Freitag, 18. August 2017

Zu Besuch bei Müller-Thurgau Maniacs (I): Öko-Weingut Zang in Nordheim am Main

Wenn mich in den zurückliegenden Monaten Müller-Thurgau-Weine im wahrsten Sinne des Wortes geflasht haben, dann jene, die mir Rainer Zang aus Nordheim am Main zugeschickt hat.

Nachzulesen HIER und Anlaß genug, den Schöpfer dieser großartigen, nach strengen Naturland-Standards produzierten Weine persönlich kennenlernen zu wollen.

Es ist stets ratsam, man kündigt einen Besuch im Weingut rechtzeitig an, denn der Weinberg will seinen Herrn bekanntlich täglich sehen. Vier Stunden nahmen sich Rainer und Maximilian Zang Zeit, vier Stunden, die mir ungeheuer lehrreich waren. Das und reich an Genuss! Die Flamme der Leidenschaft für den Wein lodert in beider Augen. Der Vater ist fränkisches Winzer-Urgestein, doch verrät sein ergrauter Pferdeschwanz, dass Rainer Zang kein angepasster Durchschnittswinzer ist und niemals war. Wer seit bald 30 Jahren ökologisch nach den strengen Kriterien von Naturland wirtschaftet, ist keiner, der Angst davor hat, anzuecken ... Der Sohn hat sich erst spät dazu entschieden, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Er absolviert gerade ein Duales Studium in der Pfalz und vertieft die Theorie mit Praxis in einem der angesehensten Weingüter Deutschlands, bei von Winning.
von Robert Bock

Einen Müller-Thurgau habe ich nach einer ausführlicher Kellerführung heute nicht gekostet - dafür aber nahezu die gesamte Palette des Zang'schen Sortiments: Silvaner, Riesling, Weißburgunder, Bronner, Chardonnay und auch eine trockene (!) Auslese vom Traminer. Spätburgunder nicht zu vergessen - besonders beeindruckend war für mich der 2003er aus dem Barrique.

Man muss die Weine von Rainer Zang in Ruhe verkosten. Sie gegen den Durst zu trinken, bezeichne ich als Sakrileg, das mit weniger als zehn Jahren schlechtem Sex zu milde bestraft wäre.

Über ihren Genuß zu sinnieren und zu meditieren, dafür sind diese Weine geschaffen, eröffnen sie doch durch ihren ureigenen, singulären Charakter jedem Weinfreund, der meint schon alles zu kennen, neue Dimensionen der Freude am Rebensaft: Gegen den Strom gemacht und gegen den Strich gebürstet, in der Tradition fränkischen Weinbaus verwurzelt, der Zukunft mutig zugewandt. So stell' ich mir die Weine vor, von denen Kurt Tucholsky sprach, als er meinte, man möchte sie am liebsten streicheln ...

Rainer Zang ist mit einem herausragenden Talent für den Winzerberuf gesegnet - mit einem vergleichbaren Talent zum Vermarkten seiner Weine leider nicht. So schätze ich's persönlich ein und mag mich irren. Zu ehrlich ist er für diese Epoche hohlen Wortgeklingels, zu geradeheraus und er sagt, was er denkt, auch wenn das, was er zu sagen hat, nicht jedem gefallen mag. Rainer Zang ist der Überzeugung, dass gute Produkte für sich sprächen und dass dies doch eigentlich genügen sollte. Von Marketing verstehe ich ein bisschen und sehe das von daher anders ...

Ich habe seine Weine und das wache Blitzen in Rainer Zangs Augen ins Herz geschlossen - und deswegen tue ich das mir Mögliche, ein wenig Werbung für das Zang'sche Weingut zu machen. Aus Überzeugung - nicht weil mich irgendwelche pekuniären Interessen leiten. Meine Überzeugung: Wer bereit ist, sich bewußt und konzentriert auf diese Weine einzulassen, sämtliche Klischees und Vorurteile den Frankenwein betreffend für ein Weilchen auszublenden, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Tor in eine andere Dimension des Weingenusses durchschreiten. Für mich war das ein großes Erlebnis - Euch wünsche ich Vergleichbares.

Ein Vor-Ort-Besuch in Nordheim am Main sei allen weininteressierten Leserinnen und Lesern dringend ans Herz gelegt - er könnte die Sicht auf das Thema Wein grundlegend verändern ...


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