, 4. August 2017

Im Klosterbräu in Oberalteich

Den Bogenberg und seine Wallfahrtskirche kennt in Ostbayern vermutlich jeder.

Wer sich von Regensburg und Straubing aus dem Heiligen Berg der Niederbayern nähert, dem fallen die barocken Zwillingstürme der prächtigen Klosterkirche St. Peter und Paul auf, die, Bogen westlich vorgelagert, aus der fruchtbaren Ebene des Gäubodens gen Himmel ragen. Der ist so Weiß und Blau wie das bairische Rautenwappen, dessen Heimat Bogen ist.

Seit die Benediktiner das um 1100 gegründete Kloster im Zuge der Säkularisierung 1803 aufgegeben haben, dämmert das imposante Anwesen mal mehr, mal weniger einen Dornröschenschlaf.

Auch die Gastronomie der Anlage war hiervon bis vor kurzem nicht ausgenommen. Nachdem zuletzt vor fünf Jahren ein Italiener seinen Laden dort dichtmachte, wurde es gastronomisch gesehen ruhig in Oberalteich, um den Ausdruck "doudln" zu vermeiden ...
Doch jetzt ist wieder Leben eingekehrt! Martin Dietl, Braumeister des Dietlbräu 2016, ist angetreten, sich einen Jugendtraum zu erfüllen: Das niederbairischste Wirtshaus Niederbayerns will er Schritt um Schritt dort zum Blühen bringen, den Klosterbräu Oberalteich ...
von Robert Bock

Dass er ein Meister seines Faches ist, hat Matin Dietl längst bewiesen. Sein hinreissendes "12,5"-Bier hat mich auf den Niederbayern aufmerksam gemacht, nun gilt es, auch sein Weißbier, die "Gottes Weiße" einer Inspektion zu unterziehen.

Wer dieses Weißbier kosten möchte, muss zum Klosterbräu, denn in Flaschen kann man's nicht erwerben. Nur vom Fass schenkt's Martin Dietl bislang aus.


Also, auf nach Oberalteich!

Ein mächtiger, von Franz Dietl in Handarbeit gefertigter Smoker vom Ausmaß des Adlers, der Lokomotive, die den ersten Zug auf deutschem Boden zwischen Nürnberg und Fürth zog, steht heute auf der Terrasse auf der Ostseite des barocken Klostertraktes, der das Wirtshaus beherbergt.

Der Biergartenbetrieb läuft, am Interieur wird noch gearbeitet. Es gibt noch viel zu tun, denn der Zahn der Zeit hat Spuren am Gebäude hinterlassen. Alles auf einmal zu stemmen erforderte immenses Kapital - Martin Dietl will es Schritt um Schritt angehen.

Große runde Tische und Garnituren, die an die VIP-Boxen in Festzelten erinnern, prägen das Ambiente der von einem riesigen Baum und großen Schirmen angenehm beschatteten Terrasse. Kaum sitze ich, fühle ich mich wohl. Vielleicht, weil mich die Atmosphäre an den alten Cairo-Biergarten in Straubing erinnert. Martin und ich werden an diesem Nachmittag beim Plaudern feststellen, dass wir beide, ohne uns dort je kennengelernt zu haben, dort viele schöne Stunden unserer Jugend zugebracht haben ...

Jeden Tisch schmückt ein liebevoll mit Birkenrinde ummantelter Blumentopf, darin duftender Salbei oder Blühpflanzen.

Auf der Westseite des Gebäudes, wo heute die Sonne brutal einheizt, dominiert eine zehneinhalb Meter lange, aus einem Stamm gefertigte "Gredbeng" die Fassade.

Auf ihr kann man sich selbst an sonnigen Herbst- und Wintertagen mit herrlichem Blick auf die Klosterkirche an der frischen Luft sein Bier schmecken lassen und einander den Lauf der Welt ausdeuten ... Solche langen Wirtshausbänke haben in Niederbayern Tradition. Eine Tradition, die Martin Dietl aufleben lassen will, droht sie doch leider in Vergessenheit zu geraten.

Im Smoker bereitet der Küchenchef an diesem Samstag ausnahmsweise Pulled-Pork zu. Mit torfigem Whisky mariniert und bei niedriger Temperatur über viele Stunden butterzart gegart. Den ansonsten obligatorischen Schweinsbraten mit Knödel wird's deswegen heute nicht geben. Martin Dietl konzentriert sich bewußt auf eine kleine Handvoll typisch niederbairischer Biergarten- und Wirtshausgerichte. Lieber wenig auf der Karte, das dafür aber sehr gut gemacht! Ehrliche Küche aus besten Zutaten. Mit dieser Maxime kann ich mich anfreunden.

An diesem Samstag also Pulled-Pork-Burger mit zweierlei Pommes Frites und Coleslaw, dem mit Kümmel der niederbairische Touch verliehen wurde. "Neo-Lower-Bavarian Cuisine" wenn man so will.

Spyridoula Kagiaoglou & Martin Dietl
Martin höchstselbst serviert mir - in eigens hierfür angefertigten schlanken Weißbiergläsern, graviert mit dem schwungvollen "Dietl-D" - seine Gottes-Weiße.

Trüb und unfiltriert in einem hellen Karamellton, ähnlich Werthers-Echte-Bonbons, schmückt das Bier sein Glas.

Als Weintrinker bin ich es gewohnt, erst einmal ausgiebig zu schauen und zu schnuppern: Herbe Noten gerösteten Getreides, erahne ich, Pinienkerne und ein Hauch, aber wirklich nur ein Hauch Banane! Wow!

Der Geschmack läßt keinen Zweifel aufkommen, dass es sich hier um ein Weizen handelt. Selten zuvor habe ich ein Weißbier gekostet, das die ureigenste Aromatik eines solchen Bieres so klar zur Geltung bringt. Erdig, getreidig, süffig. Ein großer Wurf, ganz ähnlich dem hellen Lagerbier "12,5", das selbstverständlich ebenfalls im Klosterbräu Oberalteich ausgeschänkt wird.

Der Pulled-Pork-Burger schmeckt hervorragend. Das Fleisch ist butterzart und saftig. Der Whisky, dezent instrumentierte Schärfe und Honigsüße sorgen für rundes Geschmackserleben.

Die Pommes kann man meines Erachtens besser nicht zubereiten und auch der Coleslaw mit dem niederbairischen Kümmel-Einschlag findet eine schöne Balance von knackiger Frische, Süße und Säure.

Am 2. September 2017 werde ich voraussichtlich wieder hier sein.

Dann veranstaltet der Martin das vermutlich größte Souvlaki-Grillfest, das der Gäuboden im 21. Jahrhundert bislang gesehen hat.

Er hat sich kompetente Unterstützung hierfür ins Boot geholt: Spyridoula Kagiaoglou, Grande Dame des griechischen Olivenöls aus Tegernheim, Lieferantin zahlreicher Spitzenköche und renommierte Kochkurs-Dozentin, wird Martin Dietls Staff mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn man den Fans griechischer Küche mit richtigen, das heißt, wie in Griechenlands Tavernen zubereiteten Souvlakia, zeigen will, wo kulinarisch der Hammer hängt: Saftig, gschmackig und zum Reinlegen lecker, statt furztrocken, zäh und fad, wie man die Fleischspießchen bei hiesigen, sogenannten "Griechen" für gewöhnlich zuzubereiten pflegt. Man darf gespannt sein ...

1 Kommentar:

  1. Schöner Bericht, aber müßen die Fotos wirklich so klein wie eine Briefmarke sein?

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